Laut & Luise
Enzensbergers “tückische Tellerminen”
Ich hielt Enzensberger immer für einen scharfsinnigen Essayisten und feinsinnigen Poeten. Nun hat er sich plötzlich doch, wenn auch in gespreizter Prosa, als ganz gewöhnlicher Mann und dumpfsinniger Macho geoutet.
Die Vorgeschichte: Mitte Mai wurde Professor Siegfried Mauser, 61, angesehener Pianist, Komponist, Leiter des Salzburger Mozarteums und ehemaliger Rektor der Münchner Musikhochschule im Gasteig, für schuldig befunden, zwei seiner Kolleginnen an der Hochschule sexuell genötigt zu haben: „Das Amtsgericht München sah es […] als erwiesen an, dass Mauser die beiden Frauen 2009 und…
Verführer mit der Angel: Über „Die Forelle“ von Schubert und Schubart
Am 4. März hatte ich eine Lesung in Aalen, Baden-Württemberg. Frau hatte mich gebeten, auch ein paar Sätze zu dem berühmten Sohn der Stadt, Christian Friedrich Daniel Schubart, beizusteuern. Meine Lesung war nämlich Teil der Veranstaltungsreihe „wortgewaltig“ zu Ehren Schubarts und zwecks Promotion des wohldotierten Schubart-Literatur-Preises, den Aalen alle zwei Jahre vergibt.
Ich recherchierte also ein wenig zur Geschichte des Preises, zur Jury und den PreisträgerInnen, und natürlich zu Schubart selber. Schnell fand ich zu meiner Freude heraus, dass die derzeitige Jury paritätisch…
Delethalisierung im Alltag
Die anglo-amerikanische Flugzeug- und Autoindustrie hat uns ein neues Wort beschert: to delethalize "to make nonlethal" „nicht/weniger tödlich machen“.
Frauenbild
Auf Deutsch delethalisieren oder deletalisieren. Aber auf Deutsch gibt es das Wort noch nicht. Google meldet: Fehlanzeige.
Frauenbild
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Aber es wird es bald geben, da bin ich mir sicher.
Die Flugzeugindustrie arbeitet mit Hochdruck daran, die Sitzbezüge weiter zu delethalisieren, also weniger brennbar zu machen.
Die Autoindustrie ist dabei, die Innenräume der Autos allseitig mit Airbags auszustaffieren und somit…
B natural: Parallelen zwischen Gender- und Musiktheorie
Die Welt ist zur Zeit dermaßen aus den Fugen, gesundheitsschädlich und lebensbedrohend, dass ich mich wieder mehr der Musik zugewandt habe. Eine alte Liebe, schon seit der Kindheit. Leider blieb die Liebe ziemlich unerwidert.
Vor einigen Monaten erbte ich ein Bechstein-Klavier von meiner Mutter. Es hat einen wunderbaren Klang. Ich ließ es stimmen, kramte ein paar alte Stücke hervor, die ich vor bald vierzig Jahren mal gespielt habe, und legte los. Es kam nicht viel dabei heraus; trotzdem machte mir die Musik und der Klang des Klaviers Freude.
Dann entdeckte ich die Kombination Internet…
Bläblä
Zwei ganze Seiten (124-5) widmet der Spiegel dieser Woche (13/2014) dem Thema geschlechtergerechte Sprache. Am Schluss werde ich als „Grande Dame der feministischen Linguistik“ vorgestellt, die angeblich folgendes Programm verfolgt:
Erst will sie die Männer mit dem generischen Femininum („Herr Ärztin“) so lange nerven, bis die ein Bewusstsein fürs Problem bekommen. Im nächsten Schritt soll die weibliche Endung -in ganz abgeschafft, und alle Personen sollen ins Neutrum gesetzt werden. Es hieße dann für alle: das Kanzler, das Professor. Was für Aussichten. Endlich wäre über allen…