Biographien Ulrike von Levetzow
geboren am 4. Februar 1804 in Leipzig
gestorben am 13. November 1899 in Trziblitz
deutsche Adlige; Goethes letzte Liebe
125. Todestag am 13. November 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Es war für sie eine willkommene Abwechslung zum strengen Straßburger Pensionatsleben: Die Sommerferien 1821 verbrachte die siebzehnjährige Ulrike von Levetzow mit ihrer Mutter und den beiden Schwestern bei ihren Großeltern in Marienbad und lernte dort den 72jährigen Goethe kennen, mit dem ihre Mutter lange schon gut befreundet war. Ulrike kannte ihn jedoch noch nicht und konnte ihm deshalb völlig unbefangen und uneingeschüchtert begegnen. Sie war ein heiteres, aber nicht lustiges Mädchen und konnte sich offen und vertrauensvoll mitteilen. Welche tiefe Wirkung ihr zugewandtes Wesen auf Goethe hatte, von dessen Gelehrtheit sie sich teils beschenkt und teils bedrängt fühlte, ist ihr vielleicht bis an ihr Lebensende im ungewöhnlich hohen Alter von 95 Jahren nie völlig bewußt geworden.
Den Heiratsantrag, den Goethe ihr durch den Großherzog Carl August von Weimar im Sommer 1823 machen ließ, faßte sie jedenfalls zunächst als Scherz auf, obwohl Carl August ihn durch das Angebot einer hohen Witwenpension von jährlich 10.000 Talern großzügig abpolsterte. Amalie von Levetzow beriet ihre Tochter in dieser ungewöhnlichen und heiklen Situation mütterlich klug ohne Bevormundung und empfahl sorgfältige Überlegung. Ulrike hatte aber “noch gar keine Lust, zu heiraten” und fand, sie brauche keine Zeit zum Überlegen. Sie habe Goethe lieb wie einen Vater, aber er sei durch seinen Sohn August und dessen Frau Ottilie in Weimar versorgt und brauche sie daher nicht.
So unbefangen sie mit Goethe verkehrte, so unbefangen lehnte sie also seinen Antrag ab; und sie blieb unverheiratet. Den größten Teil ihres Lebens verbrachte sie auf Schloß Trziblitz in Böhmen, wo sie ihren Bediensteten und den DorfbewohnerInnen eine wohlwollende Herrin war. Sie ging gern auf die Jagd, und sie sammelte Bilder und Grafiken. Der Dorfgemeinschaft stiftete sie eine Spinnschule, in der sie auch selbst unterrichtete, assistiert von ihrer Schwester Bertha, mit deren Familie sie engen Kontakt pflegte.
Die Behauptung, ihre Beziehung mit Goethe sei ein “amour” gewesen, hat sie zeitlebens ärgerlich zurückgewiesen. Noch im Alter schrieb sie in einer autobiografischen Skizze eine Art Gegendarstellung, um “all die falschen, oft fabelhaften Geschichten, welche darüber gedruckt wurden” zu widerlegen und klarzustellen: “keine Liebschaft war es nicht”.
Für Goethe war es aber sehr viel mehr. Seinen Gefühlen für Ulrike verdankt die Nachwelt die “Marienbader Elegie”, ein erschütterndes Zeugnis seines Schmerzes über den Verlust von Ulrike.
Verfasserin: Mechthild Winkler-Jordan
Literatur & Quellen
Klauß, Jochen. Hg. o. J. Johann Wolfgang von Goethe, Ulrike von Levetzow „...keine Liebschaft war es nicht“. Eine Textsammlung. Zürich. Manesse.
Kühn, Paul. 1932. Die Frauen um Goethe. Graz, Wien, Leipzig, Berlin. Dt. Vereins-Druckerei. Verlag Das Bergland-Buch.
Friedenthal, Richard. 1999. Goethe: Sein Leben und seine Zeit. München, Zürich. Piper.
Zweig, Stefan. 1971. „Die Marienbader Elegie“, in: Sternstunden der Menschheit. Frankfurt/M. Fischer TB.
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