Biographien Louise von François Louise von François, von Siegfried Carl (2024)
Louise von François, von Siegfried Carl (2024)
Sie ist eine der großen Erzählerinnen des Realismus. Louise von François gehört mit ihren Gesellschaftsromanen „Die letzte Reckenburgerin“ (1871), von Gustav Freytag hochgelobt, „Frau Erdmuthens Zwillingssöhne“ (1873) sowie „Stufenjahre eines Glücklichen“ (1877) zu den führenden Autorinnen und Autoren im neuen deutschen Kaiserreich. Ihre „Geschichte der Befreiungskriege“ von 1874 ist eine gute populärwissenschaftliche Beschreibung der in Ihren erzählerischen Werken immer wieder im Mittelpunkt stehenden, das Jahrhundert einleitenden, prägenden Zeit, vor den 1840ern mit ihren neuerlichen, nun republikanischen Umbrüchen. Ihre Freundschaften zu Marie von Ebner-Eschenbach und Conrad Ferdinand Meyer, die in interessanten Briefwechseln dokumentiert sind, geben tiefere Einblicke in das literarische Leben und die persönlichen Beziehungen der Zeit.
Es ist ein Leben der stets größer werdenden Belastungen, das Louise bis zu ihrer ersten Erzählung „Aus dem Leben meines Urgroßvaters, eine bürgerlich-deutsche Geschichte“ in der Zeitschrift „Europa“ 1855 hart werden lässt. Der Vater, preußischer Offizier hugenottischer Abstammung, stirbt ein Jahr nach ihrer Geburt. Die Mutter Amalie ist Tochter des Weißenfelser Tuchfabrikanten Hohl, die Familie ist vermögend. Amalie von François heiratet schnell wieder, den Justizrat Adolf August Herbst. Der sich anschließenden schönen Weißenfelser Zeit mit Freundschaften zu Adolf Müllner und Fanny Tarnow und der Verlobung mit dem Offizier Alfred Graf Görtz folgt der Abstieg in wirtschaftliche und persönliche Not. Verlust des väterlichen Erbes durch den Vormund und ein sich anschließender, verlorener Prozess. Lösung der Verlobung. Tod des Stiefvaters und Wiederverheiratung der Mutter. Verlust des Vermögens der Mutter. Louise widmet sich 1851 bis 55 der Pflege ihres Onkels, des Generalleutnants Karl von François. Den pensionierten General begleitet sie nach Halberstadt und Potsdam, bevor sie nach Weißenfels zurückkehrt. Dort beginnt sie zu schreiben und veröffentlicht Novellen und Erzählungen in Cottas „Morgenblatt“ – durch Vermittlung von Elise von Hohenhausen – und in weiteren Zeitschriften. Sie kann die Mutter und den seit 10 Jahren erblindeten zweiten Stiefvater durch den literarischen Erfolg unterstützen und pflegt sie bis zu deren Tod 1871 und 75. Warum sie nach der Novelle „Der Katzenjunker“ 1879 aufhört zu schreiben, wissen wir nicht.
Nur wenige Reisen, beispielsweise nach Reichenhall zur dort kurenden Marie von Ebner-Eschenbach oder nach Kilchberg zu Conrad Ferdinand Meier, unterbrechen das stille, zurückgezogene Leben in Weißenfels, das ganz der Erinnerung und Sichtung ihrer Schriften gewidmet ist. Vereinsamt stirbt Luise von François. Marie von Ebner-Eschenbach würdigt die Freundin mit einer kleinen Lebensskizze in „Velhagen und Klasings Monatsheften“ im März 1894.
(Text von 2024 aus dem Buch “...immer Luise” von Siegfried Carl; mit freundlicher Genehmigung des Verfassers).
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