Aufräumen nach dem Shitstorm, 2. Teil: Dürfen Frauen um Frauen trauern?
Fast gleichzeitig mit den Menschen im Flug U49525 starb eine fast gleich große Menge von Menschen durch Selbstmordattentate im Yemen (20.3.) und in Garissa, Kenia (2.4.). Wir alle waren betroffen und aufgewühlt wie immer bei solchen Schreckensnachrichten - aber die Betroffenheit hielt sich, verglichen mit der über Flug U49525, doch in Grenzen, gerade auch in den Medien. Warum? Ich vermute, weil diese Katastrophen nicht so viel mit UNSERER Identität zu tun hatten. Ja, wir sind alle Menschen und als solche betroffen, wenn andere Menschen sterben. Vor allem, wenn es so viele Menschen auf einmal sind. Aber wenn viele Deutsche auf einmal sterben, die mit unserer deutschen Lufthansa flogen, dann geht uns das näher, weil es uns näher ist.
Bei der Berichterstattung über den Flug U49525 wurde immer wieder eine Gruppe besonders hervorgehoben: Die Schulklasse aus Haltern und ihre beiden „Lehrer“. Irgendwann, ziemlich spät, wurde korrigiert: Es waren Lehrerinnen. Weiterhin wurde aber nur von „Schülern“ geredet. Ich dachte mir, das können nicht alles Schüler gewesen sein, sicher waren auch Schülerinnen darunter, besonders, da es sich um eine Sprachklasse handelte. Ich recherchierte im Internet und fand schließlich eine Namensliste der getöteten Schülerinnen und Schüler in der New York Times. Und dann eine weitere Namensliste in einer Traueranzeige aus Haltern.
Ich war selbst erstaunt, dass diese „16 Schüler“ - eine Formulierung, die ich bis dahin ausschließlich gelesen hatte - in Wahrheit 14 Schülerinnen und 2 Schüler waren. Wie schon seit 35 Jahren der Kritik am sog. generischen Maskulinum fragte ich mich: Was wäre im umgekehrten Fall - wenn also diese jungen Menschen in den Medien fortwährend als „Schülerinnen“ bezeichnet worden wären? Ich bin sicher, das wäre allgemein als höchst unpassend, ja als Verhöhnung der beiden männlichen Opfer verurteilt worden.
Ein Vorwurf, der mir dann während des Shitstorms dauernd gemacht wurde, lautete: "Wie kann man nur bei einer solchen Katastrophe weibliche und männliche Opfer auseinanderhalten wollen? Es waren Menschen, MENSCHEN, die gestorben sind - warum begreifen Sie das nicht in Ihrem feministischen Wahn?" Einige formulierten es drastischer: „Ob Schülerin oder Schüler, ist doch egal. Tot ist tot.“ Diese Kritiker übersehen und übergehen den Unterschied zwischen neutralen Ausdrücken wie „Opfer“, einigermaßen neutralen Ausdrücken wie „Menschen“ und pseudoneutralen „generischen Maskulina“ wie „Lehrer“ und „Schüler“. Generische Maskulina sind nicht neutral, sondern erzeugen in unseren Köpfen männliche Bilder. Sie erschweren, ja verdrängen den Gedanken an Frauen.
Zur Erinnerung: Ich hatte in meiner Glosse geschrieben:
Die Lufthansa sucht verzweifelt nach Massnahmen, um Katastrophen wie die mutmaßlich durch ihren Germanwings-Co-Piloten verursachte in Zukunft auszuschließen oder wenigstens unwahrscheinlicher zu machen. Auf das Nächstliegende - Frauenquote im Cockpit erhöhen - kommt niemand. Wieso nicht? Es wird derselbe blinde Fleck sein, der aus den beiden getöteten Lehrerinnen aus Haltern „Lehrer“ und aus den 14 getöteten Mädchen und zwei Jungen „16 Schüler“ macht.
