Biographien Renée Sintenis Sintenis-Biografie von Ulla Reis (1987)
Sintenis-Biografie von Ulla Reis (1987)
In »Deutsche Bildhauer des 20. Jahrhunderts« (Hg. Waldemar Grzimek, 1974) findet frau nur einen Satz über Renée Sintenis: »De Fiori freut sich auch, wenn er hin und wieder Renee Sintenis begegnet, der damenhaften Begleiterin des schnapsdurstigen Ringelnatz.« Dass Sintenis eine bedeutende Bildhauerin und Radiererin war, scheint nicht der Rede wert.
Ihr Talent »zeichnet« sich schon früh ab: Ihre Schulhefte sind mit Pferdeköpfen vollgemalt. Von ihren Klassenkameradinnen wegen ihrer »Länge« verspottet, verbringt sie ihre Zeit am liebsten mit Tieren, meistens in den Ställen eines Pferdezüchters.
Die Oberschule besucht Sintenis in Stuttgart; dort hat sie auch ihren ersten Zeichenunterricht. Aber das Malen befriedigt sie nicht; immer mehr drängt es sie zur Plastik. Die Familie zieht nach Berlin, und Renee wird Schülerin der Kunstgewerbeschule und bald Meisterschülerin von Prof. Haverkamp.
Um Geld zu verdienen, lernt sie Schreibmaschineschreiben und Stenografie und arbeitet - sehr widerwillig und unglücklich - als Sekretärin. Sie verlässt ihr Elternhaus und zieht zu einer Freundin. Beide haben Existenzsorgen. In dieser Zeit entstehen die ersten Tierfiguren und ein Selbstporträt aus Ton. Sintenis arbeitet besessen, bis zur Erschöpfung, modelliert, zeichnet, stellt Bronze-, Terrakotta- und Silbergussplastiken her.
Allmählich hat sie mit ihren Arbeiten Erfolg. Renee trennt sich von ihrer Freundin und heiratet 1917 den Graphiker E. R. Weiß. Die Zeiten der Not sind vorbei; sie kann sich sogar ein Pferd kaufen.
Sie beginnt mit weiblichen Akten, Torsi zunächst. Nach der »Großen Daphne« (1930) macht sie nie mehr eine weibliche Figur, nur Sportler und Tänzer und immer wieder Tiere, vornehmlich junge Tiere. Typisch für ihre Bronzen ist die vom Daumendruck modellierte Oberfläche.
Bei graphischen Darstellungen beschränkt sie sich auf die Konturen. Besonders erwähnenswert ihre Mappe »Badende Mädchen«, die Illustrationen zu »Daphnis und Chloe« und die Radierungen zu Sappho. Es sind überwiegend Mädchen- und Frauengestalten, »verhalten, wehmütig, zärtlich umrissen«.
1948, an ihrem 60. Geburtstag, überreicht ihr Louise Schröder, die Kommissarische Oberbürgermeisterin von Berlin, den Kunstpreis der Stadt. Im gleichen Jahr erhält sie einen Lehrauftrag an der Akademie der Künste. 1952 bekommt sie den Orden »Pour le Merite« und ein Jahr später das große Verdienstkreuz.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.