Brauchen wir Opfer?
Ostern ist nahe und damit die Zeit des Osterlamms, das manche zur Erinnerung an Christus, das Lamm Gottes, zu Ostern verspeisen. Das Lamm, traditionell ein beliebtes Opfertier der HirtInnenvölker, symbolisiert dabei sowohl die Unschuld Christi (“Unschuldslamm”) als auch seinen Opfertod (“Opferlamm”).
An Opfer denken wir alle angesichts der nicht abreißenden Enthüllungen der Missbrauchs-Opfer mehr als uns lieb ist. - Allerdings ist “Opfer” ein kompliziertes, vieldeutiges Wort, wie der Vergleich mit anderen Sprachen klarmacht: Das “Musikalische Opfer” von Johann Sebastian Bach heißt auf Englisch “The Musical Offering”, auf Französisch “L’Offrande Musical” und auf Italienisch “L’Offerta Musicale” - nicht etwa “The Musical Victim”, “La victime Musical” oder “La vittima musicale”.
Sicher gibt es zahllose “musikalische Opfer” im Sinne Wilhelm Buschs, der feststellte: “Musik wird störend oft empfunden, dieweil sie mit Geräusch verbunden” - aber das lassen wir jetzt mal beiseite. Was mich interessiert, ist zum einen die Doppelbödigkeit des Wortes “Opfer”, zum anderen die denkwürdige Tatsache, dass die lateinische Bezeichnung für “unfreiwilliges Opfer” mitsamt ihren romanischen Abkömmlingen ein Femininum ist: victima / la victime / la vittima / la victima / la vítima.
Das Duden-Synonymenwörterbuch gliedert die Bedeutungen von “Opfer” wie folgt:
1. a) Opferung. b) Opfergabe. 2. Einsatz, Hingabe, Preisgabe, Verzicht; (gehoben): Aufopferung, Darangabe. 3. Geschädigter, Geschädigte, Leidtragender, Leidtragende, Toter, Tote; (gehoben): Beute.
Als feministische Linguistin stelle ich mit Befriedigung fest, dass neben den Maskulina der Bedeutung (3) (“Geschädigter” usw.) immer auch das Femininum genannt wird, wenngleich an zweiter Stelle, was der alphabetischen Anordnung - und wohl auch der faktischen Besetzung der Opferrolle - widerspricht.
Das Schillern des Opferbegriffs liegt daran, dass auch Menschen zur “Opfergabe” werden können, freiwillig oder gegen ihren Willen.
Wir ehren das freiwillige Opfer: es ist in der christlichen Ethik einer der höchsten Begriffe: Christus, der Schuldlose, opferte sein Leben für uns, die Schuldigen, und wir sind aufgerufen, ihm nachzueifern, so gut es eben geht. Viele Nazi-Opfer opferten ihr Leben im Widerstand, auch im christlichen, und gehören deshalb zu unseren NationalheldInnen, wie etwa die Geschwister Scholl. Wir trauern um die unfreiwilligen Opfer (victims) - von Erdbeben, Unfällen, von Gewalttaten, um die Opfer von Kriegen, Krankheiten, Todesopfer ganz allgemein. Die meisten Nazi-Opfer wurden einfach kollektiv abgeschlachtet oder vergast, für sie gibt es keine Denkmäler, sondern Mahnmale. Wir verabscheuen die Opfer, die zugleich Täter sind und als Selbstmordattentäter oder Amokläufer andere mit in den Tod reißen.
Die Frage ist natürlich, weshalb Opfer überhaupt notwendig sind. Am Ursprung der rituellen Opferungen steht ja die archaische Idee zorniger Götter, die durch Opfergaben besänftigt werden müssen, und wenn es der eigene Sohn ist, der dafür herhalten muss. Die Götter sind also sadistisch bis korrupt, der alttestamentarische etwa erfreute sich an der Angst Abrahams und Isaaks, die Götter der Maya verlangten Unmengen grausam gemordeter Menschen als Opfer, andere lassen sich durch Geschenke bestechen wie unsere korrupten Politiker.