Dass Frauen die Lösung sein könnten, fiel niemandem ein, genau so wenig, wie mal danach zu fragen, wie viele Mädchen denn unter den getöteten „16 Schülern“ aus Haltern waren.
Als feministische Linguistin stelle ich die Frage nach sprachlich unterschlagenen Frauen routinemäßig, ob bei „Malern aus Haiti“ oder „russischen Dissidenten“. Wie oft habe ich nach der Veröffentlichung meiner Glosse gehört, dass die LeserInnen zutiefst verstört waren, weil unter der Formulierung „16 Schüler“ 14 Schülerinnen begraben waren, für deren wahre Identität sich niemand interessiert hatte. Nicht einmal gefragt oder nachgedacht zu haben, bedrückte tatsächlich sehr viele. Andere fingen an, erstmals über die Wirkung der deutschen Männersprache auf ihre Vorstellungen nachzudenken.
Auf die Frage „Haben Sie denn jeglichen Anstand verloren, nach Schülerinnen und Schülern zu unterscheiden?“ antwortete ich mit einer Gegenfrage: „Warum werden wir immer sorgfältig und fortlaufend darüber unterrichtet, wie viele Deutsche unter den Opfern waren?“
Erst hörten wir: 67, dann 75, dann 72. Da wird also ein Informationsbedürfnis vorausgesetzt und bedient, das vor allem an der Nationalität interessiert ist. Darüber hat sich NIEMAND aufgeregt und empört nachgefragt: Finden Sie etwa deutsche Opfer schlimmer als spanische oder japanische?
Eine Information, die wir besonders bei Terroropfern regelmäßig geliefert bekommen, lautet etwa so: „Dem Terroranschlag fielen 160 Menschen zum Opfer, darunter viele Frauen und Kinder.“ Bei Flugzeugunglücken oder Schiffsunglücken bekommen wir diese Info in der Regel nicht. Was also bezweckt diese Information im Kontext Terroranschlag? Sie suggeriert, dass die rücksichtslose Tötung „unschuldiger“, „wehrloser“ Frauen und Kinder besonders widerwärtig ist. Wir sollen folgern: Die Terroristen sind wirklich Monster.
Ich fand diese Art der selektiven Information über Alter und Geschlecht der Opfer schon immer fragwürdig. Waren die getöteten Männer in diesem Kaufhaus oder bei jener Sportveranstaltung nicht genau so wehrlos und unschuldig wie die Frauen? Ist ihr Leben weniger wert als das der Frauen und Kinder? Konnten sie ruhig getötet werden?? Nein! Aber genau das suggerieren solche Sätze.
Bei der Trauerveranstaltung im Bundestag sprach Norbert Lammert, fast tränenerstickt, von den „vielen jungen Menschen“, die getötet wurden. Gemeint waren die „16 Schüler“ aus Haltern - und niemand warf ihm in der Folge vor, die nicht mehr so jungen Menschen seien ihm wohl „total egal“ gewesen. Welcher „Jugendwahn“ mochte denn den alten Mann plötzlich befallen haben? Nein, man verstand, dass es ihn schmerzte, dass die jungen Menschen so früh ihr Leben verlieren mussten.
Dies alles sind also Spezifikationen der Opfer, die erlaubt sind. Die Frage nach den Schülerinnen unter den „16 Schülern“ war dagegen nicht erlaubt. Das war vielmehr fanatischer Feminismus. Will mann uns wirklich vorschreiben, dass wir, als Frauen, nach toten Lehrerinnen und Schülerinnen nicht einmal fragen dürfen?
Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr erinnert mich dieses herrische Verbot an andere Regulierungen unserer Gefühle für Frauen. Über die Geburt eines Mädchens durften wir uns jahrhundertelang (in vielen Ländern bis heute) nicht freuen. Weil ein Mädchen in mancher Herren Ländern so viel weniger wert ist als ein Junge, werden weibliche Föten gezielt abgetrieben. In Asien fehlen 100 Millionen Frauen. (1) Der Frauenmangel führt dort inzwischen zu Frauenraub in großem Stil. Empathie mit Angehörigen des eigenen Geschlechts wird den Frauen, die ihresgleichen abtreiben müssen, gezielt ausgetrieben. Sonst könnten sie das nicht tun.
