(Marie-Rosalie Bonheur)
geboren am 16. März 1822 in Bordeaux
gestorben am 25. Mai 1899 in Schloss By bei Fontainebleau
französische Tiermalerin und Bildhauerin
125. Todestag am 25. Mai 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Ihre Schulausbildung war nur rudimentär und endete, als sie 13 war. Ihr Handwerk aber lernte Rosa Bonheur gründlich – Zeichnen und Kolorieren im Pariser Atelier ihres Vaters, eines mäßig erfolgreichen Porträt- und Landschaftsmalers, der nach dem frühen Tod seiner Frau die vier Kinder allein erzog und, seinen saint-simonistischen Idealen folgend, den Töchtern (Rosa war die Erstgeborene) dieselben Freiheiten gestattete wie den Söhnen. Zum Kopieren der alten Meister verbrachte die 14jährige viel Zeit im Louvre, wo man sie wegen ihres jungenhaften Auftretens »Der kleine Husar« nannte. Später ging sie für Anatomiestudien und Tierskizzen in die Pariser Schlachthöfe und auf den Pferdemarkt – in Männerkleidung.
Mit 19 stellte sie im Pariser Salon aus, mit 26 erhielt sie ihren ersten großen Regierungsauftrag für Pflügende Ochsen im Nivernais (heute im Musee d'Orsay), mit 31 beendete sie ihr berühmtestes Bild, Der Pferdemarkt, ein Riesengemälde (2,5 x 5 m), das großes Aufsehen bei Publikum und Kritik erregte und ihren Ruhm als bedeutendste Tiermalerin des 19. Jahrhunderts begründete. Zugleich war es ein sensationeller finanzieller Erfolg. Vom Erlös erwarb sie das Château de By, einen Landsitz am Rand des Waldes von Fontainebleau, wo sie fortan mit ihrer Lebensgefährtin Nathalie Micas, deren Mutter und einem umfangreichen Privatzoo (u.a. Löwinnen) lebte und arbeitete.
Die Malerin wurde bei Hof eingeladen und mit öffentlichen Ehrungen überschüttet – die Kaiserin Eugenie überbrachte ihr persönlich die Ernennung zum »Offizier der Ehrenlegion« – obwohl ihr Privatleben nicht gerade den Konventionen entsprach. Mit 14 hatte Rosa Bonheur die zwei Jahre jüngere Nathalie Micas kennengelernt und sich seitdem nicht mehr von ihr getrennt. Als Micas 1889 im Alter von 65 Jahren starb, stürzte Bonheur in eine tiefe Depression.
Zwei Begegnungen aus Übersee bestimmten die letzten Lebensjahre – sie traf Buffalo Bill Cody, der mit seiner Wildwest-Show durch Europa zog, und nutzte den 7monatigen Parisaufenthalt der Truppe zu zahlreichen Gemälden und Skizzen nach Indianer- und Cowboymotiven. Und sie begegnete einer 33 Jahre jungen amerikanischen Kollegin. Anna Klumpke wurde ihre Gefährtin, schrieb ihre Biographie, porträtierte sie und wurde – zum Entsetzen der Verwandtschaft – Alleinerbin.
Mit 77 Jahren starb Bonheur und wurde auf dem Pariser Pere-Lachaise-Friedhof neben Nathalie und Mme. Micas begraben. Auch Anna Klumpke wurde dort beigesetzt.
Verfasserin: Andrea Schweers
Zitate
In Wirklichkeit interessiere ich mich, was männliche Wesen anbelangt, nur für die Stiere, die ich male.
(Rosa Bonheur)
Rosa Bonheurs für das 19. Jahrhundert einmaliger Publikumserfolg erklärt sich gewiss durch ihre handwerkliche Perfektion und ihre Motivwahl – die realistischen Tier- und Landschaftsdarstellungen entsprachen dem Zeitgeschmack eines bürgerlichen Publikums, das sich mit der vom Adel favorisierten Historienmalerei vorangegangener Zeiten nicht mehr identifizierte – ebenso wichtig aber war ihre Ausnahmerolle als Frau in einer von Männern beherrschten Kunstwelt. Sie hatte »Starqualitäten«, wusste dies auch und verstand es, mit Unterstützung ihres Agenten Gambart, das mal von Faszination, mal von Skandallust geprägte Interesse an ihrer Person, und damit auch an ihren Bildern, über Jahrzehnte wachzuhalten.
(Schweers, Andrea (2005): Drei Frauen im Glück. Das Leben der französischen Tiermalerin Rosa Bonheur (1822-1899) und ihrer Gefährtinnen Nathalie Micas (1824-1889) und Anna Klumpke (1856-1942). In: Horsley, Joey; Pusch, Luise F. (Hg.): Berühmte Frauenpaare. Orig.-Ausg., 1. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Suhrkamp-Taschenbuch, 3404).)
