(Susan Abigail Sarandon, geb. Tomalin)
geboren am 4. Oktober 1946 in New York City
US-amerikanische Schauspielerin und Aktivistin
75. Geburtstag am 4. Oktober 2021
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Empathie und Vorstellungskraft sind die Wurzeln des Schauspielens und des Aktivismus, und ich besitze mächtig viel davon… (Tucker 75)
So charakterisiert Susan Sarandon ihre wichtigsten Eigenschaften und identifiziert sie als Quellen ihres Erfolgs als Schauspielerin und als engagierte Kämpferin für politischen Fortschritt und Menschenrechte. Ihre wohl berühmtesten Rollen, die leidenschaftlich unabhängige Kellnerin Louise aus Thelma und Louise (1991) und die Nonne Schwester Prejean aus Dead Man Walking (1995), zeigen Sarandon als schauspielerisches Naturtalent von außerordentlicher Wandlungsfähigkeit. Außerordentlich ist auch die Beständigkeit ihrer Karriere von über 50 Jahren. Ihre Filmographie umfasst 100 Spielfilme von 1970 bis 2019 und 47 TV-Sendungen (darunter ihre Verkörperung von Bette Davis in der FX Miniserie Feud: Bette and Joan (2017) mit Jessica Lange als Joan Crawford). Außerdem hat sie bei 49 Dokumentarfilmen als Sprecherin oder Akteurin mitgewirkt und am Broadway und off Broadway Theater gespielt. Sie wurde 9 mal für den Oscar, 9 mal für den Golden Globe und 6 mal für den Screen Actors Guild Award sowie für etliche andere Preise nominiert, und sie bekam einen Oscar, einen BAFTA-Preis (British Academy of Film and Television Arts) und einen Screen Actors Guild Award. Ihre Fernsehtätigkeit brachte ihr 6 Emmy-Nominierungen ein.
Als mutige und engagierte Aktivistin für soziale und politische Anliegen ist Sarandon fast so bekannt wie als Schauspielerin. Für sie ist ihr Aktivismus eine natürliche Folge ihres Schauspielberufs:
Als Schauspielerin wirst du gründlich trainiert, zuzuhören, offen zu sein und Empathie zu empfinden. Es ist also nur natürlich, dass du dadurch auch politisiert wirst. Du kannst dich in die Mutter einfühlen, deren Kinder in den Irak geschickt werden sollen, und du kannst dich in die Mutter einfühlen, die ihr Kind an eine Krankheit verliert. Wie könntest du dann nicht aktiv werden? (Sarandon im Saunders-Interview)
Zu den vielen Anliegen, für die sie sich eingesetzt hat, gehören AIDS-Aufklärung, Anti-Kriegs-Aktivismus, Unterstützung für Frauen in Nikaragua mit MADRE, Einsatz gegen Obdachlosigkeit und gegen den Hunger in der Welt. 1999 wurde sie zur UNICEF-Botschafterin berufen; in dieser Funktion nahm sie in Tansania an Veranstaltungen zur HIV/AIDS-Aufklärung für die Jugend teil und traf sich mit Frauen und Mädchen in Indien, die Opfer von Geschlechterdiskriminierung waren. 2006 bekam sie den Preis der “Aktion gegen den Hunger”. Im Juni 2018 wurde sie zusammen mit 575 anderen Frauen festgenommen, die gegen die Familientrennungs-Politik der Trump-Regierung an der Südgrenze der USA protestierten. Die Aktion, Women Disobey, wurde organisiert vom Women's March. Sie hat sich auch für schärfere Waffengesetze und für LGBT-Rechte eingesetzt sowie gegen die Todesstrafe und Masseneinkerkerung.
Sarandons politische Überzeugungen spiegeln auch ihre geistige Unabhängigkeit als Anti-Establishment-Querdenkerin wider sowie ihre starke Neigung, gegen den Strom zu schwimmen. Bei den Präsidentschaftswahlen von 2000 trat sie für Ralph Nader ein, und 2016 wählte die überzeugte Bernie-Sanders-Anhängerin schließlich die Grünen-Kandidatin Jill Stein: “Ich dachte, Hillary sei sehr gefährlich. Wenn sie gewonnen hätte, wären wir jetzt im Krieg”, erklärte sie 2017 gegenüber dem Guardian. 2020 engagiert sie sich wieder für Bernie Sanders.
Susan Abigail war die Älteste von neun Kindern des Ehepaars Lenora Marie geb. Criscione und Phillip Leslie Tomalin, Werbefachmann, Fernsehproduzent - und ehemaliger Nachtclubsänger. Obwohl sie sich als unkonzentriertes und introvertiertes Kind beschreibt, war Sarandon doch für ihre Geschwister verantwortlich - eine Erfahrung, die sie “geerdet” hat, wie sie später sagte (Shapiro). Kritisch und rebellisch seit früher Kindheit, durfte Susan schließlich von ihrer abgeschotteten, konservativen katholischen Grundschule in eine öffentliche Junior High School (Mittelschule) wechseln, wo sie mehr von der Welt da draußen mitbekam. “Es war eine gute Lehre, jüdische Leute zu treffen, die sich nicht schämten, jüdisch zu sein”, erzählte sie in einem Rolling-Stone-Interview. “Und es gab Jungs in meiner Klasse.” (Shapiro). Später besuchte sie die Catholic University of America in Washington, D.C, die sie mit einem BA in Theaterwissenschaft abschloss.
