Biographien Sophie Wörishöffer
geboren am 6. Oktober 1838 in Pinneberg, Holstein
gestorben am 8. November 1890 in Altona bei Hamburg
deutsche Jugendschriftstellerin
195. Geburtstag am 6. Oktober 2023
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Biografie
„Diese Dame ist ein verfluchtes Frauenzimmer, klug wie der Satan.“ So urteilt ihr Vetter, der sicher weniger erfolgreiche Dichter Detlev von Liliencron, über Sophie Wörishöffer – zehn Jahre, nachdem das erste einer langen Reihe von Jugend- und Abenteuerbüchern von ihr erschienen war, die Generationen von jungen Leserinnen und Lesern weit über die wilhelminische Ära hinaus fasziniert haben.
Mit 14 Jahren verlor Sophie Andresen ihren Vater und wuchs mit ihren zwei jüngeren Geschwistern in engen Verhältnissen auf. Mit 28 Jahren – über ihre Ausbildung wissen wir nichts – heiratet sie den Architekten Albert Fischer-Wörishöffer; nach dem Tod ihres kleinen Sohnes Stephan verliert sie nach kaum vier Jahren auch ihren Mann. Um nun für ihren ein gutes Jahr später geborenen Sohn Hugo sorgen zu können, beginnt Sophie zu schreiben – Romane, Erfahrungen einer Hausfrau und Beiträge für die Hamburger Reform und die Zeitschrift Daheim.
Von deren Verlag erhält sie den Auftrag, ein wenig erfolgreiches Jugendbuch, Robert der Schiffsjunge, umzuarbeiten und zu erweitern. Das Buch erscheint unter dem Namen S. Wörishöffer im Herbst 1877 und wird ein großer Erfolg.
Zwei Verlagsstrategien bewähren sich auch bei allen Folgebänden aufs beste: Für die Produktion der Bücher werden jeweils kistenweise historische und landeskundliche Illustrationsvorlagen und anderes Material (sogar Coopers Lederstrumpf hinterlässt Spuren) an die Autorin geliefert, die zeitlebens ihre engere norddeutsche Heimat nie verließ – Material über Afrika, Australien, Indien und Peru, Indianer, Goldsucher und Admiral Drake, Seefahrer und die amerikanischen Bürgerkriege.
Auch erschienen die Bücher mystifizierend unter dem Verfassernamen S. Wörishöffer (auch Verlagsangehörige wissen jahrzehntelang nicht, wer sich dahinter verbirgt) – zunächst sicher auch, weil man eine Verfasserin von Knabenbüchern wenig glaubwürdig, geschweige denn verkaufsfördernd fand. – Bis zu ihrem Tod schreibt Sophie Wörishöffer, „dies merkwürdige Persönchen… voller Geist“, in 13 Verlagsjahren etwa 17 Bücher.
Ungeachtet aller Auseinandersetzungen um die literarische oder jugendbildnerische Qualität ihrer oft als unglaubwürdig, rassistisch und chauvinistisch verrissenen – jedoch als spannend und unterhaltend geliebten – Romane, waren noch vor 30 Jahren mindestens 14 Titel in 24 Ausgaben bei zehn Verlagen lieferbar. (Text von 1989, zum 100. Todestag 1990)
Verfasserin: Swantje Koch-Kanz
Links
https://de.wikipedia.org/wiki/Sophie_Wörishöffer
http://karl-may-wiki.de/index.php/Sophie_W%C3%B6rish%C3%B6ffer
Links geprüft und korrigiert am 27. September 2023 (AN)
Literatur & Quellen
Klasing, Hans. 1961. “S. Wörishöffer; ein wohlgehütetes Verlagsgeheimnis”, Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Frankfurter Ausgabe 35 (1961): 656-60.
Meyer, Horst. 1985. Velhagen und Klasing; einhundertfünfzig Jahre 1835-1985. Bielefeld. Cornelsen-Velhagen & Klasing.
Spiero, Heinrich. Hg. 1912. Neue Kunde von Liliencron; des Dichters Briefe an seine ersten Verleger. Leipzig. Xenien-Verlag.
Tuxhorn, Karin. 2008. Mit Sophie Wörishöffer ins Abenteuerland. Vertraute Heimat, eigenartige Landschaften, unbekannte Ethnien und Kulturen. Hamburg. Schriften zur Kulturgeschichte. Verlag Dr. Kovac.
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