Im Geschichtsunterricht haben wir gelernt, was für eine Schmach es für die Königin war, wenn sie schon wieder eine Tochter statt des ersehnten Thronerben geboren hatte. Als Paradebeispiel können die Frauen Heinrichs VIII. gelten. Wenn eine Frau also ihresgleichen gebar, war das lange Zeit ein Grund, sie als Versagerin zu beschimpfen. Für Frauen selbst ein Grund, sich zu schämen. Der Frauen- und somit Selbsthass wurde den Frauen anerzogen.
Ich arbeite gerade an einer Kurzbiographie über Charlotte Brontë; im nächsten Jahr feiern wir ihren 200. Geburtstag. Ihr Vater war im Jahre 1848 über den Tod seines trunk- und drogensüchtigen einzigen Sohnes so untröstlich, dass er kaum bemerkte, wie gleichzeitig seine Töchter Emily und Anne der Schwindsucht erlagen. Emily und Anne Brontë hatten Weltliteratur geschrieben, genau wie Charlotte, aber das zählte nicht. Der Sohn stand dem Herzen des Vaters nun mal näher. Ohne seine drei Töchter wäre Patrick Brontë längst vergessen.
Vor 32 Jahren veröffentlichte ich eine Analyse der Beispielsätze des Duden-Bedeutungswörterbuchs. Titel: „Sie sah zu ihm auf wie zu einem Gott: Das Duden-Bedeutungswörterbuch als Trivialroman“. (2) Der Befund, der mich am meisten erschütterte, war, dass NIEMALS zwei Frauen zusammen in einem Satz vorkamen. Männer interagierten miteinander im Guten wie im Bösen, Frauen kümmerten sich um die Kinder, den Gatten und den Haushalt - NIEMALS hatten sie mit anderen Frauen auch nur das Geringste zu schaffen. Er zeigte ihm Ansichtskarten von Berlin hieß ein Satz. „Sie zeigte ihr Ansichtskarten von Berlin“ - so etwas gab es nicht! Die Beispielsätze des Duden waren ein Querschnitt aus dem deutschsprachigen Schrifttum der vorangegangenen 150 Jahre und somit extrem aussagekräftig.
Die großen Trauernden in der Kunst sind Frauen - sie klagen in der Regel um tote Krieger, ihre eigenen Söhne. Antigone trauert um ihren Bruder Polyneikes. Und die allergrößte Trauernde, der Inbegriff der trauernden Frau, ist natürlich Maria. Sie trauert um ihren toten Sohn Jesus. Die Pietà-Statuen, auf denen uns die in unserer Herrenkultur für Frauen erlaubte Trauer vorgeführt wird, gehen in die Tausende, wenn nicht Hunderttausende.
Es scheint, dass die Gefühle und Interessen der Frauen um den Mann kreisen sollen. Wir sollen keine Götter haben neben ihm. Schweift die Frau ab und interessiert sich für ihresgleichen, so wird das übel vermerkt. Oder mit Hass verfolgt. Aber die Sprache ist schon mal vorsorglich so angelegt, dass wir nicht so schnell vom rechten Pfade abweichen: In unserer Männersprache wird jede weibliche Gruppe sprachlich zu einer männlichen Gruppe, sowie nur ein einziger Mann oder Junge hinzukommt. Wie z.B. bei den “16 Schülern“ aus Haltern.
Ich las neulich Charlotte Links Buch Sechs Jahre über den Tod ihrer Schwester, der sie völlig aus der Bahn warf. Ein erschütterndes, lesenswertes und ungewöhnliches Buch. Trauert da doch tatsächlich eine Frau um eine andere Frau!
