Biographien Nellie Melba Lexikoneinträge zu Nellie Melba
Lexikoneinträge zu Nellie Melba
Melba, Nellie, Sopran, * 19.5.1861 Burnley bei Melbourne, † 23.2.1931 Sydney; eigentlich Helen Mitchell. Melba nannte sie sich zur Erinnerung an ihre Heimatstadt Melbourne. Die Familie, der sie entstammte, war schottischer Abkunft. Ihr Vater David Mitchell war 1852 nach Australien ausgewandert. Bereits mit sechs Jahren erschien sie im Konzertsaal und sang zwei Ballads in schottischem Dialekt. Sie erhielt ersten Gesangsunterricht bei Mme Ellen Christians. 1882 heiratete sie dann aber ganz jung den Captain Charles Porter Armstrong, der eine Zuckerrohrfarm in North Queensland besaß. Aus dieser Ehe stammte ein Sohn, doch trennte sie sich bereits 1883 wieder von ihrem Gatten. Jetzt entschloß sie sich endgültig, Sängerin zu werden und erhielt Unterricht durch den italienischen Pädagogen Pietro Cecchi in Melbourne.
1885 sang sie in Sydney das Sopran-Solo im »Messias« 1886 kam sie zur weiteren Ausbildung nach Europa. Sie gab ein Konzert in London, das keinerlei Erfolg brachte. Sie wurde dann Schülerin der berühmten Pädagogin Mathilde Marchesi de Castrone in Paris. Als diese erstmalig ihre Stimme hörte, soll sie ihrem Gatten zugerufen haben: »Salvatore, enfin j'ai trouvé une étoile!«. 1887 debütierte sie (gegen den Rat von Mathilde Marchesi) an der Oper von Brüssel als Gilda im »Rigoletto«, wobei sie einen sensationellen Erfolg hatte. Anschließend sang sie dort mit ähnlichen Erfolgen die Traviata, die Lucia di Lammermoor, die Lakmé von Delibes und die Ophélie in »Hamlet« von A. Thomas.
1888 feierte man sie an der Londoner Covent Garden Oper als Lucia di Lammermoor. Ihr spektakulärer Erfolg an diesem Haus im folgenden Jahr 1889 als Juliette in Gounods »Roméo et Juliette« ließen sie für 40 Jahre zur souveränen Primadonna assoluta der Covent Garden Oper werden. 1889 trat sie nicht weniger erfolgreich an der Grand Opéra Paris als Juliette und als Ophélie auf. 1890 sang sie an der Opéra-Comique Paris die Micaela in »Carmen« zusammen mit Célestine Galli-Marié, der Carmen der Uraufführung, Jean de Reszke und Jean Lassalle, wobei der Ertrag der Aufführung für ein Bizet-Denkmal verwendet wurde. 1890 und 1893 in St. Petersburg zu Gast, wo ihr Zar Alexander III. ein Diamantenhalsband im Wert von 100 000 Dollars schenkte.
1893 debütierte sie an der Mailänder Scala als Lucia di Lammermoor. 1893-96, 1898, 1902-03, 1905-06 und 1911-12 huldigte man ihr an der Metropolitan Oper von New York. Hier sang sie als Antrittspartie die Lucia di Lammermoor, dann u.a. 1893 die Nedda in der Premiere von Leoncavallos »Bajazzo«, hier wie auch an der Covent Garden Oper 1899 bzw. 1900 die Mimi in den Erstaufführungen von Puccinis »La Bohème« (die Puccini selbst mit ihr einstudiert hatte). 1906-08 hatte sie große Erfolge am Manhattan Opera House New York, an dem sie als Amtrittsrolle die Traviata vortrug. 1913-14 war sie an der Oper von Chicago engagiert. Am 18.2.1904 kreierte sie an der Oper von Monte Carlo die Titelrolle in der Uraufführung der Oper »Hélène« von Saint- Saëns. Die Partitur dieser Oper wie auch die der Oper »Elaine« von Bemberg (Uraufführung 1892 an der Covent Garden Oper) hatten die Komponisten der großen Sängerin gewidmet.