Opfer müssen - wie jede Bestechung - kostbar sein, um zu wirken, und am kostbarsten sind Menschenleben. Bei Tieropfern sind natürlich die weiblichen Tiere in der Regel kostbarer als die männlichen: “Unter zwei huntert kalben soll man nicht uber zwei stierlein behalten” heißt es im Grimmschen Wörterbuch. Dieser Sachverhalt erklärt vielleicht die Weiblichkeit von lat. victima. Bevorzugt als Tieropfer - weil eben das größere Opfer - waren die weiblichen Exemplare der Gattung.
Der Opferbegriff spaltet sich auf ins Heroische auf der einen und Schreckliche auf der anderen Seite. Wenn ich mich selbst opfere, bin ich eine Heldin, wenn ich andere gegen ihren Willen opfere, mache ich mich schuldig, mache ich sie zum Opfer, viktimisiere ich sie.
Eine Möglichkeit, das eigene Leben zum Opfer zu bringen ist, es einem “höheren Zweck” zu weihen, z. B. der katholischen Kirche (“Priesterweihe”). Priester und Nonnen weihen ihr Leben der Kirche, sind Opfernde und Opfer zugleich, und während sie als Opfernde heroisch sein mögen, vergehen sie sich an sich selbst, indem sie sich einer überholten und moralisch fragwürdigen Institution “weihen”, d.h. ausliefern.
Die Wörter “Weihe” und “victima” gehen auf dieselbe indogermanische Wurzel *wig zurück. Von hier zu der bekannten verhängnisvollen Karriere des Opfers, das zum Täter wird, ist es nur ein kleiner Schritt. Die männlichen zu Tätern mutierten Opfer vergehen sich eher an anderen, die weiblichen eher an sich selbst. Aber auch Frauen sind zu allem fähig, wie die Geschichte der irischen Magdalen Asylums für “gefallene Mädchen”gezeigt hat, über die Peter Mullan den erschütternden Film “Die unbarmherzigen Schwestern” (2002) gedreht hat.
Aber schuld, so scheint mir, ist die schädliche Idee des Opfers selbst, insbesondere die Idee des heroischen Selbstopfers. Sie bedarf im Zeitalter der Selbstmordattentäter und Missbrauchspriester einer gründlichen Revision.
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12 Kommentare
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18.03.2010 um 08:51 Uhr Dürr
@Evelyn: Nochmals, ganz langsam und zum Mitschreiben: ich rede nicht von hier mitdiskutierenden Personen. Was Sie sagen, weiss ich längst. Nur: Ihre Meinung geht exakt Richtung patriarchales Denken und Handeln: Erst eine Ideologie mit Wertekanon und Verhalten aufstellen und dann ein Denkverbot. Aber das ist es eben gerade NICHT und niemals, was diese Frauen wollen - sollte ich auch nur einen Bruchteil dessen, was sie schreiben und denken und wollen, begriffen haben!
Im Uebrigen ist es ja gerade DAS, was Frauen ausmacht: Wir handeln über den Verstand.(...und wo kein Herz ist, ist auch kein Verstand…) Der Verstand ist lebensfreundlich gesteuert und soweit die Neurologie dies bis heute erforscht hat, dürfte diese Steuerung ein genetisches Programm sein. Die Werte der Frauen ist Lebenserhaltung und Lebensfreundlichkeit. Anne hat das in anderer Form im “Opfer-Täter-Blog” formuliert. Opfer braucht, wer an die grundsätzliche Schuldhaftigkeit (z.B. Erbsünde) der Menschen glaubt. Das Annehmen des Menschen, also die liebende Annahme des Kindes durch seine Mutter, schliesst dies aus. Dies muss später durch Indoktrination - meist über irgend einen strafenden Gott - erst eingeführt werden, was zu dem führt, was wir kennen - und auch hier im Blog antreffen. Menschen werden früh seelisch so geschädigt, dass sie sich selber nicht mehr annehmen und dann alle möglichen “Handstände” vollführen, nur um anerkannt, geliebt zu werden. Das geht von (heute gesellschaftlich positiv angenommenen Exzessen) der Goldmedaille über ökonomische Karrieren bis hin zum (gesellschaftlilch abgelehnten) Gangsterboss. Alles nur um “als braves Kind” (endlich) angenommen zu werden. Beide Extreme verschwenden lebensnotwendige Energien und Ressourcen, die anderswo fehlen und damit Schaden anrichten. Auch das sind “Opfer”, sie werden bloss nicht so genannt.