----- (1) Ockrent, Christine. Hg. 2007. Das Schwarzbuch zur Lage der Frauen: Eine Bestandsaufnahme [=Le livre noir de la condition des femmes]. Koordination von Sandrine Treiner. Mit einem Vorw. von Maybrit Illner. Aus dem Franz. von Enrico Heinemann. München; Zürich. Pendo. (2) Nachdruck in: Pusch, Luise F. 1984. Das Deutsche als Männersprache: Aufsätze und Glossen zur feministischen Linguistik. Frankfurt/M. edition suhrkamp 1217. S. 135-144. •••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••
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21 Kommentare
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23.04.2015 um 10:21 Uhr Klaus
mycroft:
Bzgl. “liegt daran, dass Journalistinnen und Journalisten auch nur Menschen sind”
Journalistinnen und Journalisten sind nicht dumm aber sie müssen in der Sprache schreiben, die die Blattlinie vorgibt.
Auf der einen Seite müssen Stellenausschreibungen geschlechtsneutral formuliert werden und auf der anderen Seite werden MedienkonsumentInnen mit einer nicht mehr zeitgemäßen Sprache konfrontiert. Medien scheinen somit zu dürfen, was in der Arbeitswelt verboten ist.
Um das Gesetz auf “Jetzt passt’s” zu korrigieren, müsste ein sogenanntes “Levelling up” her.
Bzgl. “Ich flippte weder aus, noch kenne ich die Ausflipper/Innen”
Das scheint ein Generationsgschichtl zu sein und sehr viele Männer brauchen sich diesen Schuh sowieso nicht anzuziehen.
Anscheinend ist eine lernresistente Alte-Männer-Minderheit bis heute beleidigt, weil sie -seit den 70ern- nicht mehr die Polizeigewalt über den Haushalt hat => straffrei Kinder schlagen, straffrei eheliche Pflichten erzwingen, straffrei Pflegerinnen und Haushaltshilfen belästigen
Die dürften nun das Internet entdeckt haben, um ihre schlagkräftigen “Argumente” -aus dem vorigen Jahrtausend- wieder aufleben zu lassen.
Es wird schon kein Zufall sein, dass immer mehr Söhne und Töchter jeglichen Kontakt zu ihren Eltern abbrechen ;-)
Bzgl. “Neutren”
Haben die JournalistInnen die Informationen, dann will ich das gesamte Paket (Bin schon groß und vertrage die Wahrheit)
Haben sie die Informationen nicht, dann haben sie schleißig recherchiert und dürfen sich ihr Dingsda an den Hut stecken.
“Neutren” ist für mich wie: “Einen Vortrag runtermurmeln und dabei niemandem in die Augen schauen zu *dürfen*!”
Die Zeit “Hey, ... hast du gerade meine Alte angeschaut?” scheint ja wieder schwerst in Mode zu kommen :)
Abschließende Frage: Welchen Bildungsauftrag erfüllen Väter, die ihren Söhnen lehren, dass sie keine Frauen anzusprechen haben?
22.04.2015 um 13:07 Uhr Lena Vandrey
@ Luise
Liebe Luise,
Eine kleine Meldung, die nicht ganz zum Thema passt, aber da sie das Internet betrifft, fühlen wir uns verpflichtet, Dir diese Neuigkeit zu unterbreiten: Die Gesellschaft für Autoren-Rechte (ADAGP in Paris) lässt uns wissen, dass die Staats-Sekretärin für Kunst und Kultur -also das Kulturministerium- die Absicht hat, alle Bilder, Skulpturen, Collagen, Gemälde, Fotos, Videos und Filme im Internet zur kostenlosen Nutzung freizustellen. Keine Zahlungen mehr, keine Kontrolle! Ob diese gemeine Absicht auch für Texte gilt? Immerhin ist ein Text ein Schriftbild, und aus jedem Text kann ein Bild gemacht werden, beispielsweise als Collage. Die Nutzung dürfte in den seltensten Fällen favorable für die AutorInnen sein, das Urheber-Recht bekommt ganz einfach eins über’s Ohr!...
