Ann Dunham, Anthropologin - Barack Obamas Mutter
Bei unserem Weihnachtstreffen fragte ich meinen Bruder und meine Schwägerin: “Und, was wißt Ihr über Obamas Mutter?” “Sein Vater war schwarz und kam aus Kenya, und sie war weiß und starb an Krebs”, sagten sie, sinngemäß. “Warum fragst du?”
“Obamas Mutter, Stanley Ann Dunham Soetoro, war Anthropologin und hat eine 800 Seiten starke Dissertation verfaßt. Außerdem war sie eine der ganz frühen Kämpferinnen für Mikrokredite für Frauen.” Davon hatten sie bis dahin nichts gehört, immer nur die traurige Geschichte von ihrem Kampf gegen amerikanische Krankenversicherungen vor ihrem frühen Krebstod - und wie das Obama motivierte, sich für die Reform des Gesundheitswesens stark zu machen.
Ich hatte es auch nur zufällig erfahren von einem befreundeten Professor der Anthropologie, der sich im Wahlkampf intensiv für Obama eingesetzt hatte, während Joey und ich natürlich für Hillary waren. Um uns darüber hinwegzutrösten, daß sie nicht nominiert worden war und zugleich um für sein Fach Reklame zu machen, schickte er uns einen Aufsatz seiner Kollegin Behar über die anthropologischen Ursprünge der Lichtgestalt Obama - angelegt von seiner Mutter, der Anthropologin.
Obama über seine Mutter: “Sie war der wichtigste Mensch in meinen Entwicklungsjahren. Die Werte, die sie mir beibrachte, sind für mich noch immer der Prüfstein, wenn es um politisches Handeln geht.”
Im vergangenen Jahr habe ich mich intensiv mit den Anfängen der Anthropologie beschäftigt, insbesondere mit dem Liebespaar Ruth Benedict (1887-1948) und Margaret Mead (1901-1978). Ihre fruchtbare Zusammenarbeit bescherte uns in den 30er und 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts nichts Geringeres als die theoretischen Grundlagen für die Überwindung von Rassismus, Homophobie (Benedict) und Sexismus (Mead).
Ganz im Geiste dieser schönen Überzeugungen tat Obamas Mutter in den 60er Jahren etwas für die damalige Zeit und die US-amerikanische Mittelschichtskultur Ungeheuerliches: Sie heiratete einen Schwarzafrikaner, und nachdem der die kleine Familie verlassen hatte, einen Indonesier, den Vater von Obamas Halbschwester Maya Soetoro-Ng.
Der akademische Lehrer und Mentor von Benedict und Mead war Franz Boas, der Vater der modernen Anthropologie. Der deutsche Jude Boas (1858-1942) kehrte schon in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts dem Antisemitismus im deutschen Kaiserreich angewidert den Rücken, und als Hitler an die Macht kam, setzte der 75jährige alles daran, um die Welt über Hitlers mörderische Absichten aufzuklären und seinen verfolgten jüdischen Landsleuten beizustehen.
Ich fasse zusammen: Boas, Benedict und Mead begründeten die moderne Kultur-Anthropologie, Obamas Mutter erzog ihren Sohn im Geiste dieser Kultur-Anthropologie: Sie lehrte ihn Respekt vor anderen Kulturen, Einsatzbereitschaft für die Schwachen, Empathie, Zuhörenkönnen, Neugier, Offenheit für das Fremde und das - für Obama so typische - Bemühen, Gegensätze zu transzendieren statt zu zementieren. Somit geht also das weltumarmende und völkerverbindende Charisma Obamas letztlich auf einen deutschen Juden im Exil und seine genialen Schülerinnen Benedict und Mead zurück, zwei amerikanische Lesben.
Jüdisch, schwarz, weiblich, lesbisch - alle Makel der Welt stehen Pate an der Wiege des Hoffnungsträgers Obama. Friedlich vereint und stolz liefern sie sein geistig-moralisches Fundament.
Wie alle Welt sehen konnte, hat Amerika soeben einen Riesenschritt zur Überwindung des Rassismus geschafft. Bleibt noch die Überwindung von Homophobie und Sexismus, damit das Vermächtnis von Boas, Benedict und Mead, zugleich das Vermächtnis der Mutter Obamas, ganz erfüllt werde. Da ist noch einiges zu tun: Zum Kabinett Obama gehören 4 Frauen und 20 Männer (16 Prozent); im Kabinett Merkel sind es immerhin 7 Frauen und 10 Männer (41 Prozent). Offene Lesben oder Schwule gibt's weder in Obamas noch in Merkels Kabinett.
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8 Kommentare
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09.12.2009 um 22:25 Uhr Harm Harmsen
@ Anne:
“Häufig soll in Kneipen-Männer-Runden - vom Bier leicht berauscht und in guter Stimmung - hämisch über angebliche Neigungen getuschelt worden sein.”
Wie süss, so stellst Du Dir Hetero-Männer-Stammtische vor? Leicht berauscht, in guter Stimmung, hämisch tuschelnd? TUSCHELN? Da stehen doch keine Tunten! Da wird ordentlich gebechert (gesoffen), man ist angetrunken oder knülle, leicht aggressiv, nachdem alle Klischees durch sind, kommen die Feindbilder dran, zur Mitte zur Titte zum Sack zack zack, sowieso alle schwul, scheiss Lesben, voll auf die Fresse, so läuft das ab. Kenne Deinen Feind!
24.09.2009 um 20:36 Uhr Caroline
Woher will man denn wissen, ob Schavan lesbisch ist? Sie behauptet ja, sie hätte keine Eignung, keine Neigung, keine Lust?