Es ist ein Märchen, dass Menschen Opfer brauchen, weil sie schlecht sind. Es ist genau umgekehrt: Menschen werden schlecht gemacht und deshalb kommt auch die Opfer-Figur ins Spiel. Die wenigen noch existierenden Matriarchate beweisen dies eindrücklich.
Es ist allerdings ein unendlich mühsamer und schmerzhafter Prozess, die Auswirkungen der Indoktrination des Schuldig-Seins auf- und wegzuarbeiten, sich vom patriarchalen Gut und Böse zu lösen und zurück zum natürlichen Recht auf Leben zu gelangen.
“Menschenrechte feministisch weiter auszuarbeiten” ist patriarchal, weil die patriarchalen Ideologien und deren (Un-)Werte und (Un-)Moral es bis Hitler, Stalin und den 2. Weltkrieg getrieben haben, wobei Hitler und Stalin Anfänger waren im Vergleich zu dem, was die kath. Kirche an Menschenleben gemordet, “geopfert” hat! Es fängt damit an, dass ein Kind, das auf die Welt kommt, damit schon natürlicherweise ein Recht auf Leben hat. Wenn das keine Selbstverständlichkeit mehr ist, sind wir eben schon bei der Notwendigkeit, Opfer zu bringen. Anders formuliert: Feministische Menschenrechte sind nicht anders als die patriarchalen: nämlich KEINE Selbstverständlichkeit. Wenn aber das Recht auf Leben eine Selbstverständlichkeit wäre/sein könnte, bräuchte man die anderen MR auch nicht mehr offiziell und feierlich zu deklarieren, denn sie leiten sich unmittelbar vom ersten ab. Die fehlende Selbstverständlichkeit des Rechts auf Leben ist der Ursprung des gesamten Elends. Und es ist die Schändlichkeit derer, die so tun, als wären sie besonders menschenfreundlich, wenn sie sich dafür einsetzen. Die kath. Kirche ist wenigstens so ehrlich, die Menschenrechte abzulehnen. Da weiss man, was man hat! (Wen man dies zur Kenntnis nehmen wollte…)
lg Dürr
17.03.2010 um 22:17 Uhr Evelyn
Es gibt keine feministische Praxis ohne Wertediskussion - dies gilt auch für die “Frauensolidarität”, die in einem solchen Diskurs begründet und beheimatet ist. Außerdem: Prof. Pusch und Dr. Kessler sind kein Teil eines elitären universitären “Elfenbeinturms”, sie leben und lehren Philosophie in der Praxis, Sprachphilosophie und Wertephilosophie - und das seit Jahrzehnten. Die eine ist aus der Universität herausgemobbt worden (wegen feministischer Fragestellungen), die andere will - trotz Angeboten - nichts mit patriarchalen Universitätsstrukturen zu tun haben - beide leben ökonomisch frei, d.h. unternehmerisch, von ihrer Köpfe Arbeit - mit allen Härten der Lebenspraxis. Was wir den Frauen im “Elfenbeinturm” alles zu verdanken haben - z.B. die Feministische Linguistik - zeigt das breite Spektrum in dem Buch “Frauen denken anders” von Marit Rullmann und Werner Schlegel (suhrkamp taschenbuch): Forschung und Denken, aus dem die ganze feministische Praxis schöpfen kann und es auch immer getan hat!
17.03.2010 um 18:11 Uhr Dürr
@Evelyn: Hoppala!! 1. waren keine hier diskutierenden Personen gemeint, sondern der gehobene Klerus, der diese Begriffe dauernd im Munde führt.
2. habe ich eine Perspektive in “Opfer und Täter” dargestellt und mehrfach Zustimmung erhalten. Da Sie dort auch mitdiskutierten, setzte ich voraus, dass Sie davon Kenntnis haben.
3. Es ist exakt die kath. Kirche samt deren Verteidiger, die sich immer auf die Menschenwürde berufen, die sie selber aufs Unerhörteste missachten. (Siehe Menschenrechte, die - ich wiederhole es - die die christliche Ideologie als das entblössen, was sie ist: Ein Machtinstrument der Männer.) Gegenentwurf: Siehe oben. Ich bleibe dabei: Hier von Transzendenz zu reden, scheint mir doch eher gewagt.