Sollte dieses schäbige Unterfangen Erfolg haben, so würde die Welt so aussehen, wie wir sie gekannt haben, bevor wir Mitglieder der ADAGP wurden: In einem ARTE-Film, der auch im Internet läuft, bin ich zu sehen ohne Namensnennung, Genehmigung und Honorar. Die Zeitschrift “Petra” brachte eine Reportage über mein Atelier ohne Erlaubnis, ohne Honorar. Ein Museum in Sankt-Gallen benutzte ein Bild für ein Plakat ohne Namensnennung, ohne Honorar, auf einem Einladungs-karton waren meine Daten zu lesen ohne mein Einverständnis und in einem Katalog befand sich ebenfalls ein Abdruck. Diverse Male wurden Bilder für Covers verwendet, das Honorar musste eingeklagt werden via Drohung mit der ADAGP. Ebenfalls wurden Titel verstümmelt. Usw…
Falls Du den Sinn und Zweck dieser Maßnahme weiBt, bitte sag’ es uns! Wenn in Frankreich alle Bilder freigegeben sind, wie steht es aber mit den anderen Ländern Europas? Abgesehen von jeder Ethik bedeutet dieses Projekt, Geld aus dem Fenster zu schmeißen, den Ruin der Gesellschaften für Autoren-Rechte und die Entlassung von Angestellten. Wo ist der Sinn?
Herzlichst,
Lena.
21.04.2015 um 23:51 Uhr Mycroft
@Lena Vandrey
Dass Juden keine Schweine essen, heißt ja nicht, dass sie nicht wissen, was “Schweine” sind. Moslems wissen ja auch, was “Alkohol” heißt.
Der Spruch “Perlen vor die Säue werfen” ist wohl eher kein jüdisches Sprichwort jener Zeit gewesen, da, wie Sie selbst anmerkten, Juden keinen Grund hatten, Schweine zu halten, sondern ist vermutlich von Jesus erfunden worden, um eine besonders abwegige Verschwendung zu veranschaulichen.
Und weil “alle” behaupten, dass Jesus _gut_ sei, heißt das ja nicht, dass Jesus auch immer freundlich, lieb und nett ist. Erstens, weil “gut” etwas anderes ist als “freundlich”, “lieb” oder “nett”, und zweitens, weil man nicht auf andere Leute hören muss. ;-) Jesus war ein Säufer, Pädophiler und Frauenverachter? Albert Schweitzer hat mal gesagt, dass Jesus-Interpretatoren gemeinhin ihre jeweiligen ethischen Ideen in Jesus hineinprojektieren. Das mag eine Menge erklären.
Eine Übersetzung des Maria-Evangelium (aus dem Altgriechischen ins Koptische) befindet sich in Berlin:
http://en.wikipedia.org/wiki/Gospel_of_Mary
Man weiß aber nicht genau, ob dass jetzt die Maria aus Magdala war oder eine der anderen Personen aus NT und Apokryphen namens Maria.
Jesus war Magdalenas Schützling? Hat ja gut geklappt. *g*g
Um aufs Thema zu kommen; wenn Jesu Schwestern grausam zu Tode gefoltert worden wären, hätte ihre Mutter sie genauso betrauert wie ihren Sohn, schätze ich. Ist nicht ihre Schuld, dass nicht mehr Leute in der Verwandtschaft Ärger mit den Behörden hatten, oder?
21.04.2015 um 15:24 Uhr Lena Vandrey
@ Mycroft
Versteht sich, dass die römische Besatzung Schweine fraß, aber auf DIE ist das Sprichwort nicht gemünzt. Die damalige Judenheit hatte keine Schweine im Stall… Wer hat gesagt, dass Jesus lieb und gut sei? Nun denn, ALLE! Papisten, Pastoren und Popen, alle christlichen Kirchen. Diese Anschauungsweise gehört zum Dogma und wird nicht befragt. Es heißt, dass Maria von Magdala ein Evangelium verfasst habe. Wo ist die Übersetzung? Vielleicht weiß Maria mehr über den Charakter ihres Schützlings? Es gibt aber auch Stimmen, die sagen, Jesus sei ein Frauenverachter gewesen, ein Fresser und Säufer, ein Schwuler und ein Pädophile, also gar kein netter Junge!