24.09.2009 um 17:21 Uhr Tony Brown
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31.01.2009 um 12:25 Uhr Heide
Eigentlich traurig, dass das einzige, was mensch ueber Obamas Mutter weiss, ihr Krebsleiden ist. Andererseits verkaufen sich damit billige Blaettchen besser als mit den Hinweis, dass sie einen Doktortitel hat, der nicht angeheiratet ist. Das klingt so nach Feministin.
28.01.2009 um 21:34 Uhr Anne
Danke, liebe Isabella, ja es ist schade, und ich finde es überhaupt nicht gut von A. Schavan, daß sie damals nicht den Mut hatte, zu sich selbst zu stehen - aus welchen Gründen auch immer .
Grüsse
28.01.2009 um 20:42 Uhr Isabella
Liebe Anne, ich finde, an Deiner Antwort ist viel Wahres. Nur auf die Richtigstellung einer Tatsache lege ich wert: Annette Schavan IST lesbisch. Dass sie dies öffentlich verleugnete, finde ich ehrlich gesagt ziemlich arm und möchte dies auch nicht mit Karriererisiko oder ähnlichem begründet wissen resp. akzeptiere diese Begründung auch nicht. Homophobie hat viele Ausprägungen - auch in uns selbst….
28.01.2009 um 13:24 Uhr Anne
Oh ja, da wird noch viel geackert werden müssen, um Homophobie und Sexismus zu überwinden.
Ich erinnere mich an die Schlammschlacht, als es im `Musterländle` Baden-Württemberg um die Nachfolge des Ministerpräsidenten E. Teufel ging.
Frau A. Schavan als aussichtsreiche Kandidatin zur `Landesmutter` wurde übel attackiert; Flugblätter gedruckt und verteilt, in denen `etwas` von den neuesten Gerüchten über angebliche gleichgeschlechtliche Beziehungen der Kultusministerin stand.
Häufig soll in Kneipen-Männer-Runden - vom Bier leicht berauscht und in guter Stimmung - hämisch über angebliche Neigungen getuschelt worden sein.
Wenn frau ein modernes und selbstbestimmtes Rollenbild verkörpert (unbemannt, intelligent, kinderlos, lesbisch etc.) stehen ihre Chancen schlechter; passt dieses doch so gar nicht in die traditionelle vom Patriarchat und kath. Kirche machtvoll inszenierte Welt der Männer-Seilschaften mit dem Hang zur ` Vorzeigefamilie `.
Ministerpräsident wurde Herr Oettinger.
“Wenn schon eine `Mutter` gewünscht wird, dann muss sie mehrere Kinder haben, mindestens verheiratet sein und darf bestenfalls verwitwet sein. A. Schavan hat auch ein Problem, sie ist zu intelligent für die Politik, mit Abstand die beste Rednerin im Landtag” (D. Salomon/OB von Freiburg - taz v. 11.12.04)
Auch Angela Merkels `Äußeres` spielt immer noch eine große Rolle. Leider ist es so, daß es bei Frauen eine größere Aufmerksamkeit für Äußerlichkeiten gibt - gern von Medien und Gegnern gelenkte Abwertungsstrategien; denn es muss für so manch liebes Mannsbild nicht nur in der Politik eine ungeheure Kränkung bedeuten, Führungspositionen an starke Frauen abzugeben.
Salopp gesagt `unter` ihnen arbeiten zu müssen.
Dagegen scheint ER entgegen seiner “Natur” sich im heimischen Ehebett oder anderen erotischen Aufenthaltsorten von Frauen gerne mal von `oben` dirigieren zu lassen.
Auch Hillary Clinton hatte im US-Wahlkampf einen schweren Stand. Merkwürdig, ihre Erfahrung, Intelligenz, Kompetenz als Politikerin wurden von den Medien ständig herausgehoben. Während sog. männl. Eigenschaften wie Beharrlichkeit, Stärke, Führungsanspruch etc. ihr als Machtbesessenheit, Ehrgeiz, Kälte usw. vorgeworfen wurden.
Die Überwindung von Homophobie wird inzwischen wieder stark gebremst durch die päpstlichen Stellungnahmen zum `Lesbisch-/Schwul-Sein` die `Hass schüren und Furcht verbreiten`.
“Jedes Verhalten, das über die traditionelle heterosexuelle Beziehung hinausginge, vernichtet Gottes Werk. Es brauche eine Ökologie des Menschen, die den von Gott gewollten Prinzipien entspreche” (Benedikt XVI - Dezember 2oo8).
Nicht nur, daß in der kath. Kirche absolute Männer-Dominanz, Frauenfeindlichkeit und keine Gleichbehandlung herrscht, Menschenrechte nur in Botschaften verkündet und im kirchlichen Alltag nicht gelebt werden; Josef Ratzinger ist persönlich sexuell offensichtlich sehr bewandert: “Von ALLEN Geheimnissen der Liebeslust gibt es keines, das dem gemeinsamen Gebet gleichkommt.” :-(
Homophobie und Gewalt gegen Lesben/Schwule sind immer noch ein großer Bestandteil unserer “offenen” Gesellschaft - weltweit mit schrecklichen Folgen; Vorurteile, Ablehnung, Unverständnis gegenüber anderen Lebensentwürfen weit verbreitet.
Liebe verdient Respekt und Akzeptanz.
Zu offene Lesben/Schwule (soll Privatleben politisch sein) denke ich an deine tolle Glosse, liebe Luise, “Oh du fröhliche, Oh du lesbische” .....
Llg von Anne