geboren 1970 in der Provinz Mondulkiri, Kambodscha
kambodschanisch-französische Kämpferin gegen Kinderprostitution
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Ihr genaues Geburtsdatum kennt Somaly Mam nicht. Bereits als Kind wird die Angehörige eines verarmten kambodschanischen Bergstamms von ihren Eltern als Haussklavin an einen wesentlich älteren Mann verkauft. Dieser reicht sie weiter an einen Soldaten, der sie wiederum in ein Bordell nach Phnom Penh bringt, wo sie acht Jahre jeden Tag Freier bedienen muss. Sie erlebt, wie der Bordellbesitzer eine elfjährige Kameradin erschießt, die wegen der andauernden Vergewaltigungen zusammengebrochen ist. Somaly flieht aus dem Bordell und trifft auf einen Schweizer, der ihr ohne sexuelle Absichten weiterhilft. Unter den UN-Friedenstruppen und Zivilisten, die Mitte der Neunziger Jahre nach Kambodscha kommen, lernt sie ihren späteren Ehemann, einen Franzosen, kennen, geht mit ihm nach Frankreich und bekommt zwei Kinder.
1996 kehrt sie nach Kambodscha zurück und gründet die Organisation AFESIP (Agir pour les Femmes en Situation Précaire = Handeln für Frauen in prekären Situationen). Ihre Ehe erweist sich als nicht dauerhaft. „Ich bin ein schwieriger Mensch“, sagt Somaly Mam von sich selbst. Das Grauen der Jahre im Bordell, der Geruch nach Sperma und das Gefühl, schmutzig zu sein, verfolgen sie bis heute.
AFESIP und die 2007 gegründete Somaly Mam Foundation arbeiten in Kambodschas Städten mit der Polizei zusammen, an die sie Beweise der Versklavung Minderjähriger geben. Die MitarbeiterInnen besuchen Krankenhäuser, in die die Bordellbetreiber die Mädchen zu Gesundheitsuntersuchungen schicken und bewegen sie zum Verlassen des Bordells. Die Stiftung unterhält mehrere Heime in Kambodscha, Vietnam und Laos.
In der ländlichen Provinz gestaltet sich die Situation schwieriger, da Prostitution dort als Familienangelegenheit angesehen wird. Somaly Mam geht deswegen in die Dörfer, klärt die BewohnerInnen über den Horror der Bordelle auf und vermittelt ihnen Alternativen zum Verkauf ihrer Töchter, wie Gemüseanbau und Hühnerzucht.
Auf politischer Ebene kämpft Somaly Mam für die Umsetzung von Gesetzen und Strategien gegen den Sextourismus. Trotz verschärfter Bestimmungen laufen kaum Strafverfahren gegen die Freier. Nach Somaly Mams Beobachtungen werden die westlichen Sextouristen immer brutaler und verlangen nach immer jüngeren Prostituierten. Unter den von ihr befreiten Mädchen waren Drei- und Fünfjährige. Geschätzte 35 Millionen Sextouristen leben ihre Neigungen jährlich in Südostasien aus.
Somaly Mams Engagement beschränkt sich nicht auf die Schließung eines Bordells, sie konzentriert sich besonders auf die Zeit danach. Der Wille der Mädchen ist komplett gebrochen, sie haben weder Selbstbewusstsein noch Selbstwertgefühl, und genau das will Somaly Mam ihnen wiedergeben, denn „um ein Mädchen zu retten, braucht man manchmal nur fünf Minuten. Ihnen das Leben zurückzugeben, dauert fünf bis zehn Jahre.“
Verfasserin: Karin Müller
Zitate
„Aus dem Bordell zu fliehen, ist das eine. Deinem Geist zu entkommen, ist etwas anderes“. Somaly Mam
Literatur & Quellen
Somaly Mam. 2007. Das Schweigen der Unschuld: Mein Weg aus der Kinderprostitution und der Kampf gegen die Sex-Mafia in Asien [= Le silence de l’innocence]. Aus dem Franz. von Olaf Matthias Roth. Aktualisierte Taschenbuchausg., 1. Aufl. Berlin: Ullstein.
FAZ vom 27.1.2011, Artikel “Wiedergeboren” www.sueddeutsche.de, Artikel “Reden wir über Geld: Sexsklavinnen” vom 23.1.2012 www. Wikipedia vom 21.1.2012
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