Biographien Flannery O’Connor "Flannery O'Connor" von Susanne Gretter (1994)
"Flannery O'Connor" von Susanne Gretter (1994)
„Nachdem wir O’Connors Erzählungen, die von Sünde und Verdammnis, von Prophezeiung und Offenbarung handelt, gelesen haben, kommt es uns vor, als handelten die Geschichten in den landläufigen Zeitschriften nur von Liebe und Roastbeef“, schrieb Alice Walker.
Flannery O’Connor war Katholikin, und das zeigte die Südstaatlerin auch in ihrem Werk. „Die katholische, sakramentale Lebenssicht bewahrt und stützt in jedem Fall die Sehergabe, die dem Erzähler zu eigen sein muss, wenn er ein Werk von einigem Tiefgang schaffen will.”
In ihren Texten spielen Gewalt und Groteske eine wichtige Rolle. „Ich habe entdeckt, dass Gewaltsamkeit auf sonderbare Weise imstande ist, meine Romangestalten zur Wirklichkeit zurückzuführen und sie darauf vorzubereiten, den ihnen zuteilwerdenden Augenblick der Gnade aufzunehmen, Sie sind so verhärtet, dass fast nichts anderes dies zustande bringt.“
Den „freaks“, den Außenseitern, den Unterlegenen gehörte die Sympathie der studierten Sozialwissenschaftlerin. Sie räumte endgültig auf mit der Sentimentalität in der weißen Literatur des Südens und „zeigte die weißen Frauen, lächerlich auf ihrem Piedestal, und näherte sich ihren schwarzen Figuren mit ungewöhnlicher Behutsamkeit und Demut“ (Alice Walker).
Sie wurde eine der berühmtesten Schriftstellerinnen Amerikas, hinterließ 31 Erzählungen, die meisten mit Preisen ausgezeichnet, zwei Romane und zahlreiche Essays und Reden. Kurz vor Weihnachten 1950 spürte sie beim Schreibmaschineschreiben „eine sonderbare Schwere in den Armen“. Die Ärzte diagnostizierten Lupus disseminatus, die unheilbare Krankheit, an der auch ihr Vater starb.
Mit ihrer Mutter zog sie im Herbst 1951 in ein vor ihrer Heimatstadt Milledgeville gelegenes Landhaus. Die medikamentöse Behandlung war strapaziös, dennoch verfasste O’Connor in dieser Zeit den größten Teil ihrer Kurzgeschichten, sie malte und kümmerte sich um ihre Pfauen, die sie liebte, weil sie „majestätisch“ und „lächerlich“ zugleich seien. Nach einem schweren Nierenversagen kam sie Ende Juli 1964 ins Krankenhaus, wo sie am 3. August starb.
(Text von 1994)
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