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(Nina Simone (Eunice Kathleen Waymon))
geboren am 21. Februar 1933 in Tryon, North Carolina, USA
gestorben am 21. April 2003 in Carry-le-Rouet (Bouches-du-Rhône), France
US-amerikanische Singer-Songwriter, Pianistin und Bürgerrechtsaktivistin
20. Todestag am 21. April 2023
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Die spektakulär talentierte Musikerin trat jahrzehntelang mit Jazz-, Blues-, Folk-, Pop- und Protestsongs vor begeisterten Fans in den USA, Europa und Afrika auf. Ausgebildet als klassische Pianistin, begann sie Ende der 1950er Jahre in Clubs zu singen, um Geld zu verdienen. Trotz ihres raschen Aufstiegs als populäre Künstlerin, die alles spielen und singen konnte, wurde sie von Plattenfirmen ausgebeutet. Von daher war sie lebenslang überzeugt, sie brauche einen starken männlichen Beschützer - und traf nicht immer die richtige Wahl. Dennoch nahm sie zwischen 1958 und 1974 mehr als 40 Alben auf. Von 1964 bis 1974 engagierte sich Simone in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und inspirierte mit ihren starken Liedern gegen rassistische Unterdrückung – darunter das leidenschaftliche „Mississippi Goddam“ – junge und alte AktivistInnen. Emotional unberechenbar, beschimpfte Simone oft ihr Publikum und traf zunehmend erratische Lebensentscheidungen, die ihren frühen Erfolg beeinträchtigten. Schließlich wurde bei ihr eine bipolare Störung diagnostiziert, und in späteren Jahren war sie des öfteren für ihren Lebensunterhalt und die Bewältigung des Alltags auf die Unterstützung treuer AnhängerInnen angewiesen.
Eunice Waymon wurde als sechstes von acht Kindern einer armen, aber hochmusikalischen Familie in Tryon, South Carolina, geboren. Ihre Mutter war Methodistenpredigerin und Hausangestellte; sie förderte das früh erkennbare Talent ihrer Tochter, indem sie sie zum Klavierspielen für Gottesdienste verpflichtete. Eunice begleitete ihre Mutter auch zu ihrer Arbeit als „Hausmädchen“ und erregte die Aufmerksamkeit einer weißen Arbeitgeberin, die darauf bestand, dass das begabte Kind Klavierunterricht erhielt. Es wurde ein Fonds eingerichtet, um ihre Ausbildung zu unterstützen, und nach dem Abschluss der High School verbrachte Eunice den Sommer 1950 damit, an der Julliard School in New York zu studieren und sich auf die Aufnahmeprüfung am renommierten Curtis Institute of Music in Philadelphia vorzubereiten. Sie wurde aber abgelehnt und führte das auf Rassenvorurteile zurück, obwohl nur 3 von 72 BewerberInnen angenommen wurden.
In der Hoffnung, sich erneut bewerben zu können, setzte sie den Klavierunterricht fort und jobbte, um Geld zu verdienen, unter anderem in einem Club in Atlantic City. Der Besitzer sagte ihr, dass sie auch singen müsse. Bald hatte sie eine Reihe junger Fans, die regelmäßig kamen, um ihre einzigartige Mischung aus Klassik, Jazz und Blues zu hören. Aus Angst, die fromme Mutter könnte erfahren, dass ihre Tochter “Musik des Teufels” machte, nahm Eunice den Künstlernamen Nina Simone an - Nina von “niña”, wie ein früher Freund sie genannt hatte, und Simone nach der französischen Schauspielerin Simone Signoret.
Zu ihren ersten Erfolgen gehörten eine Aufnahme von “I Loves You, Porgy” (1958), das sie von einem Billie-Holiday-Album gelernt hatte, und ein Jahr später ihr eigenes Album Little Girl Blue. Die Rechte an diesem Album verkaufte sie für 3.000 Dollar an Bethlehem Records, wodurch ihr im Lauf der Zeit über eine Million Dollar an Tantiemen verloren gingen. Schon bald war Simone eine beliebte Künstlerin in Greenwich Village und besonders gefragt bei Schwulen und Lesben. Doch 1961 heiratete sie Andrew Stroud, einen gefürchteten New Yorker Polizisten, der ihren LGBT-Beziehungen vorübergehend ein Ende bereitete und schließlich ihr Manager wurde. 1962 bekam das Paar eine Tochter, Lisa. Stroud war ein effektiver, aber herrischer Manager; er zwang seine Frau, einen anstrengenden Zeitplan einzuhalten: “Er hat mich wie ein Pferd behandelt, ein Pferd, das ununterbrochen arbeitet”, sagte sie 1999. (Light)
Als Künstlerin hatte Simone Kontakt zu schwarzen Aktivist:nnen und Intellektuellen in New York, aber erst ihre Freundschaft mit der Dramatikerin Lorraine Hansberry, der Autorin von A Raisin in the Sun, brachte sie dazu, sich aktiv in der Bürgerrechtsbewegung zu engagieren. “Lorraine war der Beginn meiner politischen Bildung, und durch sie begann ich, über mich als Schwarze in einem von Weißen regierten Land und als Frau in einer von Männern regierten Welt nachzudenken.” (S/C 87) Simones politische Haltung entwickelte sich allmählich von einer anfänglichen Betonung des gewaltlosen Protests zur Unterstützung der revolutionären Agenda der Black Power.
Erschöpft von den Strapazen ihrer Auftritte, neigte Simone auch zu Depressionen und gewalttätigen Wutausbrüchen. Ihr prekärer Gemütszustand wurde medizinisch jedoch nicht richtig diagnostiziert. Erst viel später bekam sie Diagnosen wie „multiple Persönlichkeitsstörung“, „Schizophrenie“ und schließlich „bipolare Störung“.
1970 verließ sie plötzlich die USA in Richtung Barbados, ohne ihren Mann zu informieren. Nach ihrer Rückkehr Monate später begann sie wieder aufzutreten. Doch Probleme mit den US-Steuerbehörden sowie ihre psychischen Leiden veranlassten sie, die USA erneut zu fliehen. Zunächst ging es wieder nach Barbados, dann – auf Anregung ihrer Freundin Miriam Makeba – nach Liberia. In den 1980er Jahren lebte Simone „überall und nirgends“. Schließlich blieb sie in Europa (hauptsächlich Nimwegen und Paris), wo sie dank der Unterstützung treuer Freunde und Fans medizinische und praktische Hilfe erhielt, eine gewisse Stabilität erlangte und wieder aufzutreten begann.
1993 ließ sie sich in Südfrankreich nieder, wo sie 2003 mit siebzig Jahren an Krebs starb.
(Text von 2022)
Verfasserin: Joey Horsley
Links
Literatur & Quellen
Cohodas, Nadine. 2010. Princess Noire: The Tumultuous Reign of Nina Simone. New York: Pantheon Books.
Garbus, Liz, Director. 2015. What Happened, Miss Simone? Documentary Film, available on Netflix.
Light, Alan. 2016. What Happened, Miss Simone? A Biography. New York: Crown Archetype. (Cited as Light, from the Kindle Edition)
ninasimone.com. Official Website.
Schatz, Adam. 2016. “The Fierce Courage of Nina Simone.” The New York Review of Books. March 10, 2016.
Simone, Nina with Stephen Cleary. 2020 (1991). I Put a Spell on You. The Autobiography of Nina Simone with Stephen Cleary. New York: Hachette. (Cited as S/C)
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