4. Die Alternative ist: Zunächst: die Entmachtung dieser katholischen Männerhochnburg durch Entzug der materiellen Basis (so, wie die Männer es mit uns Frauen machen): Nicht mehr (Kirchensteuern) zahlen. Sodann: Frauensolidarität -auch dann, wenn eine mal querschiesst oder man nicht mitbekommen hat, was genau sie will - indem diese Kirchensteuern an Frauen weitergegeben wird, die weniger oder gleich wenig haben, wie man selbst. Im Weiteren: Nochmals Frauensolidarität üben, indem frau immer dann, wenn sie etwas braucht, zuerst und grundsätzlich einer Frau/einem Frauengeschäft die erste Chance gibt (Aerztinnen, Friseusen, Blumen-, Kleider- .. usw.-Geschäfte…), damit Frauen endlich wirtschaftlich unabhängig werden von den Spermienspendern der Kinder. Ausserdem: Die Töchter und jungen Frauen auf eigene Füsse stellen, Lebensmodelle fördern, die von Männern unabhängig sind. Und schliesslich: Politisch NUR noch Frauen wählen, bis Frauen jene kritische Masse in Parlamenten (Gesetzgebung!) und Regierungen sowie Gerichten haben, dass sie ohne Rücksicht auf die ewiggestrigen Herren das tun können, was zum Wohle aller zu tun wäre.
Diese Vorschläge und Anregungen schreibe ich hier nun mindestens zum 10. Mal! Trotzdem: Ich hoffe, dass es bei Ihnen auf fruchtbaren Boden fällt, weil: eine feministische Philosophie aus dem Elfenbeinturm der Universitäten gibt es schon lange, bloss hilft sie schlicht nichts.
lg Dürr
17.03.2010 um 13:47 Uhr Evelyn
@ Anne
Ich stimme Dir in Deinen Überlegungen vollkommen zu. Zunächst einmal sind die tatsächlichen historischen Begebenheiten um das Leben eines Jesus von Nazareth mehr im Dunkeln als im Licht. Teile der Botschaft sind uns erhalten, nur darauf können wir uns stützen, deshalb mein Hinweis auf die ursprüngliche Liebesphilosophie. Dann ist es aber ebenso gut beobachtet, dass die kirchlichen Versionen der Überlieferung so gut wie keine Strahkraft als gesellschaftliche Wertebasis haben - vom Verbrechen der Finanzkrise bis hin zur Gewalt gegen Frauen allerorten auf der ganzen Welt, hat sich in allen wesentlichen Aktionsfeldern nichts durchsetzen können. Wie wir sehen s p r i c h t die Kirche zwar von der Liebe, aber sie lebt sie nicht. Was folgt für mich daraus: Gerade als Feministinnen, die wir ja das pervertierte Handeln erstens anders leben wollen, zweitens argumentativ aushebeln wollen und drittens mit einem Gegenmodell gänzlich verändern wollen, brauchen wir eine feministische Philosophie, d.h. auch eine Wertebasis, die ich z.B. überall suche, bis ich fündig werde. Nur diese Wertebasis kann uns stärken, ermutigen und ermächtigen aufrecht in die Gesellschaft hineinzuwirken: In der Tat für ein humanes und friedliches Dasein. Warum sich nicht das Beste zu einem solchen Modell zusammenfügen - was spricht dagegen? Kultur hat sich ja überhaupt nur durch kreatives Anknüpfen an gute Ideen und gutes Können weiterentwickelt, so können wir bei einer feministischen Kultur ebenso verfahren. Gerade Luises Biographien-Datenbank zeigt uns ja, dass wir jetzt schon an eine solche reiche kulturelle Vorgeschichte anknüpfen können. Die Frauenbiographien, die ich gelesen habe, geben mit bis heute Kraft. Ein Wertespektrum wie das von Christina Kessler (für eine westliche Kultur geschrieben auf der Basis eines weltweiten Vergleichs von Wertesystemen) liefert mir eine Grundlage und der trainierte feministische Blick kann in der Tat eine gute Ausrichtung hinzufügen. Eine Liebesphilosophie verträgt sich nicht mit Machtmissbrauch, das wird sogar die Kirche erkennen müssen (die mich ansonsten nicht weiter interessiert). Genauso habe ich aber als global interessierte Feministin die Möglichkeit, mir verschiedene Wertesysteme und Kulturleistungen von Frauen anzuschauen, zu vergleichen und auszuwählen. Dabei nehme ich dann z.B. wahr, dass es auch im Buddhismus ein Ringen der Frauen um Wertschätzung, Deutungshoheit und Mitwirken gibt - wie in anderen religiös-kulturellen Zusammenhängen auch. Fazit: Knüpfen wir an das an, was wir schon haben, was uns zur Verfügung steht aus einem globalen Fundus ... und erweitern wir z.B. die Menschenrechte feministisch weiter: Da ist noch viel zu tun!