Links
Artcyclopedia.com: Rosa Bonheur Online. Linkliste (Galerien, Museen, Ausstellungen, Artikel…). (Link aufrufen)
Artfacts.Net: Rosa Bonheur - Profil. Ausstellungen, Händlerverzeichnis, Sammlungen, Kataloge. (Link aufrufen)
Joconde: Werke von Rosa Bonheur. Ministère de la culture. (Link aufrufen)
Musée d'Orsay: Collections catalogue - Rosa Bonheur (Link aufrufen)
Bonheur | Lexikon '88 | Bildende Künste - Malerei - Franzosen. Einträge aus: Meyers Lexikon (1888) und Biographisches Künstler-Lexikon (1882). Peter Hug. (Link aufrufen)
Rehs Galleries, Inc: Rosa Bonheur (1822 - 1899). Biografischer Essay (engl.) (Link aufrufen)
The Art Institute of Chicago: Rosa Bonheur (Link aufrufen)
The Athenaeum - Displaying artworks for Rosa Bonheur (Link aufrufen)
The Essence of Line: French Drawings from Ingres to Degas. Rosa BonheurThe Baltimore Museum of Art and the Walters Art Museum. (Link aufrufen)
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Literatur & Quellen
Quellen
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Klumpke, Anna (1908): Rosa Bonheur, sa vie, son oeuvre. Paris. Flammarion. (WorldCat-Suche)
Klumpke, Anna Elizabeth (1940): Memoirs of an artist. Herausgegeben von Lillian Whiting Boston. Wright & Potter. (WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Hinweis: Dies sind keine Literaturempfehlungen, sondern zum Thema erschienene Titel – ohne Wertung unsererseits.
Braudeau, Michel (2003): Six excentriques. Pierre Loti – Raymond Roussel – Salvador Dali – Rosa Bonheur – Sarah Winchester – Bobby Fischer. Paris. Gallimard. ISBN 2070768686. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Dahesh Museum: Rosa Bonheur. (1998) All nature's children. All essays ed. and two transl. from the French by Henry Krawitz. Ausstellungskatalog. New York. Dahesh Museum. ISBN 0-965479-31-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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Kirkland, Winifred Margaretta; Kirkland, Frances (1930): Girls who made good. Darin: Rosa Bonheur, painter and tomboy. Freeport. Books for Libraries Press. 1971. (Essay index reprint series) ISBN 0836922352. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Klumpke, Anna (2000): Rosa Bonheur. The artist's (auto)biography. Transl. by Gretchen van Slyke. Mit Werkverzeichnissen Bonheur und Klumpke. Ann Arbor. University of Michigan Press. ISBN 0-472-10825-5. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Micucci, Dana (2001): Artists in residence. Claude Monet, Charles-François Daubigny, Vincent van Gogh, Jean-François Millet, Rosa Bonheur, Gustave Courbet, Eugène Delacroix, Gustave Moreau. Photographs by Marina Faust. New York. Little Bookroom. ISBN 1892145006. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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Ribemont, Francis (1997): Rosa Bonheur (1822 - 1899). Ausstellungskatalog. Bordeaux. Blake. ISBN 2841030709. (Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schweers, Andrea (2005): Drei Frauen im Glück. Das Leben der französischen Tiermalerin Rosa Bonheur (1822-1899) und ihrer Gefährtinnen Nathalie Micas (1824-1889) und Anna Klumpke (1856-1942). In: Horsley, Joey; Pusch, Luise F. (Hg.): Berühmte Frauenpaare. Frankfurt am Main. Suhrkamp (Suhrkamp-Taschenbuch, 3404). ISBN 3-518-39904-7 (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Shriver, Rosalia (1982): Rosa Bonheur. With a checklist of works in American collections. Philadelphia. Art Alliance Press. ISBN 0879820373. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sparrow, Walter Shaw (1976): Women painters of the world. From the time of Caterina Vigri 1413 – 1463 to Rosa Bonheur and the Present Day. Nachdruck der Ausgabe 1905. New York. Hacker. ISBN 0-87817-184-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Stanton, Theodore (Hg.) (1976): Reminiscences of Rosa Bonheur. Reprint der Ausgabe 1910. New York. Hacker Art Books. ISBN 0878170960. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Träupmann, Stefani (1981): Mythos und Realität der Rosa Bonheur. Magisterarbeit. Hamburg. Universität, FB Kulturgeschichte. (WorldCat-Suche)
Turner, Robyn (1991): Rosa Bonheur. Boston. Little Brown. (Portraits of women artists for children) ISBN 0316856487. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Wetmore, Helen Cody; Grey, Zane (2003): Buffalo Bill, last of the great scouts. Illustrations by Frederic Remington, E.W. Deming, and Rosa Bonheur. Lincoln. University of Nebraska Press. ISBN 080329834X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Bildquellen
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