(geb. Sendtner)
geboren am 31. August 1904 in München
gestorben am 31. Dezember 1998 in Sonthofen/Allgäu
deutsche Bergsteigerin, Botanikerin und Fotografin
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Paula Kohlhaupts Spuren zu lesen ist schwierig. Außer ihren Büchern über Alpenblumen und Orchideen existieren nur wenige gesicherte Fakten über sie. Zunächst einmal war ihr Leben das typische Frauenschicksal der Generation, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts geboren wurde. Zwei Weltkriege musste sie miterleben, die sie ziemlich wahrscheinlich privater und beruflicher Möglichkeiten beraubten, Dokumente wurden vernichtet, viele Erinnerungen verdrängt und nie weitererzählt, jüngere Zeitzeugen besaßen nicht den Mut, rechtzeitig Fragen zu stellen. So ist zum Beispiel nicht bekannt, welche Haltung Paula Kohlhaupt dem Nationalsozialismus gegenüber einnahm, oder ob sie während des zweiten Weltkriegs dienstverpflichtet wurde, und falls ja, worin ihre Tätigkeit dann bestand.
Paula Sendtner wurde als ältere von zwei Töchtern in München geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Augsburg. Nach dem Ende der Schulzeit begann sie eine Ausbildung als Musik-, Kunst- und Sportlehrerin. Ob sie diese je abschloss und in diesem Beruf tatsächlich arbeitete, lässt sich nicht belegen.
Was ihre sportlichen Ambitionen betraf, scheint ihr Elternhaus äußerst liberal gewesen zu sein. Die junge Paula liebte alle Sportarten, die schnell und gefährlich waren: So war sie nicht nur eine begeisterte Skiläuferin, die später sogar zweimal Allgäuer Meisterin wurde, sondern sie fuhr auch Kajak und Motorrad. Ihre besondere Leidenschaft war jedoch das Klettern. Vor allem in den Dolomiten bewältigte sie die meisten klassischen Routen wie die Fünffingerspitze, die Drei Zinnen oder die Vajolet-Türme. Doch während die Namen ihrer männlichen Bergsteigerkollegen Eingang in Literatur und Nachschlagewerke fanden, blieb Kohlhaupts Name, damals noch Sendtner, trotz ebenbürtiger Leistung unerwähnt.
Mit dem Bergsteiger Willy Merkl soll sie bis zu dessen frühem Tod 1934 am Nanga Parbat sogar verlobt gewesen sein. Einer nicht nachgewiesenen Anekdote zufolge musste sie mit ihrem damaligen Verlobten wegen schlechten Wetters in einer Wand am Matterhorn eine Nacht in einem Notbiwak zubringen.
Zwei Tage vor ihrem 42. Geburtstag heiratete Paula Sendtner in Sonthofen den elf Jahre älteren Bergsteiger und Arzt Franz Kohlhaupt. Ihre Hoffnung auf eine gute Partie, also finanzielle Absicherung, erfüllte sich allerdings nicht. Statt sich um die PatientInnen in seiner Praxis zu kümmern, ging der Herr Doktor weiterhin lieber in die Berge. Obwohl sie keine glückliche Ehe führten, blieben die beiden dennoch bis zu seinem Tod im August 1972 miteinander verheiratet.
Gezwungen, für ihr eigenes Einkommen zu sorgen, arbeitete sie in der Jägerkaserne in Sonthofen zunächst als Schreibkraft, später als Hilfsbibliothekarin. Diese Arbeit, für die sie entschieden überqualifiziert war, verrichtete sie bis zu ihrem Ruhestand Ende der 1960er Jahre. Wann sie sie aufnahm und wie sie in Kontakt zur Bundeswehr kam, ist nicht belegt.
Lag Paula Kohlhaupts Schwerpunkt in jüngeren Jahren auf dem Bergsteigen und Klettern, wurde zu Beginn der 1960er Jahre zunehmend die Botanik wichtiger. Auch hierfür finden sich die Wurzeln im Elternhaus, schließlich war der Vater, Ignaz Sendtner, Arzt und dürfte das Interesse seiner Tochter für Naturwissenschaften, insbesondere die Botanik, wohlwollend begleitet haben. Zudem war der Großonkel Otto Sendtner Professor für Botanik. Allerdings lernte Paula Kohlhaupt ihn nie persönlich kennen, da er bereits 1859 im Alter von 45 Jahren in einer Nervenklinik verstarb.
