Wikimedia Commons
(Catharina Hagen)
geboren am 11. März 1955 in Ost-Berlin
deutsche Sängerin und Schauspielerin
65. Geburtstag am 11. März 2020
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Die „Mutter des Punk” und einzige Diva seit Marlene Dietrich wird sie genannt: Berliner Göre und internationaler Star mit Megastimme, Paradiesvogel und selbsternannte „Welt-, Kosmos- und Jenseitsbürgerin” – that's why the lady is a punk.
Catharina wird in eine „Film-Familie” hineingeboren. Ihr Vater Hans war Drehbuchautor, die Mutter ist die Schauspielerin Eva Maria Hagen. Neben all der Hochkultur (Nini geht mit Vorliebe ins Brecht-Theater, Eva ist nach der Scheidung mit Wolf Biermann liiert) hat sie eine wilde Jugend mit Drogen, Sex und Schulabgang mitten in der 10. Klasse. Nachdem sie durch die Schauspieleignungsprüfung gefallen ist, verschwindet sie wegen der drohenden Lehre bei Nacht und Nebel nach Polen, wo sie erstmals vor dem Mikro steht.
Nach der Ausbildung zur „Schlagersängerin” in Ost-Berlin wird sie prompt Nachwuchstalent des Jahres und kommt so auch zum Film. Gigs von bis zu acht Stunden mit ihrer Band Automobil und der Hit Du hast den Farbfilm vergessen machen sie zur Kultfigur der DDR-Jugend.
1976 folgen Mutter und Tochter dem ausgewiesenen Biermann in den Westen. Nina geht nach London, wo sie sich von den Sex Pistols und der Frauenband The Slits inspirieren läßt, dann gründet sie die Nina Hagen Band. Mit einer Spanne von Piepsstimme bis zu Koloratureinlagen und ihrer schnoddrigen, direkten Art macht Nina europaweit Furore – bis sie aus einer Laune heraus aussteigt. Fortan geht die eigenwillige Punklady ihre eigenen Wege, läßt sich immer weniger von Plattenfirmen hereinreden, die ihr Statements zu Jesus, Ufos und kruden Aidstheorien verbieten wollen. Teilweise organisiert sie den Vertrieb ihrer Musik, die von Zappa-Einflüssen über Weltmusik bis zu einer Bigband-Platte im Jahr 2003 reicht, auf eigene Faust und lebt mit ihren Kindern Cosma Shiva (*1981) und Otis (*1990) sowie wechselnden (Ehe-)Partnern zwischen USA und Ibiza, Indien und Berlin, wo ihre goldenen Schallplatten im Gästeklo hängen.
Nach sporadischen Nebenrollen beim Film glänzt sie dort mit ihrer unglaublich modulationsreichen Stimme als Synchronsprecherin für Trickfilme und spielte als Frau Peachum die Dreigroschenoper mit ein. Die großherzige und unberechenbare Popikone ist auch sozial: schon in den Achtzigern protestiert sie gegen die Genitalverstümmelung von Mädchen, baut in Indien ein Krankenhaus mit auf und begleitet Sterbende in einem Hospiz bei Köln. Punk sei Dank!
(Text von 2004)
Verfasserin: Silvie Horch
Zitate
Dein Straps zerriss, ich hob ihn auf
Ich küsste dich
Du küsstest mich
Wir küssten uns
P.S. Ob blond ob schwarz ob braun.
Ich liebe alle Frau'n.
(aus dem Song: Auf'm Bahnhof Zoo, Nina Hagen Band, 1978)
Warum soll ich meine Pflicht als Frau erfüll'n?
Für wen?
Für die? Für dich? Für mich?
Ich hab' keine Lust, meine Pflicht zu erfüll'n.
Für dich nicht. Für mich nicht.
Ich hab' keine Pflicht.Marlene hatte and're Pläne.
Simone Beauvoir sagt: “Gott bewahr!”