Ein Versuch, die Brünnhilde im »Siegfried« zu singen, führte zur Überanstrengung ihrer Stimme, so daß sie einige Zeit pausieren mußte. Gastspiele und Konzert-Tourneen brachten ihr dann aber wieder in aller Welt Triumphe über Triumphe ein. In den Jahren 1902, 1909, 1911 und 1924 unternahm sie glanzvolle Tourneen in ihrer australischen Heimat. 1911 bereiste sie Australien mit einer von ihr zusammengestellten Operntruppe.
Während der Jahre des Ersten Weltkrieges lebte sie auf ihrem Landsitz Lilydale bei Melbourne, gab zahlreiche Wohltätigkeitskonzerte und unterrichtete am Albert Street Conservatory in Melbourne. Für eine Aufführung an der Metropolitan Oper erhielt sie die für damalige Verhältnisse riesige Gage von 3000 Dollars, für ein Konzert in Sydney sogar 11 750 Dollars. Lange Jahre hindurch blieb sie die Primadonna assoluta der Londoner Covent Garden Oper. An diesem Opernhaus verabschiedete sie sich 1926 in einer Gala-Vorstellung von der Bühne, und noch zu dieser Zeit besaß ihre Stimme die frische Jugendlichkeit des Timbres wie zu Beginn ihrer Karriere. Zuvor hatte sie 1924 eine glanzvolle Abschiedstournee durch Australien unternommen. 1928 arrangierte sie nochmals eine Australien-Tournee mit bedeutenden Künstlern, die sie für die Melba-Williamson Opera Company verpflichtet hatte. 1928 gab sie ein letztes Konzert in Sydney.
Als Dame of the British Empire wurde sie 1918 vom englischen König in den Adelsstand erhoben. Seit 1926 war sie Präsidentin des Konservatoriums von Melbourne. 1931 erkrankte sie bei ihrer Rückreise von England nach Australien an Bord des Schiffs und starb kurz nach ihrer Ankunft in Sydney. – Sie schrieb ihre Lebenserinnerungen unter dem Titel Melodies and Memories (London, 1925). Ihr Leben wurde 1953 verfilmt, wobei Patrice Munsel die große Sängerin darstellte. Der berühmte Koch Auguste Escoffier (1846-1935) benannte nach ihr eine von ihm erfundene Eiscrème (»Pêche Melba«) und einen Toast (»Toast Melba«). – Märchenhaft schöne Sopranstimme von silbrigem Timbre; im Koloraturgesang bewunderte man ihre phänomenale Gesangstechnik, ihre überlegene Virtuosität in der Ausführung schwierigster Verzierungen und die unfehlbare Exaktheit ihrer Intonation, im lyrischen Stimmfach die Pracht ihrer Tongebung. Auf der Bühne wirkte sie mehr durch die Präsenz ihrer aristokratischen Erscheinung als durch ihr weniger ausgeprägtes darstellerisches Talent.
Lit.: W.R. Moran: »Nellie Melba. A Contemporary Review« (Westport, Conn., 1985); John Hetherington: »Melba« (London, 1967); J. Wechsberg: »Red Plush and Black Velvet« (Toronto/Boston, 1968).
Ihre Stimme wurde durch Schallplatten der Marken G & T (London, 1904-1906), Victor (New York, 1907-09, darunter ein Duett aus »La Bohème« mit Enrico Caruso) und HMV (auch als HMV-Victor veröffentlicht) festgehalten. Auf HMV auch Aufnahmen von ihrer Londoner Abschiedsvorstellung von 1928. Die ältesten Aufnahmen auf Mapleson-Zylindern aus der Metropolitan Oper stammen von 1901.