Vollkommen neues Terrain im wörtlichsten Sinn betrat sie damit nicht, denn ihr Spezialgebiet wurde die Flora der Dolomiten. 1963 erschien im Belser Verlag ihr erstes Buch Alpenblumen, Farbige Wunder: Alpenblumen in ihrer Umwelt und im Volksleben. Es war so erfolgreich, dass 1964 bereits der zweite Band erschien. Beide Bände wurden in mehrere Sprachen übersetzt und erschienen in fünf Auflagen. Das Honorar für diese beiden Bücher fiel äußerst gering aus, sodass die davon nicht leben konnte. Mit ihren Bildern zählte Paula Kohlhaupt zu den Pionierinnen der Naturfotografie und setzte neue Maßstäbe für LaiInnen und Fachleute. Ihre Fotos verbinden technische Qualität mit ästhetischem Anspruch.
Ihr Meisterwerk erschien 1972 unter dem Titel Blumenwelt der Dolomiten. Es wurde Vorbild für viele Blumenbücher ähnlichen Formats. Zudem bewirkte der Wechsel zur Verlagsanstalt Athesia in Bozen, dass sie für ihre Arbeit nun fair bezahlt wurde. 1981 erschien ihr letztes Buch Mittel- und südeuropäische Orchideen.
Danach wurde es ruhig um sie. Für einige Jahre lebte sie im Haus ihrer Schwester in Kippenheim im Schwarzwald, fühlte sich dort jedoch trotz Familienanschluss so einsam und unglücklich, dass sie für ihre letzten Lebensjahre nach Sonthofen zurückkehrte.
Verfasserin: Ines Schaub
Links
Literatur & Quellen
Werke (deutsche Ausgaben)
Paula Kohlhaupt in der Deutschen Nationalbibliothek Kohlhaupt, Paula (1963): Alpenblumen, Farbige Wunder: Alpenblumen in ihrer Umwelt und im Volksleben. Band 1. Stuttgart. Belser.
Kohlhaupt, Paula (1964): Alpenblumen, Farbige Wunder: Alpenblumen in ihrer Umwelt und im Volksleben. Band 2. Stuttgart. Belser.
Kohlhaupt, Paula (1971): Bunte Welt der Orchideen: die heimischen Orchideen in 120 Farbfotos. Stuttgart. Franckh.
Kohlhaupt, Paula (1972). Blumenwelt der Dolomiten. Bozen. Verlagsanstalt Athesia.
Kohlhaupt, Paula (1973): Kleine Dolomiten-Flora. Bozen. Verlagsanstalt Athesia.
Kohlhaupt, Paula (1974): Kleine Meraner Flora. Bozen. Verlagsanstalt Athesia.
Kohlhaupt, Paula (1977): Kleine Alpenflora. Bozen. Verlagsanstalt Athesia.
Kohlhaupt, Paula (1977): Kleine Südalpen-Flora. Bozen. Verlagsanstalt Athesia.
Kohlhaupt, Paula (1980): Mittelmeerflora. Bozen 1980. Verlagsanstalt Athesia. ISBN 88-7014-139-X.
Kohlhaupt, Paula (1981): Mittel- und südeuropäische Orchideen. Bozen. Verlagsanstalt Athesia. ISBN 88-7014-240-X.
Quellen Allgäuer Anzeigeblatt vom 29. August 1972 Allgäuer Anzeigeblatt vom 31. August 1984 Allgäuer Anzeigeblatt vom 4. Januar 1999 Blumenwelt der Dolomiten, 4. Umschlagseite Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft, Band 17 (1922)
Bildquellen
Urheber des Bildes ist Xaver Finkenzeller
Foto von ca. 1930-1934 (Beschreibung: Peter Müllritter, Georg Mitterer, Wäk ? Bogner, Fritz Bechtold, Paula Kohlhaupt und Willy Merkl am Bahnhof von Zermatt) aus Datensatz Paula Kohlhaupt (Paula Sendtner) im Historischen Alpenarchiv der Alpenvereine in Deutschland, Österreich und Südtirol
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