geboren am 3. Februar 1901
gestorben am 12. März 1990
englische Schriftstellerin
120. Geburtstag am 3. Februar 2021
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Rosamond Lehmann hat mit ihrem ersten Roman “Dusty Answer” (dt. Dunkle Antwort), den sie 1927 im Alter von 26 Jahren veröffentlichte, im angelsächsischen Sprachraum Geschichte gemacht – genauer: Lesben-Literatur-Geschichte. Bereits ein Jahr vor Virgina Woolfs “Orlando” und Radclyffe Halls “Well of Loneliness”, das einen Skandal auslöste, hatte Lehmann das Thema der leidenschaftlichen (platonischen) Liebe zwischen Frauen behandelt, allerdings so “unaufdringlich”, daß “man es bei einmaligem Lesen des Buchs überhaupt nicht bemerkt.” (LeStourgeon)
Viele LeserInnen haben damals sehr wohl etwas bemerkt. Frauen und Männer verliebten sich in die Heldin Judy und schickten der jungen Autorin, in der richtigen Annahme, dass der Roman über weite Strecken autobiographisch war, glühende Herzensergießungen. In ihrem Essay “The Future of the Novel” (1946) schreibt Lehmann: “Der moderne Roman gibt uns keine Personen, in die wir uns verlieben können. Solange der Roman sich und die Gestalten nicht voll einbringt, wie früher, wird er klein und kalt bleiben, wie scharf und hell auch immer…”
Rosamond Lehmann wuchs in einer gebildeten und wohlhabenden Familie in Buckinghamshire auf. Sie und ihre Geschwister Beatrix (Schauspielerin) und John (Schriftsteller) wurden bekannte Figuren der Literatur- und Kunstszene, eng verbunden mit der Bloomsbury Group um die Woolfs, Bells und Stracheys. Nach einem neusprachlichen Studium in Cambridge heiratete Rosamond Lehmann 1923. Mit ihrem zweiten Mann hatte sie zwei Kinder: Hugo und Sally. Diese Ehe wurde 1942 geschieden. Neun Jahre lang war sie mit dem verheirateten Schriftsteller Cecil Day–Lewis (Vater des Schauspielers Daniel Day–Lewis) liiert.
Lehmanns Hauptschaffenszeit waren die 30er Jahre. Neben dem Drama “No more Music” (1939) enstanden in dieser Zeit folgende Romane:” A Note in Music” (1930), “Invitation to the Waltz” (dt. Aufforderung zum Tanz) (1932) und “The Weather in the Streets” (dt. “Wie Wind in den Straßen”) (1936). Es folgten 1944 “The Ballad and the Source” und 1953 “The Echoing Grove”. Bis zu Lehmanns letztem Roman, “A Sea–Grape Tree” (1976) vergingen 23 Jahre.
1958 war ihre geliebte Tochter Sally mit 24 Jahren an Kinderlähmung gestorben. In ihrem Schmerz wandte sich Lehmann dem Spiritismus zu und versuchte, mit ihrer verstorbenen Tochter Kontakt aufzunehmen (eine weitere Parallele zu Radclyffe Hall, die sich 40 Jahre zuvor ebenfalls jahrelang der Erforschung des Jenseits widmete). Sie wurde Sekretärin, Vertraute und Freundin des “großen Sehers” (Lehmann) Wellesley Tudor Pole. Diesen Teil ihrer Biographie verarbeitete Lehmann in drei spiritistisch orientierten Werken: In dem mit W.T. Pole verfassten “A Man seen Afar” (1965), einer Schrift über das Leben Jesu, wie es Pole in mystischer Entrückung offenbart wurde; in “A Swan in the Evening: Fragments of an Inner Life” (1967), auf das die Kritik betreten und verlegen reagierte, und in “Letters from Our Daughters” (Co–Autorin Cynthia Hill Sandys).
Im Zuge der neuen Frauenbewegung wurden Lehmanns Romane, überwiegend hochsensible und präzise Erkundungen der Welt junger Mädchen und Frauen in lyrischer Prosa, von Virago wieder aufgelegt. Die meisten ihrer Bücher sind auch auf Deutsch im Taschenbuch greifbar.
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
Wenn sie auch kein Bach des Romans ist, so doch mindestens ein Chopin.
(Diana LeStourgeon)
“Du darfst niemanden lieben,” sagte Jennifer. “Ich würde ihn umbringen wollen. Ich wäre eifersüchtig.” Schwer fiel ihr brütender Blick auf Judiths Gesicht. “Ich liebe dich.” Und bei diesen Worten, diesem Blick, verblasste Roddy zur Harmlosigkeit: Jennifer blendete und umfing ihre Sinne; nur Jennifer hatte Macht über sie.
(Rosamond Lehmann, “Dusty Answer”, 1927)
Literatur & Quellen
Lehmann, Rosamond. 1987. Der Schwan am Abend: Fragmente eines Lebens. Die Frau in der Gesellschaft, 03772. Frankfurt/M. Fischer TB.
Lehmann, Rosamond. 1989. Dunkle Antwort. Die Frau in der Gesellschaft, 03771. Frankfurt/M. Fischer TB.
LeStourgeon, Diana E. 1965. Rosamond Lehmann. New York. Twayne.
Simons, Judy. 1992. Rosamond Lehmann. New York. St. Martin's Press.
Tindall, Gillian. 1985. Rosamond Lehmann: An Appreciation. London. Chatto & Windus.
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