Biographien Elisabeth Petrowna Weitere Lexikoneinträge zu Elisabeth Petrowna
Weitere Lexikoneinträge zu Elisabeth Petrowna
Eintrag im Damen-Conversations-Lexikon (1835):
Elisabeth Petrowna, Kaiserin von Rußland, war am 29. December 1709 geboren und eine Tochter Peter's des Großen und Katharinens. Ihre Mutter hatte kurz vor ihrem Tode bestimmt, daß die Krone auf Peter, den Sohn des unglücklichen Großfürsten Alexis, und wenn dieser ohne Erben versterben sollte, auf Peter's I. älteste Tochter, Anna, die an den Herzog von Holstein vermählt war, übergehen sollte. Nur theilweise wurden diese Verfügungen beachtet, denn nach dem Tode Peter's II. berief der Senat die verwitwete Herzogin von Kurland, ' Anna, eine Nichte Peter's I. auf den Thron, die ihrem Großneffen Iwan die Nachfolge zugesichert hatte. Elisabeth ließ alle diese Bestimmungen geschehen, war aber in ihrer Zurückgezogenheit keineswegs unthätig, sondern vereinigte im Stillen eine Partei um sich, deren Hauptmitglieder der französische Gesandte Marquis, de la Chétardie, und ein Wundarzt, Namens Lestocq, waren, und erwartete scheinbar ruhig den zur Ausführung ihrer Plane geeignetsten Augenblick. Die Regentin blieb, trotz wiederholter, selbst von Seiten ihres Gemahls erhaltener Warnungen unbesorgt, und so ward die Nacht zum 7. December 1741 bestimmt, Elisabeth auf den Thron Peter's des Großen zu erheben. Sie begab sich um Mitternacht in die Kasernen der Preobrajenskischen Grenadiere, die bereits gewonnen waren und an deren Spitze in den Palast der Regentin, die sammt ihrem Gemahl, dem jungen Iwan, dem Grafen Münnich, Golofkin und Andern gefangen genommen wurde. Nach Verlauf von zwei Stunden war Elisabeth als Kaiserin ausgerufen. Die Urtheile, welche über die Gefangenen gesprochen wurden, lauteten auf Tod, Elisabeth schenkte ihnen allen das Leben; Iwan ward nach Schlüsselburg, die Regentin Anna und ihr Gemahl nach einer kleinen Insel in der Dwina, nahe bei deren Ausflusse in das weiße Meer, der Feldmarschall Münnich, Ostermann und die Uebrigen nach Sibirien gebracht. Mit Schweden ward kurz darauf 1743 der Friede zu Abo geschlossen, Rußland gewann dabei einen Theil von Finnland. Wichtiger ward für die Kaiserin eine Verschwörung gegen ihr Leben zu Gunsten des gefangenen Prinzen Anton Ulrich; sie ward entdeckt, und Elisabeth verfuhr gegen die Verbrecher, unter denen vorzüglich der Marquis von Botta, Lapoukin und dessen Gattin und Frau von Bestuchef waren, mit der äußersten Strenge. Die Kaiserin glaubte nicht ohne Grund, daß Friedrich II. den Ansprüchen des Herzogs von Holstein-Gottorp günstig sei, und schickte gegen Preußen, nachdem Maria Theresia sich mit Frankreich verbündet hatte, den Feldmarschall Apraxin an der Spitze eines Corps, das jedoch wenig ausrichtete, indem Bestuchef, der allmächtige Minister der Kaiserin, gegen Frankreich feindselig gesinnt und auch der Thronfolger Peter III Friedrich dem Großen gewogen war. Soltikof ersetzte Apraxin, der nach Sibirien geschickt wurde, und umsonst versuchte Friedrich, die Vereinigung des russischen Heeres mit Laudon zu verhindern, die Verbündeten errangen am 12. August 1759 den glänzenden Sieg bei Kunnersdorf, in Folge dessen ein russisches Corps unter dem Grafen Tottleben