Biographien Grazia Deledda Deledda-Biografie von Roswitha Springschitz
Deledda-Biografie von Roswitha Springschitz
“Sie verpackte das Manuskript sorgfältig in Leinen und Papier und umwickelte es mit einem Netz von Bindfaden, damit es die lange Reise über Land und Meer gut überstehe; auch ließ sie es einschreiben. All diese Ausgaben konnte Cosima freilich nicht von ihren persönlichen mageren Einkünften bestreiten (...) Aber da es nun einmal notwendig war, um jeden Preis voranzukommen, ließ sich die Schriftstellerin, die Dichterin ... dazu herab, in den Keller hinunterzugehen und einen Liter Öl zu entwenden”. Mit diesen Worten schildert Grazia Deledda, Italiens einzige Nobelpreisträgerin für Literatur, in ihrem autobiographischen Roman Cosima (1937) die schwierigen Anfänge einer beispiellosen schriftstellerischen Karriere.
Mit zwölf Jahren schrieb sie ihre ersten Verse, was ihre Lehrerin zu dem Ausruf veranlaßte: “Dichterin, Dichterin! Ach, was soll nur aus diesem Kinde werden!”
Mit siebzehn Jahren veröffentlichte sie die erste Erzählung und schrieb und schrieb und schrieb - bis zu ihrem Tod 350 Novellen, 30 Erzählungen, 8 Fabeln, 15 Skizzen und 35 Romane. Ihr Schreiben war ihr Leben; ihre Heimat die Sprache.
Ihre Kritiker warfen ihr Monotonie in der Wahl ihrer Romanthemen vor und diagnostizierten gar den “Niedergang der künstlerischen Kreativität der Autorin nach ihrem schriftstellerischen Höhepunkt”, was nur wieder einmal zeigt, wie wenig es geduldet wird, wenn eine so klar und bestimmt ihren eigenen Weg geht wie Grazia Deledda.
Vielleicht mußte sie tatsächlich das, was sie zu sagen hatte, ständig wiederholen: Die kosmischen Gesetze sind die stärksten; der Mensch, der gegen sie lebt, stürzt sich und andere ins Verderben. Den Tod - oder vielmehr die Tod (la morte) - setzte sie immer wieder als dunkle Schicksalsgöttin, als letzte, unbezwingbare und weibliche Kraft ein.
Die größte Lebensenergie, die Sexualität, ist im Werk Grazia Deleddas oft eine tödliche Kraft, der Männer wie Frauen gleichermaßen ausgeliefert sind. Im Unterschied zu den Männern bejahen allerdings Deleddas Frauengestalten das Ausmaß ihrer Leidenschaft und sind viel unbedingter.
Einzig ihrer Familie und dem Schreiben verpflichtet, lebte Grazia Deledda seit 1900 in Rom mit ihrem Mann, einem Finanzbeamten, und ihren beiden Söhnen.
Der Nobelpreis wurde der 55jährigen Schriftstellerin zuerkannt “für ihre von hohem Idealismus getragene schriftstellerische Kraft, mit der sie das Leben, wie es sich auf der Insel ihrer Väter [sic] abspielt, in plastischer Anschaulichkeit nachbildet und allgemein menschliche Probleme mit tiefem und warmem Anteil behandelt.”
Deledda starb mit 64 Jahren an Krebs: Es sei ein heiliger Tod gewesen, den Grazia mit Ruhe erwartet habe, berichtet ihre Schwester.
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