[Nachtrag] Melba, Nellie; 1892 hörte man sie am Teatro Argentina in Rom (als Lucia di Lammermoor), im gleichen Jahr am Teatro Carolino Palermo, 1892 am Teatro Carlo Felice Genua, 1896 an der Oper von Monte Carlo als Juliette in »Roméo et Juliette« von Gounod und als Ophélie im »Hamlet« von A. Thomas, 1900 als Traviata und als Rosina im »Barbier von Sevilla«, 1902 als Mimi in »La Bohème« und als Marguerite im »Faust« von Gounod. Sie gastierte 1900 an der Hofoper von Wien und unternahm anschließend eine Deutschland-Tournee mit Auftritten an der Berliner Hofoper, an der Hofoper von Dresden und an den Opernhäusern von Köln und Leipzig; in Berlin gab sie 1900 ein Gala-Konzert zusammen mit dem berühmten Geiger Josef Joachim. 1921 trat sie am Théâtre de la Monnaie Brüssel auf. – Lit: W. Hogarth: Nellie Melba (in »Opera Collector«, 1981-83); T. Radic: Melba, the Voice of Australia (Melbourne, 1996).
Eintrag in: Kutsch, Karl J./Riemens, Leo (Hg.) (2004): Großes Sängerlexikon. Elektronische Ausgabe der dritten, erweiterten Auflage, herausgegeben von K. J. Kutsch und Leo Riemens unter Mitwirkung von Hansjörg Rost (1997-2000). Berlin: Directmedia Publishing (Digitale Bibliothek; 33). ISBN 3-89853-433-2. S. 16184–16189.
Melba, Nellie (geb. Helen Mitchell, verheiratete Porter Armstrong), * 19. Mai 1859 in Richmond b. Melbourne (Australien), † 23. Febr. 1931 in Sydney. Schon mit sechs Jahren konzertierte N. Melba in Melbourne. 1886 wurde sie in Paris Schülerin von Mathilde Marchesi, die sie bereits 1887 als Gilda (Rigoletto) am Théâtre de la Monnaie in Brüssel debütieren ließ. Von nun an nannte sich die Sängerin Melba. 1888 folgte das erste Engagement an das Covent Garden in London, 1889 ein Ruf an die Opéra von Paris, wo sie zwei Jahre lang mit besonderem Erfolg auftrat. Gounod stud. mit ihr die Margarethe (Faust) und die Juliette (Romeo et Juliette). Gastspiele führten sie 1891 und 1892 nach Petersburg, an die Mailänder Scala sowie durch ganz Italien. 1893 sang sie wieder am Covent Garden und war hier die erste Nedda (Pagliacci). Im gleichen Jahre ging sie nach Chicago und an die Metropolitan Opera in New York, 1897-1898 leitete sie eine eigene Operntruppe, die in USA gastierte, 1899 war sie am Covent Garden die erste Mimi (Bohème) in England, 1902 trat sie in Australien auf. Von da an führten sie zwanzig Jahre lang ausgedehnte Gastspiele durch Europa und Amerika, wo sie mehrere Jahre lang der Manhattan Opera Company angehörte. Überall erntete sie ungeahnte Triumphe. In England wurde sie 1918 Dame Commander of the Order of the British Empire. Am 18. Febr. 1904 kreierte sie in Monte Carlo die von Saint-Saëns für sie geschriebene Hélène. 1920 verließ sie USA; 1926 nahm sie in London Abschied von der Bühne, um von da an nur noch gelegentlich in Konzerten zu singen. Nellie Melba war die größte Koloratursängerin der Jh.-Wende, doch begrenzt in ihren dramatischen Fähigkeiten. Ihre St. hatte einen Umfang von 21/2 Oktaven. Ihre Hauptrollen, außer den genannten, waren Rosina, Lucia, Violetta, Gilda, Desdemona; Mimi blieb ihre Lieblingsrolle.
Literatur: N. Melba, Melodies and Memories, Autobiogr., London 1925; A. Murphy, Melba, ebda. 1909; P. Colson, Melba, ebda. 1931.
Hans Kühner, Lexikoneintrag in: (2005): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik. Elektronische Ausgabe der von Friedrich Blume herausgegebenen ersten Auflage (1949-1986). Berlin: Directmedia Publishing (Digitale Bibliothek; 60). ISBN 3-89853-460-X. S. 50218–50219.
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