Außer rätseln und beten gibt es nichts.
21.04.2015 um 14:18 Uhr mycroft
“die anonymisierung dient dem opferschutz? wieso kann dann von 16 schülern und 2 lehrern geschrieben werden? beim hinweis auf 14 schülerinnen und 2 lehrerinnen flippt die community dagegen total aus.” Dass von 16 Schülern und 2 Lehrern geschrieben wurden, liegt daran, dass Journalistinnen und Journalisten auch nur Menschen sind. Besser wäre gewesen (wenn schon nötig): “16 Mitglieder einer Klassenfahrt und zwei Lehrkräfte.”
Oder allgemeiner: “Unter den Opfern waren x Kinder, y Jugendliche und z Erwachsene.” Wenn Männer betont werden, ist das frauenfeindlich. Wenn Frauen betont werden, ist das männerfeindlich. Deshalb, wann immer möglich, Neutren verwenden, bzw. Feminina und Maskulina, die sich denselben Plural teilen.
Warum die Community ausflippt, kann ich leider auch nicht erklären. Ich flippte weder aus, noch kenne ich die Ausflipper/Innen. Es gibt schon komische Menschen.
20.04.2015 um 23:56 Uhr anne
@ Lena Vandrey
versühnen, versöhnen, versühner erinnert mich an `verbrüdern`. auch so ein begriff, den wir aus der herrenkultur kennen . männer der gesamten bruderschaft verbrüdern sich. brüder zur sonne zur freiheit , brüderlich vereint , brüderlich mit herz und hand, freude schöner götterfunken etc. etc.
versühnen scheint lt. recherche poetisch veraltet zu sein; ein hinweis darauf erfolgt wiederum an `versöhnen` ; interessant zu wissen, wie worte entstanden sind und wie aus einem `ü ` plötzlich ein `ö` und somit optisch ein `sohnemann` werden kann, den ich nach einem streit symbolisch einsetzen soll. ein `ue` verwandelte sich zu einem `ö`, ob mann sich damals etwas dabei gedacht hat?
die versühnungstheologie ist eine der christl. theologie grundlegende sinndeutung des gewaltsamen todes Jesus (wiki) . das söhnchen wird ungefragt Maria (die unbefleckte) gewaltsam untergeschoben, später geopfert, die versöhnung geschieht nur über einen männl. gott? und mit dem ist anscheinend nicht gut kirschen essen? wenn es heißt, die herr-/götter mit vielen opfern versöhnen. darunter waren viele frauen (b.d. Azteken) oder der frühere kult um die witwenverbrennung, mädchen waren der fluch einer familie.. glück oder unglück der indischen frauen begann mit der niederkunft. ist es ein junge, jubelte die familie, ist es ein mädchen, dann ist es nur Etwas, das zum tode verurteilt war. die maskuline tradition fordert/e etliche weibliche opfer.
«Männer sind von fundamentaler Bedeutung, Frauen sind zweitrangig», schreibt mann z.b. in den neuen Richtlinien des mächtigen Religionsrates in Afghanistan.
wie frauenausmerzend unsere männersprache tickt, bekommen wir ja von Luise hervorragend mitgeteilt. die anonymisierung dient dem opferschutz? wieso kann dann von 16 schülern und 2 lehrern geschrieben werden? beim hinweis auf 14 schülerinnen und 2 lehrerinnen flippt die community dagegen total aus. das erinnert mich fatal an die zeit der inquisition ..
“Die Sprache, die wir von unseren Vätern ererbt haben, ist eine frauenausmerzende Sprache. Vorstellungen werden überwiegend und am nachhaltigsten erzeugt durch Wörter .”