in Berlin einrückte. Elisabeth hätte die Vortheile, die von ihren Armeen gewonnen waren, unstreitig noch weiter verfolgt, hätte nicht ein schneller Tod am 29. Dec. 1761 ihrem seit Jahren schon siechen Leben ein Ende gemacht. Peter III. bestieg den Thron und Friedrich II. sah sich von seinem gefährlichsten Feinde befreit. – Elisabeth vereinigte in ihrem Charakter die fremdartigsten Züge, sie war mild und großmüthig, aber dabei schwach und grausam, für Größe und Gerechtigkeit empfänglich, aber im nächsten Augenblick launisch bis zur Tyrannei. So hatte sie bei ihrer Thronbesteigung einen Eid abgelegt, kein Todesurtheil zu bestätigen, dagegen wurden die ausgesuchtesten Martern, fürchterlicher als der Tod, Knute, Folter und Abschneiden von Zunge und Ohren, täglich ausgeübt. Den Leidenschaften der Liebe und der Wollust stand jede andere Regung in ihr nach; sie wollte für die erste Schönheit ihres Reichs gelten, daher verzieh sie Friedrich II. nie, daß er ihre Eitelkeit verspottet hatte, und Frau von Lapoukin büßte es mit schrecklichen Qualen, daß man sie für schöner hielt, als die Kaiserin Elisabeth's Regierungszeit war aber bei dem Allen für Rußland, namentlich für die Fortschritte der Bildung, segensreich und wohlthätig; viele Anstalten, durch welche die Volkserziehung befördert wurde, verdanken ihr die Entstehung; sie gründete die Universität von Moskau und die Akademie der Künste in Petersburg, und machte sich auch um die Gesetzgebung hochverdient, indem sie das von ihrem Vater begonnene Werk eines Gesetzbuchs fortsetzen ließ. Die Vollendung dieses Unternehmens zu erleben, war ihr nicht beschieden, vielmehr blieb dieselbe ihrer Nachfolgerin, der großen Katharina, vorbehalten. –b–
(Herloßsohn, Carl (Hg.) (1835): Damen-Conversations-Lexikon. Band 3 – Cordilleras bis Esel. Adorf: Verlags-Bureau (Damen-Conversations-Lexikon, 3), S. 376 ff.)
Eintrag in Herders Conversations-Lexikon (1854):
Elisabeth Petrowna, geb. 1709, Tochter Peters d. Gr. u. Katharinas I., ließ sich anfänglich die Verdrängung von der Thronfolge durch die Kaiserin Anna Iwanowna gefallen, stürzte aber 1741 dieselbe in der Nacht vom 5/6 Dez. durch eine Palastrevolution, wobei eine Abtheilung der Garde die entscheidende Rolle spielte. Sie st. den 5. Jan. 1762; ihre Regierung ist weder für Europa, noch für Rußland von besonderer Bedeutung gewesen, denn obwohl sie an dem 7jährigen Kriege Theil nahm, weil sie durch Friedrichs II. beißenden Witz beleidigt worden war, so ließ sie es doch geschehen, daß die russ. Generale alles thaten, um keine Entscheidung herbeizuführen. Sie ließ sich von Günstlingen leiten, lebte verschwenderisch und ausschweifend, hinterließ von dem Feldmarschall Rasumowsky, ihrem ehemaligen Bedienten, 2 Söhne und 1 Tochter.
(Herders Conversations-Lexikon. Band 2 – Cardatur bis Fyt (1854). Freiburg im Breisgau: Herder'sche Verlags-Handlung (Herders Conversations-Lexikon, 2), S. 543)
Eintrag im Bilder-Conversations-Lexikon (1837):
Elisabeth Petrowna, Kaiserin von Rußland, jüngste Tochter Peter's des Großen und Katharina I., geb. 1710, sollte nach ihres Vaters Absicht mit Ludwig XV. von Frankreich vermählt werden, allein diese Verbindung der beiden mächtigen Häuser kam nicht zu Stande.
