Biographien Maria Callas Biografie von Susanne Gretter zum 25. Todestag der Callas für den Kalender "Berühmte Frauen, 1992"
Biografie von Susanne Gretter zum 25. Todestag der Callas für den Kalender "Berühmte Frauen, 1992"
„Einfach lächerlich, dass so ein Mädchen Sängerin werden will“, befindet die Gesangslehrerin Elvira de Hidalgo, als ihr die pummelige und bebrillte Maria Callas in Athen zum ersten Mal gegenübersteht. Aber 1940 findet in Athen die erste von vielen hundert Premieren statt, es ist eine Operette. Maria ist siebzehn Jahre alt; ihre Karriere wird sie nicht in den USA, wo sie geboren ist und wohin sie 1945 zurückkehrt, sondern im „Land der Oper“, in Italien, fortsetzen.
In Verona ist sie 1947 Ponchiellis Gioconda. Dort trifft sie auch Battista Meneghini, ihren späteren Mann. Er wird sich sehr für ihre Karriere einsetzen. Sie sei sein „chef d'œuvre“, hat er einmal gesagt. Mit ihm wird sie zu „La Callas“.
Es gibt kaum eine Rolle, in der sie nicht brilliert: Sie ist Tosca, Medea, La Traviata, Lady Macbeth, Madame Butterfly, Norma, Lucia. Sie reist rund um die Welt, erobert die Metropolen und die Menschen, die ihren Aufführungen entgegenfiebern und ergriffen sind. „Die Scala im Delirium“ heißt es in einer Schlagzeile 1954 in Mailand. Sie hat den Höhepunkt ihrer Karriere erreicht. Jetzt läßt ihre Energie nach; sie muß Aufführungen und gar Premieren absagen oder abbrechen.
Als sie 1959 Aristoteles Onassis kennen lernt, der ein Freund der Liebe, aber nicht der Oper ist, tritt sie immer seltener auf. „Sie haben ja kein einziges Mal geübt“, wundert sich Fürstin Grazia Patrizia nach einer dreiwöchigen Kreuzfahrt auf Onassis' Christina. „Nur ein glücklicher Vogel kann singen“, sagte sie einmal. Die Beziehung zu Onassis war nicht glücklich. Im Jahr 2000 legte der Journalist Nicholas Gage Beweise für ein lange gehütetes Geheimnis vor: Maria Callas gebar 1960 einen Sohn von Onassis; er starb am Tag der Geburt.
1969 versucht Maria Callas sich als Schauspielerin, in Pasolinis Medea. Der Film ist kommerziell ein Reinfall. Sie arbeitet 1970 als Musikpädagogin in New York und plant mit ihrem früheren Partner Giuseppe die Stefano ein Comeback. Ihre Tournee wird zum Desaster.
Am 16. September 1977 stirbt sie in Paris an Herzversagen. „Bravo, Callas! Bravo, Maria!“ klingt es aus der Menge, als der Sarg aus der Kirche in der Rue Georges Bizet getragen wird.
(Text von 1991)
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