(Luise F. Pusch 1999)
20.04.2015 um 19:05 Uhr Mycroft
@Lena Vandrey: Natürlich gab es zu Jesu Zeiten Schweine. Irgendwas mussten die ganzen Nicht-Juden doch essen. Und irgendwovon mussten Jugendliche leben, wenn sie durch alle soziale Netze fielen: Schweine hüten. Und es gab Römer, die Schweine auf ihren Standarten hatten. Aber vor allem: “Perlen vor die Säue” klingt eben noch drastischer als “Perlen in den Dreck”. Wer hat behauptet, Jesus wäre freundlich, lieb und nett gewesen?
Zum Thema: natürlich dürfen Frauen um Frauen trauern, deshalb gibt es ja diese Bemerkungen wie: “Darunter zahlreiche Frauen und Kinder”, was mMn schon fast nur eine Floskel ist; aber, wie ich schon in anderen Zusammenhang schrieb, die Anonymisierung dient auch dem Opferschutz und dem der Angehörigen. Und man musste nicht zur New-York-Times, die Schule der Opfer hatte eine Trauerseite eingerichtet.
Was wäre eigentlich, wenn die Nachrichten schrieben: “Flüchtlingsboot im Mittelmeer gekentert, unter den Opfern zahlreiche Männer!” Wäre das nicht extremst frauen- und kinderfeindlich?
Auf das Betonen der Nationalität könnte ich ganz gut verzichten; wenn nächstens wieder ein Air Malaysia-Flugzeug im Raum Indonesien verschwindet, gibt es dann auch einen Staatsakt in Köln. Vllt. diesmal in der kölner Moschee, aber daran soll’s nicht scheitern.
19.04.2015 um 14:24 Uhr Lena Vandrey
Wie gut tut es zu wissen, dass Versöhnung nicht von SOHN kommt, aber leider weiß das kaum jemand, und das religiöse Personal kann mit dem SOHN weiter bohren und Angst machen, denn DENEN passt diese Sinn-Verfremdung gut ins Konzept. Einmal hörte ich sogar das Wort AUSSÖHNEN, welches so klingt, als ob wir die Söhne loswerden wollten. Also SÜHNE? Aber was ist das? Dostojewskijs berühmter Kriminal-Roman hieß “Schuld und Sühne”. Der verharmlosende Titel wurde endlich richtig gestellt und in “Verbrechen und Strafe” umgewandelt. Andererseits heißt es, dass ein Verbrechen gesühnt wurde, also gebüßt? Eine Sühne wäre also eine Buße? Wurde der Buß- und Bet-Tag nicht abgeschafft? Bei dem Sohn, um den es geht, wundert mich eines: Wir sollen doch unsere Feinde lieben und die linke Wange hinhalten? Andererseits ist ER gekommen, um das Schwert zu bringen. Für WEN? Gegen WEN? Unter uns Frauen ist VERTRAGEN gewiss richtig, jede trägt ein Teil davon, aber mit unseren Feinden ist die christliche Empfehlung glattweg Stuss, da gebe ich Amys Verweigerung recht.
Die 10 Mosaischen Gebote könnten Feministinnen einmal unter die Lupe nehmen. Wieso sollen wir das Alter ehren? Wenn ich auf dem Marktplatz die ollen Knacker sehe, die mir die Jugend zur Hölle gemacht haben, so ist an diesen Wracks nichts Ehrenwertes zu erblicken. Und wenn der Ehebruch auch nur in Gedanken stattfand, so ist er schon eine Tatsache? Das alles ist nur ersonnen, um Frauen gefügig zu machen und da hilft ihnen kein SOHN! Steht nicht im Neuen Testament, wir sollen keine Perlen vor die Säue werfen? Das bedeutet, dass es trotz der Speise-Vorschriften Schweine gab! Wozu? Als Kuschel-Tiere?
Woher kommt ein Wort? Das kann erklärt werden, nur bleibt der “faux sens” trotzdem erhalten, und wie steht es mit dem VERSÜHNEN? Ich habe mich mit Helga verkracht, müssen wir uns jetzt versühnen? WAS ist das? Wie machen wir das?