geboren am 27. März 1770 in Altenburg, Herzogtum Sachsen-Gotha
gestorben am 31. Oktober 1806 in Heidelberg
deutsche Schriftstellerin
215. Todestag am 31. Oktober 2021
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Sophie Friederike Schubart, geschiedene Mereau, verheiratete Brentano, eine der ersten deutschen Berufsschriftstellerinnen, wurde zu Lebzeiten als neuzeitliche Sappho und “Sängerin des Frühlings und der Liebe” gefeiert. Die Grundlage ihrer für eine Frau um 1800 erstaunlichen Karriere bildete eine außergewöhnlich gute Ausbildung im bürgerlichen Elternhaus. Trotz tiefsitzender Vorbehalte gegen die “unvermeidliche Ehestands-Kälte” reichte Sophie Schubart 1793 dem Universitätsbibliothekar und Juristen Friedrich Karl Mereau die Hand zu einer Versorgungsehe, die ihr ein Leben in der Kulturstadt Jena in Aussicht stellte. Ihre Hoffnungen erfüllten sich: Schiller schätzte und förderte ihr Talent, in ihrem Hause verkehrten einige der anregendsten DenkerInnen der Klassik und Romantik, und ihre Tage vergingen mit Theaterproben, Landpartien und geistvollen Gesprächen. Innerhalb weniger Jahre veröffentlichte sie zahlreiche Gedichte, zwei Romane, diverse Erzählungen, Essays, Übersetzungen und gab mehrere Almanache und eine eigene Zeitschrift heraus.
Trotz des Erfolgs zeigte ihr Stimmungsbarometer täglich Extreme von “heiter” bis “verdrüslich” an. Wie ihre Heldinnen war auch die Autorin selbst von unbändigem Freiheitsdurst und heftiger Liebessehnsucht durchdrungen. Sie begeisterte sich für die Freiheits- und Gleichheitsideale der Französischen Revolution und für die Unabhängigkeit Amerikas, sie träumte von einem selbständigen Leben als Schauspielerin und leistete sich während der ersten Ehe Liebesaffären - unter anderem mit den Romantikern Clemens Brentano und Friedrich Schlegel -, die sie mit der Allmacht der Liebe vor sich rechtfertigte.
1801 ließ sich Sophie Mereau als erste Frau im Herzogtum Sachsen-Weimar scheiden und baute für sich und ihre Tochter ein unabhängiges Leben auf. Erst zwei Jahre später gab sie ihren Widerstand gegen Clemens Brentanos beharrliche Werbung auf, heiratete ihn jedoch erst, als sie ein Kind von ihm erwartete. Seinem Kinderwunsch zuliebe wurde sie in ihren letzten drei Lebensjahren viermal schwanger. Zum Schreiben kam sie nur noch in seiner Abwesenheit, denn seine leidenschaftliche, zugleich aber besitzergreifende, eifersüchtige und oft verletzende Liebe machte den Ehealltag zu einem Wechselbad von “Himmel und Hölle”.
Ihre ursprüngliche Zuversicht nach dem Motto “Lebe der Liebe und liebe das Leben” wich zunehmend einer “Ermüdung der Seele”. Im Alter von 36 Jahren starb Sophie Brentano 1806 im Kindbett. Sie hinterließ ein umfassendes Werk, das erst in unseren Tagen wieder eine ihm gebührende Würdigung erfährt.
Zitat:
Für die Horen hat mir unsere Dichterin Mereau jetzt ein sehr angenehmes Geschenk gemacht, und das mich wirklich überraschte. . . Ich muß mich doch wirklich darüber wundern, wie unsere Weiber jetzt, auf bloß dilettantischem Wege, eine gewiße Schreibgeschicklichkeit sich zu verschaffen wißen, die der Kunst nahe kommt. (Schiller an Goethe, 30. Juni 1797)
Verfasserin: Katharina von Hammerstein
Links
Tagung in Jena (Juni 2006) anläßlich des 200.Todestags
Analyse einer Kurzgeschichte (englisch)
Literatur & Quellen
Sophie Mereau in der Deutschen Nationalbibliothek
Fleischmann, Uta. 1989. Zwischen Aufbruch und Anpassung: Untersuchungen zu Werk und Leben der Sophie Mereau. New York; Bern; Frankfurt/M. Peter Lang.
Gersdorff, Dagmar von. 1984. Dich zu lieben kann ich nicht verlernen. Das Leben der Sophie Brentano-Mereau. Frankfurt/M. Insel TB 1276.
Hammerstein, Katharina von. 1994. Sophie Mereau-Brentano. Freiheit - Liebe - Weiblichkeit: Trikolore sozialer und individueller Selbstbestimmung um 1800. Heidelberg. Winter.
Mereau-Brentano, Sophie. 1995 [1791-1806]. Werkausgabe. Hg. Katharina von Hammerstein. 3 Bde. München. dtv TB.
Mereau-Brentano, Sophie. 1997 [1794]. Das Blütenalter der Empfindung. Amanda und Eduard. Romane. Hg. u. kommentiert von Katharina von Hammerstein. Frankfurt/M. dtv.
Mereau-Brentano, Sophie. 1997. Ein Glück, das keine Wirklichkeit umspannt: Gedichte und Erzählungen. Hg. u. kommentiert von Katharina von Hammerstein. Frankfurt/M. dtv.
Schwarz, Gisela. 1991. Literarisches Leben und Sozialstrukturen um 1800: Zur Situation von Schriftstellerinnen am Beispiel von Sophie Brentano-Mereau, geb. Schubart. Frankfurt/M. etc. Lang.
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