geboren am 28. Februar 1793 in Hanzhou, Provinz Zhejiang, China
gestorben am 1. Februar 1839 in Hanzhou, Provinz Zhejiang, China
chinesische Lyrikerin, Literaturwissenschaftlerin und Historikerin
185. Todestag am 1. Februar 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Im alten China war Frauen die Teilnahme an Staatsprüfungen verwehrt, da sie kein öffentliches Amt bekleiden durften. Daher erübrigte sich eigentlich für Mädchen eine reguläre Schulbildung, die ja fast ausschließlich auf die Examensanforderungen ausgerichtet war. Dennoch erhielten in Gelehrtenfamilien Töchter oft einen über “frauenspezifische Fertigkeiten” hinausgehenden Privatunterricht. So auch Wang Duan, die mit acht Jahren bereits ihre ersten Gedichte schrieb.
Nach dem frühen Tod ihrer Eltern von einer ebenfalls gebildeten Tante erzogen, wurde sie mit dem Dichter und Staatsbeamten Chen Peizhi verheiratet, dem sie nicht nur einen Sohn gebar, sondern als Mitarbeiterin an seinen Versen unentbehrlich wurde. Sie gehörte zu den VerehrerInnen der schönen, begabten Konkubine ihres Mannes, die nur 21 Jahre alt wurde und der sie eine Laudatio schrieb.
Wangs eigenes literarisches Werk erschien erstmals 1839 unter dem Titel “Fromme Sammlung der natürlichen Liebe zur Gelehrsamkeit” und zählt heute zur besten Lyrik der späteren Qing-Zeit. Sie verfaßte auch historische Abhandlungen, und ihr Interesse an geschichtlichen Stoffen spiegelt sich in vielen ihrer frühen Gedichte. Anthologien mit Versen der Mingzeit, die Wang zusammenstellte, trugen ihr den Ruf eines sicheren und ungewöhnlich unabhängigen literarischen Urteils ein, da sie sich über die etablierte Literaturkritik ihrer Zeit hinwegsetzte. 1828 gab sie die gesammelten Werke ihres Mannes heraus, nachdem dieser, kaum 34jährig, plötzlich gestorben war. Als nach diesem Schicksalsschlag ihr einziges Kind geisteskrank wurde, suchte die Dichterin Trost in altchinesischer Metaphysik und nahm daoistische Namen an. Ihre späten Gedichte sind von tiefer Melancholie und pessimistischer Weltflucht geprägt.
(Text von 1992)
Verfasserin: Ursula Richter
Zitate
In einer Herbstnacht, dem Regen lauschend
Dunkler Nebel schimmert schwer durchs Fensterpapier
Hilflos wanken noch die letzten Chrysanthemenzweige
Durch den Türvorhang dringt matt Laternenlicht in den kleinen Pavillon
Und der Klang von Regentropfen und fallenden Blättern auf verlassenen Pfad
Im Morgengrauen liegt kühl ein zarter Reif und kündet Einsamkeit
Winterkalter Brunnen weckt Abschiedsgefühle
Tief hängen Wolken überm eisigen Strom
Wie elend verlassene Truppen zerstreuter Krieger in fernen Landen.(Wang Duan)
Literatur & Quellen
Hummel, Arthur W. Hg. 1944. Eminent Chinese of the Ch'ing Period (1644-1912). Washington. U.S. Government Printing Office.
Xianling, Zhong. 1981. Qingdai nüshiren yanjiu. [Abhandlung über Dichterinnen der Qing-Dynastie]. Dissertation. Taibei. Staatl. Chenchi-Universität.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.