Während ihres ersten College-Jahres traf sie Chris Sarandon, einen drei Jahre älteren Lehrassistenten. Die beiden zogen bald zusammen und heirateten 1967. Chris war ein ehrgeiziger und begeisterter Schauspieler und bewirkte, dass auch seine Frau eine Schauspielkarriere ernsthaft in Betracht zog. Tatsächlich bekam sie ihre erste Filmrolle, als sie ihn zu einem Casting für eine Nebenrolle in dem Film Joe begleitete. Er ging leer aus, aber sie wurde zum Vorspielen aufgefordert und bekam sofort eine größere Rolle in dem Film angeboten, der 1970 herauskam. Sarandon über den “zufälligen” Beginn ihrer Schauspielkarriere:
Sie riefen mich herein und forderten mich auf, etwas zu improvisieren. Ich fragte sie, was das sei, und sie erklärten es mir. Leute, die Schauspiel unterrichten, mögen diese Geschichte nicht, aber so ist es tatsächlich gewesen. Ich improvisierte also etwas, und sie sagten, 'Okay, warte hier.' Und sie kamen wieder und sagten 'Wir hätten dich gerne für diesen Film.'
Und dann bekam ich einfach immer mehr Angebote. Ich machte Joe, und dann bekam ich ein paar andere Rollen, auch in einer Soap Opera, und wusste wieder nicht, was ich da tat. Aber es war eine phantastische Art zu lernen, weil es irgendwie live war und mit Kameras. Es war im Moment. So liefen die Dinge einfach weiter, acht, neun, zehn Jahre lang. Und dann musste ich schließlich zugeben - das ist es wohl, was ich mache. (Sarandon im Saunders-Interview)
Erwähnenswert unter ihren frühen Filmen sind die Kultfilme The Rocky Horror Picture Show (1975) und The Hunger (1983), ein Vampirfilm (dt. Begierde). In Begierde hat sie eine Sexszene mit Cathérine Deneuve, für die der Regisseur sie betrunken haben wollte. Sarandon beschloss, seine Anweisung zu ignorieren: “Man braucht sich nicht zu betrinken, um mit Cathérine Deneuve ins Bett zu gehen, egal, was für eine Sexualgeschichte man bis dahin gehabt hat” (The Celluloid Closet).
Wirklicher Ruhm stellte sich ein mit dem Baseball-Film Bull Durham (1988), mit Kevin Costner und Tim Robbins. Oscar-Nominierungen als beste Schauspielerin bekam sie für Atlantic City (1980), Thelma and Louise (1991), Lorenzo’s Oil (1992) und Dead Man Walking, der ihr 1995 den Oscar einbrachte. Obwohl sie mit ihrer sinnlichen Schönheit und sexuellen Energie weiterhin das Publikum betört, hat sie doch auch bezwingende Leistungen in Mutterrollen gezeigt.: Lorenzo’s Oil, Little Women (1994), Stepmom (1998), The Meddler (2015), The Death and Life of John F. Donovan (2018), Blackbird (2019).
1979 endete ihre Ehe mit Chris Sarandon, aber die beiden blieben befreundet. Susan Sarandons liberale Einstellung zu Liebe und Sexualität ermöglichte es ihr, die Rolle der alleinerziehenden Mutter für ihre Tochter Eva Amurri (geb. 1985) freudig zu übernehmen, als sich aus der Beziehung mit dem italienischen Regisseur Franco Amurri unerwartet eine Schwangerschaft ergab - man hatte ihr gesagt, sie könne keine Kinder bekommen (Tucker 47).
Von 1988 bis 2009 lebte sie mit dem Schauspieler Tim Robbins zusammen; die beiden haben zwei Söhne. Trotz ihrer erfolgreichen Schauspielkarriere und ihres eindrucksvollen Engagements als Aktivistin stand bei Susan Sarandon ihre Rolle als Mutter immer an erster Stelle. In der Tat hat das Leben als Mutter ihren Aktivismus durchdrungen und geformt: “Ich sehe, wie mein Leben und das meiner Kinder mit der Außenwelt verbunden ist. Wie kann man nicht teilnehmen an der Welt, in der man lebt?”
(Text von 2020)
Verfasserin: Joey Horsley
Literatur & Quellen
Ewing, Derek. 2019. “The Unordinary Life of Susan Sarandon.” Pens and Patron. September 11 2019. https://www.pensandpatron.com/lifestyle/susan-sarandon/.
Saunders, George. 2016. “Susan Sarandon” Interview Magazine. March 27 2016. https://www.interviewmagazine.com/film/susan-sarandon.
Shapiro, Marc. 2001. Susan Sarandon: Actress-Activist. Amherst, NY. Prometheus Books.
“Susan Sarandon: Goodwill Ambassador.” 2003. UNICEF People. https://www.unicef.org/people/people_susan_sarandon.html.
“Susan Sarandon.” 2019. Wikipedia.
Tucker, Betty Jo. 2004. Susan Sarandon: A True Maverick. Tucson, Ariz. Hats Off Books.
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