Nach ihres Vaters Tode 1725 war dessen Enkel, Peter II., Kaiser geworden, und als dieser 1730 gestorben, folgte ihm Anna Iwanowna, Herzogin von Kurland, eine Tochter Iwan's, des Stiefbruders Peter's des Großen, auf dem Throne. E. war nun die muthmaßliche Thronfolgerin. Allein kurz vor Anna's Tode gebar ihre Schwestertochter, die Prinzessin Anna von Mecklenburg, die an den braunschweig. Prinzen Anton Ulrich verheirathet war, einen Sohn, Iwan, welchen die Kaiserin Anna zum Thronfolger erklärte und ihm huldigen ließ. Auch E. leistete den Eid der Treue und mochte auch damals noch nicht an politische Pläne denken, weil sie weniger ehrgeizig als sinnlichen Vergnügungen ergeben war. Der kleine Iwan wurde nach Anna's Tode, 1740, als Kaiser ausgerufen und der Herzog Biron Kurland zum Regenten erklärt, aber schon nach sieben Wochen wurde dieser durch den Feldmarschall Münnich gestürzt nach Sibirien geschickt und die Prinzessin Anna übernahm die Regentschaft. E. stand anfangs mit dieser in gutem Vernehmen; als man sie aber nöthigen wollte, den Prinzen Ludwig von Braunschweig zu heirathen, gab sie, aus Abneigung gegen jede feste Verbindung, den Rathschlägen ihres Wundarztes L'Estocq und des franz. Gesandten, Marquis de la Chetardie Gehör, der Auftrag hatte, in Rußland Unruhen anzustiften und E. auf den Thron zu helfen. Indessen konnte bei L'Estocq's Unbesonnenheit und E.'s Unschlüssigkeit, welche die Ausführung von einer Woche zur andern verschob, die ganze Verschwörung leicht entdeckt werden, hätte die Regentin, die gewarnt wurde, Gegenmaßregeln getroffen. Zwar sprach sie selbst mit E. über die umgehenden Gerüchte, ließ sich aber von ihr so täuschen, daß sie allen Verdacht deshalb fahren ließ. Als aber L'Estocq davon hörte, drängte er sie, zu handeln, stellte vor, daß sie schlechterdings wählen müsse, entweder Kaiserin zu sein, oder in ein Kloster gesteckt zu werden und ihre Diener am Leben gestraft zu sehen. Sie setzte darauf die Ausführung auf die nächste Woche fest. Um Mitternacht, am 6. Dec. 1741, begab sich die Prinzessin mit L'Estocq und Woronzow in die Kasernen der schon gewonnenen Grenadiere der preobraschenskischen Garde, ging mit ihnen nach dem Winter palast, wo die Regentin wohnte, nahm sie, ihren Gemahl und den kleinen Kaiser Iwan gefangen und am andern Morgen wurde E. allgemein als Kaiserin anerkannt. Die Prinzessin Anna blieb bis zu ihrem Tode, 1746, mit ihrem Gemahl, dem Prinzen Amon Ulrich von Braunschweig, auf eine Insel der Dwina am weißen Meere verbannt, wo auch der Letztere 1775 starb; wer sonst zu fürchten war, wurde nach Sibirien geschickt. Iwan lebte in der Festung Schlüsselburg, wo er 1764 ermordet worden ist. Die Regierung E.'s war nicht ausgezeichnet, denn sie überließ dieselbe meist ihren Ministern, während sie ihren Vergnügungen nachhing. Vor Allem war sie zu Ausschweifungen in der Liebe geneigt, sagte selbst, sie sei nur glücklich, wenn sie verliebt sei, und wählte sich mehre Liebhaber unter ihren Offizieren. Ein Spott, den sich einst Friedrich der Große über ihre Ausschweifungen erlaubte, machte sie zu seiner Feindin und entschied ihre Theilnahme am siebenjährigen Kriege, in welchem ihre Generale die Treffen bei Groß-Jägerndorf, Kay und Kunersdorf gewannen, bei Zorndorf aber geschlagen wurden. Sie starb am 5. Jan. 1762 und hinterließ vom Fürsten Rasumowski, mit dem sie in heimlicher Ehe lebte, zwei Söhne und eine Tochter.
(Bilder-Conversations-Lexikon für das deutsche Volk. Ein Handbuch zur Verbreitung gemeinütziger Kenntnisse und zur Unterhaltung. In vier Bänden. Band 1. A – E (1837). Leipzig: Brockhaus (Bilder-Conversations-Lexikon, 1), S. 654 ff.)
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