17.03.2010 um 10:17 Uhr Anne
@ Evelyn
danke für die hinweise zu Kristina Kessler und Flower A. Newhouse - von beiden hatte ich noch nicht gehört.
meine gedanken betrafen die zweifel zum (opfer-)tod Jesus Christus und die deutung; denn niemand weiss, wie Jesus selbst seinen gang i.d. tod und sein sterben aufgefasst hat. wie ich gelesen habe, war/ist die deutung seines todes/auferstehung umstritten - auch in der theologie. vieles i.d. bibel beruht doch auf überlieferungen, legenden- oder mysterienbildung (wundertaten z.b.) - hinzu kommen übersetzungs- und deutungsfehler (u.a. jungfrau/junge frau) - es heisst “jede übersetzung eine interpretation, die hinweise auf kultur (opferideologie) und vorstellungskraft des übersetzers gibt.”
brauchen wir eine religion/philosophie (göttliche zeugung) die sich auf eine höherwertige , überirdische , angeblich vollkommene wesenheit bezieht - ich frage mich, ob die menschl. lebewesen so ausgerichtet sind, ihren egoismus, neid, habgier, eifersucht etc. dauerhaft zu überwinden. das betrifft auch den umgang mit der tierwelt, die wir ausbeuten, für grausame tierversuche benutzen und als nahrungsquelle nutzen.
patriarchale denk- und verhaltensmuster, grausamkeiten wie frauen/kinder-handel, das geschäft m.d. menschenverachtenden pornographie, prostitution, bilder, filme exessiver gewalt, gewaltverherrlichung i.d. medien, internet usw. usw. haben sich so fest etabliert - frau trifft ständig auf widerstände bei menschen (zumeist männer), die all dieses verharmlosen und nicht darauf verzichten wollen.
die liebesphilosophie sollte eine befreiung für ein humanes, friedliches dasein sein - die liebesphilosophie im christentum dagegen zeigt leider auch eine andere realität..
llg Anne
16.03.2010 um 20:39 Uhr Evelyn
@ Dürr
“Wer solcherlei transzendent nennt ist bekifft oder hat nie eine Frage gestellt.”
Da ich hier das Wort Transzendenz eingeführt habe, fühle ich mich berufen zu antworten:
1. Ich finde eine solche Abwertung, ja Beschimpfung von Mitdiskutantinnen in Luises Blog so niveaulos, dass ich mich frage, was da wohl für eine frauenbewegte Persönlichkeit dahinterstecken mag. Das ist eine Disqualifizierung für die Debatte hier.
2. Atheismus ist eine freie individuelle Entscheidung, Ihre Entscheidung, der eine ebensolche freie Entscheidung für ein Interesse an Transdenzenz und Glauben gegenübersteht. Die einzig werteverträgliche Diskussionsbasis ist Respekt, den dieser Beitrag leider vollkommen vermissen lässt.
3. Gesellschaftspolitisch ist der Beitrag völlig nutzlos: Zum einen ist die Kritik an der Institution Kirche und ihrer Verbrechen sowie ihrer patriarchalen Glaubensausrichtung hinlänglich bekannt und führt in der bloßen Wiederholung keinen Schritt weiter. Zum anderen ist die Haltung, die sich in diesem Beitrag zeigt, eine sehr wohl zu überdenkende Ignoranz gegenüber Milliarden von Frauen, die mit und in einer Religion leben und damit auch ihre Würde leben wollen. Damit handelt es sich um einen Frontalangriff auf die Menschenwürde der “verdummten Gläubigen” - weltweit.