Und vor dem ersten Kinderschrei'n
Muss ich mich erst mal selbst befrei'n.Und augenblicklich fühle ich mich
Unbeschreiblich weiblich.(aus dem Song: Unbeschreiblich weiblich, Nina Hagen Band, 1978)
Links
https://ninahagendas.beepworld.de (Abrufdatum: 17.11.2018)
Jelinek, Elfriede. Interview mit Nina Hagen 1987.
Online verfügbar http://elfriedejelinek.com/andremuller/interview%20mit%20nina%20hagen.html (Abrufdatum: 17.11.2018)
Buhre, Jakob. Nina Hagen im Interview. „Ich brauche nicht viel zum Leben.” Planet Interview, 28. März 2006.
Online verfügbar http://www.planet-interview.de/interviews/nina-hagen/34133/ (Abrufdatum: 17.11.2018)
Hoffmann, Eva. Lernen von den Alten. Diesmal: Nina Hagen über Hysterie, den Umgang mit Verlusten und ihren ersten LSD-Trip. „Wir sitzen auf dem Pulverfass und wundern uns, dass alle so verstrahlt sind”.
Online verfügbar https://www.jetzt.de/besitz/interview-mit-nina-hagen (Abrufdatum: 17.11.2018)
Mangold, Ijoma. Nina Hagen über Verlusterfahrungen in ihrer Kindheit und Jugend. „Gott kam mir mit ausgestreckten Armen entgegen”. Zeitmagazin vom 08. April 2010.
Online verfügbar https://www.zeit.de/2010/15/Rettung-Nina-Hagen (Abrufdatum: 17.11.2018)
Nina Hagen durch die Nacht mit Katharina Thalbach. Regie: Kablitz-Post, Cordula. Avanti Media Film- und Fernsehproduktion. Deutschland. 2003.
Online verfügbar https://www.youtube.com/watch?v=xgAv8eJ7zyA (Abrufdatum: 17.11.2018)
Nina Hagen - Godmother of Punk. Regie: Kablitz-Post, Cordula. Arte. Deutschland. 2011
https://youtu.be/gYyETg5PHLg (Abrufdatum: 17.11.2018)
https://youtu.be/uQdIHhaIrJU (Abrufdatum: 17.11.2018)
https://youtu.be/J1A5Jf2AXv4 (Abrufdatum: 17.11.2018)
https://youtu.be/SOA1z_FFO58 (Abrufdatum: 17.11.2018)
https://youtu.be/uAympDZPpYY (Abrufdatum: 17.11.2018)
https://youtu.be/DIMtKb9m64g (Abrufdatum: 17.11.2018)
Literatur & Quellen
Brigl, Kathrin. 1986. „Nina Hagen – Die Provokation oder: Ich vertrau meinen außerirdischen Freunden”, in: Idole 8, hg. von Siegfried Schmidt-Joos. Frankfurt/Berlin. Ullstein. S. 291-339
Hagen, Nina. 2010. Bekenntnisse. München. Pattloch.
Hagen, Nina & Marcel Feige. 2003. That's why the lady is a punk. Berlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf.
Hagen, Nina. 1989. Ich bin ein Berliner. Mein sinnliches und übersinnliches Leben. München. Goldmann.
Hartmann, Brit. und Kahane, Kitty. 2011. Berliner Typen. Berlin. Nicolai.
Hentschel, Christian. 2002. Du hast den Farbfilm vergessen. Und andere Ostrockgeschichten. Berlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf.
Horst, Karl W. ter. 2009. Vorboten der Zukunft: Wie wir die Welt verbessern mit einem Geleitwort von Nina Hagen. Oberusel. Publik-Forum.
Lang, Margot. 1981. Nina Hagen, Rocksängerin - Lerryn, Liedermacher. Frankfurt a. M. Fischer Taschenbuch Verlag.Wunderlich, Dieter. 2013. Unerschrockene Frauen. München. Piper Verlag.
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.