Biographien Frieda von Bülow Frieda von Bülow, von Siegfried Carl
Frieda von Bülow, von Siegfried Carl
Frieda Sophie Luise Freiin von Bülow
Es ist eine knappe Zeit in der politischen Geschichte des Deutschen Reiches: die Kolonialzeit nach der von Bismarck initiierten „Kongo-Konferenz“ von 1884; und doch haben die wenigen Jahrzehnte kaiserlich-kolonialer Großmachtsucht vor allem in Ost- und Südwestafrika nachhaltig überwiegend grausige Spuren bis hin zum Völkermord hinterlassen. So nimmt auch der Kolonialroman, den Frieda von Bülow in die deutsche Literatur bringt, nur eine marginale Rolle ein; hier die wichtigsten Titel ihrer Kolonialromane: „Am anderen Ende der Welt“ von 1890, „Deutsch-Ostafrikanische Novellen“ von 1892 und „Tropenkoller. Episode aus dem deutschen Kolonialleben“, von 1896, sowie „Im Lande der Verheißung. Ein deutscher Kolonialroman“ von 1899, in der Nazi-Zeit neu aufgelegt (und 1941 beim Drehbuch des Nazi-Propagandafilms „Carl Peters“, mit Hans Albers in der Hauptrolle, wohl mitgedacht). Sie wird Carl Peters – im Roman Ralf Krome –, der wegen seines Wirkens in Deutsch-Ostafrika unter der brutal behandelten afrikanischen Bevölkerung den Beinamen „mkono wa damu“, „blutige Hand“, erhält, bis zu ihrem Tod lieben und als Kolonialgenie verehren.
Aus altem Adel stammend, wächst Freiin Frieda von Bülow in Smyrna, dem heutigen Izmir, auf, wo ihr Vater am preußischen Konsulat arbeitet. Nach dem Tod des Vaters lebt die Mutter in einer Herrnhuter Gemeinde und Frieda genießt mit ihren Schwestern eine relativ freie und profunde Erziehung und Bildung bei Tante und Großmutter von Münchhausen, die sie – für ihre Herkunft durchaus unüblich – auf ein Berliner Gymnasium, in eine Ausbildung zur Lehrerin und zu einer Krankenpflegeausbildung führt.
Sie lernt Carl Peters – den brutalen Motor der Kolonialisierung Tansanias – 1885 kennen und ist wie ihre Brüder begeistert von Afrika. Einer der Brüder stirbt als Offizier in Tansania, wo er eine kleine Plantage erworben hat. Frieda von Bülow ist mit Peters 1886 Mitgründerin der Evangelische Missionsgesellschaft für Deutsch-Ostafrika und wenig später des Deutschnationalen Frauenbundes zur Krankenpflege in den Kolonien, und reist in einer abenteuerlichen, von ihr literarisch in Essays und Erzählungen verwerteten Reise nach Tansania. Dem ersten Aufenthalt 1887/88, bei dem sie eine Malariaerkrankung zur Heimreise zwingt, folgt in den 90ern ein weiterer, von dem sie frustriert wegen der mangelnden Unterstützung der Kolonialverwaltung für Besitzer kleiner Plantagen nach Hause zurückkehrt.
Wieder in der Heimat vertieft sie die Freundschaft zu Lou Andreas Salomé und ver stärkt ihr schriftstellerisches Engagement, das Themen der Frauenbewegung, des Adelslebens und des Kolonialismus mischt. „Die schönsten Novellen der Frieda von Bülow über Lou Andreas-Salomé und andere Frauen“ von 1900 sind eine Erinnerung an die Freundin, die sie in ihr eigentlich fremde philosophische und literarische Kreise führt, bis hin zu intensiven Begegnungen mit Rainer Maria Rilke in München.
(Text von 2024 aus dem Buch ”...immer Luise” von Siegfried Carl; mit freundlicher Genehmigung des Verfassers).
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