Darüber hinaus zeigt Ihr Beitrag, dass Sie die anderen Beiträge entweder nicht richtig lesen oder schlimmer noch, überhaupt nicht verstehen. Ich habe mich für das geistige Opfer ausgesprochen, weil es - bei Kenntnis des inneren Kerns der christlichen Religion - dabei um Widerstand gegen Verheerungen unserer patriarchalen Gesellschaften handelt. Eine etwas andere, aber im Kern sehr änliche Basis zeigt der Buddhismus. (Zur weiteren Beschäftigung mit den Themen habe ich Literaturangaben gemacht und die Bereitschaft gezeigt, kurze Materialien beizusteuern.) Abschließend stelle ich fest, dass in Ihrem Beitrag nicht ein Funken an Gegenmodellen aufblitzt, wodurch Ihre persönliche Sicht auch noch niederschmetternd ist, d.h. sie zeigt keine Alternativen auf, eröffnet dem Feminismus keinen Möglichkeitsraum, wo er sich hinwenden oder weiterentwickeln könnte und ist in der Kampfform von einer patriarchalen Kritik nicht zu unterscheiden: respektlos, inspirationslos, ohne Perspektive für einen weltweiten Feminismus, der in erster Linie Vielfalt befürwortet und schützen will - so what?
16.03.2010 um 16:54 Uhr Dürr
Merkt eigentlich niemand, wie pervers diese ganze Opferdiskussion ist? Keine Ideologie - und das Christentum IST eine Ideologie und hat mit Göttlichkeit oder gar Transzendenz nichts, aber auch gar nichts zu tun - hat soviel Leid, (Völker-)Mord, Totschlag, Verrat, Lug und Betrug und insgesamt Elend hervorgebracht, wie ausgerechnet die Religion der Liebe. (Ich setze bewusst keine Anführungsstriche, weil ich hier bloss das übliche, heuchlerische Gelaber des Klerus, bzw. der verdummten Gläubigen wieder gebe.) Jeder einigermassen normal denkende Mensch muss die ungeheuerlichen Widersprüche in der Lehre (Leere wäre treffender) des Christentums bemerken, muss merken, welch lausiges Gottesbild hier präsentiert wird (passt zu denen, die es geschaffen haben…), wie menschlich/human (das ist ein Schimpfwort, weil Tiere ihrer eigenen Art solche Dinge, wie sie in den christlichen Gesellschaften üblich waren und sind, nicht antun) das Zusammenleben gestaltet wird, dank dem Einfluss des Christentums. Wer solcherlei transzendent nennt ist bekifft oder hat nie eine Frage gestellt.
Ein paar Hinweise:
Wie verträgt sich ein allliebender Vater mit dem grauenhaften, sadistischen Opfertod seines Sohnes?
Wie kann der Schöpfer der Welt die Hälfte der Menschheit als Ursprung allen Uebels schaffen? Wieso kommt der Allmächtige dem Elend durch den Teufel nicht bei? Was für eine Liebe ist das, die man sich erst verdienen muss, um dann doch in der Hölle zu landen, weil der, welcher mich geschaffen hat, ein Pfuscher ist? usw. usf.
Ob Jesus tatsächlich gelebt hat, ist historisch nicht bewiesen. Aber es ist bewiesen, dass die daraus entstandene Religion, bzw. deren Führer von Anfang an mit Lug und Betrug und Gewaltanwendung operiert haben. Sie haben alles ausgerottet, was einer Gemeinschaft zu Gute kam, weil unter der Führung der Frauen alle versorgt wurden. Es gibt nicht ein einziges Verbrechen, keine Schändlichkeit, Untat und/oder moralische Sauerei, die die kath. Kirche nicht tausendfach begangen hat.
Fazit: Die Notwendigkeit, tausendneunhundertachtundvierzig Jahre nach der christlichen Zeitrechnung und Herrschaft die Menschenrechte erklären zu müssen, ist die öffentliche Bankrotterklärung aller monotheistischen Religionen.
Und damit wissen wir, dass es Opfer nur braucht, um den Sadismus der Oberen dieser Religionen zu befriedigen.
lg Dürr
16.03.2010 um 09:46 Uhr Christa Stahel
Christa, 16.03.10
Zum Thema Opfer empfehle ich das Buch “Luzifer und die Bestie” von Franz J. Hinkelammert. Er schreibt als Freiheitstheolge eine fundamentale Kritik jeder Opferideologie. Wir brauchen keine Opfer. Ausgenommen Opfer von Naturkatastrophen- da haben wir keinen Einfluss.