Biographien Louise Dittmar Louise Dittmar, von Christine Nagel (2008)
Louise Dittmar, von Christine Nagel (2008)
Johanna Friederike Louise Dittmar war eine der radikalsten 1848-erinnen. Sie feierte am 7. September 2007 ihren 200. Geburtstag, an den in Darmstadt mit einer Festveranstaltung erinnert wurde. Bereits ihren ZeitgenossInnen fiel sie wegen ihrer außergewöhnlichen Schriften auf, die sie von 1845-1849 veröffentlichte. Bereits in den Jahren vor der Revolution von 1848/49 war sie als mutige Kämpferin für Demokratie und die Rechte der Frauen anerkannt.
Über ihre konkreten Lebensumstände vor allem nach 1850 ist immer noch relativ wenig bekannt. Es gibt kein Foto von ihr und keine Tagebuchnotizen, nur einige wenige Briefe sind erhalten.
Louise Dittmar wuchs mit einer Schwester und acht Brüdern in einer wohlsituierten Beamtenfamilie auf. Wie damals in diesen Familien üblich, besuchten die Brüder das Gymnasium und studierten, Louise hingegen wurde nach kurzer Schulzeit im Haushalt eingesetzt. Sie beschrieb die ungeliebten Arbeiten später als „weibliche Galeerenstrafanstalt“. Dennoch las sie viel und fühlte sich vor allem zu wissenschaftlichen Werken hingezogen. Bis zum Tod der Eltern lebte sie bei ihnen, danach zog sie mit ihren unverheirateten Brüdern zusammen. Sie blieb unverheiratet; aber allein zu leben, zu reisen oder auch nur in ein Café zu gehen, war für eine bürgerliche Frau kaum möglich.
Trotz aller Behinderungen arbeitete Louise Dittmar nach 1845 an einer Karriere als politische Schriftstellerin, auch um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie verfasste bis 1849 Schriften zu politischen und philosophischen Themen, in denen sie sich aus heutiger Sicht als feministische Radikaldemokratin outete. So hielt sie als erste Frau am 11. Mai 1847 in Mannheim einen öffentlichen Vortrag zu Vier Zeitfragen. Couragiert forderte sie die anwesenden Frauen auf, sich an den dringend notwendigen gesellschaftlichen Reformen zu beteiligen und das Feld der Politik nicht den Männern zu überlassen. Ihr war klar, dass nur die Frauen selbst für sich Rechte erringen konnten. Dafür trat sie in den Revolutionsjahren 1848/49 immer wieder ein. Demokratie und weibliche Freiheit bedingten sich für sie gegenseitig.
Ihren Ruf als frühe Feministin verdankt sie vor allem ihrer Abhandlung über Das Wesen der Ehe, eine Kritik an der bürgerlichen Ehepraxis ihrer Zeit wie am Rechtsinstitut der Ehe überhaupt. Sie erschien Anfang 1849 in der von ihr herausgegebenen Zeitschrift Soziale Reform. Nicht nur das Leben im Staat sollte demokratisiert werden, sondern auch das Verhältnis der Geschlechter in Ehe und Familie. Konsequenterweise forderte sie eine Reform des Eherechts, die die Vorrechte des Ehemannes abschaffen sollte. Ihre Forderungen gingen weit über die der deutschen Frauenbewegung nach 1865 hinaus, an der sie keinen Anteil mehr hatte.
(Text von 2008)
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