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(Christiane Wilhelmine Sophie von Kühn)
geboren am 17. März 1782
gestorben am 19. März 1797 in Grüningen, Brandenburg
erste Verlobte von Novalis
225. Todestag am 19. März 2022
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Biografie
Sophie stammte aus niederem Adel und wuchs in einer Großfamilie auf. Nach dem frühen Tod des Vaters heiratete ihre Mutter Rudolf von Rockenthien und gebar zahlreiche Kinder.
Als der 22jährige Dichter Novalis, bisher ein „Frauenheld”, den Rockenthiens vorgestellt wird, verliebt er sich sofort in die zwölfjährige Sophie. Später sagt er, eine Viertelstunde habe sein Leben entschieden und begegnet Vorwürfen ihrer Jugend wegen damit, er habe sich über ihr wahres Alter getäuscht ... Wohlweislich hält Novalis die Beziehung geheim. Sophie ihrerseits findet ihn sympathisch, hält ihn aber auf Distanz und fühlt sich bald in die Enge getrieben.
Sophie wird als freundlich, zurückhaltend, wissbegierig beschrieben - und bleibt doch merkwürdig blass. Was sah Novalis in ihr?
Es gibt gewisse Indizien dafür, dass die beiden keinen sexuellen Kontakt miteinander hatten, der Dichter vielmehr eine Art formbares Wesen in ihr sah, auf das er sein Idealbild projizieren konnte.
Eine Woche vor Sophies 13. Geburtstag verlobt sich das Paar ohne Wissen der Eltern. Bald darauf beginnt Sophie zu kränkeln. Eine bösartige Lebererkrankung quält sie. Auf anscheinende Genesung folgen immer schlimmere Rückfälle. Schließlich muss Sophie sich schmerzhaften Operationen unterziehen, die keine Besserung bringen. - 1796 weiht Novalis seinen Vater in seine Hochzeitspläne ein. Als er die notwendige Zustimmung erhält, ist Sophie von Kühn schon todkrank. Es ist, als habe sie sich einer Frühehe bzw. dem Leben als maßlos idealisierte, vom Ehemann „geformte” Frau nur so entziehen können. Sie stirbt zwei Tage nach ihrem 15. Geburtstag.
Novalis reagiert mit Selbstmordgedanken und gibt in den Hymnen an die Nacht seinem Schmerz Ausdruck. Nach einer Vision an Sophies Grab stilisiert er sie zum höheren Wesen und baut eine regelrechte Religion um die Verehrung der toten Braut. 1801, vier Jahre nach Sophie von Kühn, stirbt Novalis.
(Text von 1996)
Zitate
Wir kennen von diesem jungen Mädchen, das 12 Jahre alt war, als Novalis ihr begegnete, ... nicht eine einzige Äußerung, die auf eine tiefe innere Bindung an Novalis schließen ließe, die in irgendeiner Form das ‘Ich liebe dich’ zum Ausdruck brächte.”
(Heinz Ritter-Schaumburg)
Links
Sophie von Kühn und Jeanette Danscour an Novalis in Weißenfels. Acquarium - Novalis im Netz.
Lütkehaus, Ludger. 22.11.2013. Novalis folgt der Geliebten in den Tod. Neue Zürcher Zeitung Online.
Literatur & Quellen
Brückner, Walter. 1939. Die Knospe von Grüningen: Die tragische Liebe des Friedrich von Hardenberg (Novalis) und der Sophie von Kühn. Roman aus empfindsamer Zeit. Leipzig. v. Hase & Koehler.
Frankhauser, Regula. 1997. Des Dichters Sophia. Weiblichkeitsentwürfe im Werk von Novalis. Köln. Böhlau Verlag.
Funck Andreas. 2003. Sophia sei mein Schutzgeist: Blütenstaub und Todespoesie. Novalis und Sophia von Kühn. Neukirchen. Novalis Verlag.
Hädecke, Wolfgang. 2011. Novalis. München. Carl Hanser Verlag.
Kurzke, Hermann. 1988. Novalis. München. Beck.
Lavizzari, Alexandra. 2005. Lulu, Lolita und Alice. Das Leben berühmter Kindsmusen. Berlin. Edition Ebersbach.
O’Brien, Arctander, William. 1997. Novalis: Signs of Revolution. Durham. Duke University Press.
Paasch, Jürgen M. 2014. Dichtergräber in Thüringen: Unter jedem Grabstein eine Literaturgeschichte. Erfurt. Sutton Verlag.
Ritter-Schaumburg, Heinz. 1986. Novalis und seine erste Braut: “Sie war die Seele meines Lebens”. Stuttgart. Urachhaus
Roder, Florian. 1992. Novalis: die Verwandlung des Menschen. Stuttgart. Urachhaus.
Schlaf, Johannes. 1906. Novalis und Sophie von Kühn: Eine Psychophysiologische Studie. München - Schwabing. E. W. Bonsels. [Neuauflage: 2018, London. Forgotten Books.]
Schulz, Gerhard. 1969. Novalis in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg. rororo monographie 154.
(Letzte Linkprüfung 05.04.2019)
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