Foto: Pulv – Wikimedia Commons. Veröffentlicht unter CC BY-SA 3.0
(Nadine Marejke Angerer)
geboren am 10. November 1978 in Lohr am Main
deutsche Fußballspielerin (Nationalelf) und Trainerin
45. Geburtstag am 10. November 2023
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen • Bildquellen
Biografie
Nadine Marejke Angerer, Spitzname »Natze«, ist von 1997 bis 2015 Torhüterin der deutschen Fußballnationalmannschaft der Frauen. Während der ersten zehn Jahre in diesem Kader sitzt sie ohne einen einzigen Einsatz auf der Reservebank. Viele hätten in dieser Zeit sicher auf eine Nominierung verzichtet, nicht so Nadine Angerer, sie begreift sich als Teil des Teams und versucht zu motivieren und zu unterstützen.
Erst als sich die 1. Torfrau Silke Rottenburg Anfang 2007 einen Kreuzbandriss zuzieht, darf sie ins Tor und kann bei der WM in China gleich zeigen, wie gut sie ist. Sie lässt während des gesamten Turniers keinen Ball in den Kasten – Deutschland wird Weltmeisterin. Natze hält im Finale gegen die Brasilianerinnen sogar einen Elfmeter, was spielentscheidend ist. Danach steht sie mehr als 130-mal für die Nationalmannschaft im Tor.
Im EM-Endspiel 2013 in Schweden hält Nadine Angerer sogar zwei Elfmeter gegen Norwegen, und die deutschen Fußballerinnen gewinnen damit das Finale. Natze wird danach zu Europas Fußballerin des Jahres ernannt und von der UEFA zur Weltfußballerin des Jahres gekürt.
Sie ist schon als Kind ständig in Bewegung. In ihrem 2015 erschienenen Buch schreibt sie, sie habe das sportliche Talent von ihrem Vater und den nötigen Ehrgeiz von ihrer Mutter geerbt, die optimale Mischung. Sie wächst als Einzelkind in einer Kleinstadt in Bayern mit Mutter, Großmutter und inmitten einer Großfamilie auf, der Vater ist beruflich viel unterwegs, manchmal für Jahre im Ausland. Die Mutter unterstützt Nadines Sport sehr, fährt häufig mit zu Turnieren und Spielen.
Nadine begeistert sich schon als Kind für Mannschaftssportarten. Darin ist sie so gut, dass sie mit elf Jahren sowohl im Handball als auch im Fußball für die Unterfranken-Auswahl gesichtet wird. Als sie sich für eine von beiden Sportarten entscheiden muss, zieht sie ein Los: Fußball. Natze wechselt den Verein, von einer gemischten Mannschaft in eine reine Mädchenmannschaft, noch als Stürmerin, die ab und zu im Tor aushilft. Mit 14 macht sie schon den nächsten Schritt in die Bayernauswahl. Dort ersetzt sie bei einem überregionalen Spiel die verletzte Torhüterin und ist im Anschluss sehr enttäuscht, als sie erfährt, sie sei für die U-16-Nationalmannschaft als Torhüterin und nicht als Stürmerin vorgesehen.
Direkt nach der mittleren Reife zieht Nadine nach München, um für Wacker München zu spielen. Eigentlich ist ihr Plan, neben dem Fußball ein Studium zur »Sportlehrerin im freien Beruf« zu absolvieren, aber Natze erliegt den Reizen des neuen, unabhängigen Großstadtlebens. Sie ist bekannt als feierfreudiger, fröhlicher und kommunikativer Mensch. Das geht in den folgenden Jahren so weit, dass sie schon mal eine DFB-Lehrgangseinladung verschläft, weil sie vergessen hat, ihre Post zu öffnen. Vor allem ihr Trainer in Potsdam, Bernd Schröder, macht ihr klar, dass sie diszipliniert arbeiten muss, wenn sie weiterkommen will.
»Zum Glück habe ich ein paar Leute getroffen, die mir erklärt haben dass man den Arsch auch mal hoch kriegen muss.«
Sie entwickelt sich zu einer sehr ehrgeizigen, neugierigen, selbstbewussten Spielerin, steht zu sich und ihren Teams und schwimmt auch mal gegen den Strom.
In der Bundesliga spielt sie nach München in Potsdam, geht nach Stockholm, von dort nach Frankfurt, zuletzt steht sie in Brisbane Roar (Australien) und danach in Portland (USA) unter Vertrag.
Nach dem Ende ihrer aktiven Karriere wird sie zur Saison 2016 Torwarttrainerin bei Portland Thorns FC. Im November 2016 heiratet sie in Frankfurt ihre langjährige Lebensgefährtin, mit der sie gemeinsam in den USA und in Deutschland lebt. Auf Fuerteventura hat sie ein Haus, hier entspannt sie sich und taucht leidenschaftlich gern.
In den letzten Jahren ist sie auf vielen Kanälen aktiv: Twitter, Facebook und Co. werden regelmäßig bedient. Beim Wechsel nach Australien und in die USA wird sie im Rahmen der Sendereihe Goodbye Deutschland von einem Kamerateam begleitet. 2017 steht sie für eine Reality-Game-Show vor der Kamera: Bei den Gladiatoren reisen mehrere Prominente durch Afrika und müssen sich besonderen Herausforderungen stellen. Außerdem hält sie Vorträge zu Themen wie Erfolg, Motivation, Gesundheit und Work-Life-Balance und verkauft gemeinsam mit einem Modelabel für Sport und Streetwear ihre eigene Kollektion.
Da die Frauen im Fußball, im Vergleich zu den Männern, sehr wenig verdienen, bleibt ihr nichts anderes übrig, als immer neue Geschäftsfelder zu erobern. Es ist unmöglich, von den früheren Einkünften als weiblicher Fußballprofi nach Karriereende zu leben.
Der deutsche Frauenfußball hatte viele Jahre ein großes Imageproblem, noch 1970 redete sich Wim Thoelke als Moderator des aktuellen Sportstudios um Kopf und Kragen: »Da hat Mutter eine wunderbare Flanke nach halblinks gegeben« oder »Laufen, Erna. Aber die Erna ist nicht flink genug« sind nur zwei Beispiele – heute undenkbar. Circa 1950 hatte der Deutsche Fußballbund (DFB) den Frauenfußball verboten – aus Sorge um das leibliche Wohl und die Aufrechterhaltung der Moral. »Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden, und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand«, begründete der Sportverband seine Entscheidung. Erst 1970 hoch der DFB das Verbot auf.
Verfasserin: Ute Fahlenbock
Links
angerer-nadine.com. Offizielle Webseite.
Online verfügbar unter http://angerer-nadine.com/, zuletzt geprüft am 08.08.2018.
DFB: Nadine Angerer - Spielerinnenprofil - DFB Datencenter.
Online verfügbar unter https://www.dfb.de/datencenter/personen/nadine-angerer/spielerin, zuletzt geprüft am 08.08.2018.
Facebook: Nadine Angerer @AngererNadine.
Online verfügbar unter https://de-de.facebook.com/AngererNadine/, zuletzt geprüft am 08.08.2018.
Twitter (2018): Nadine Angerer (@NAngerer).
Online verfügbar unter https://twitter.com/nangerer?lang=de, zuletzt geprüft am 08.08.2018.
Literatur & Quellen
Angerer, Nadine (2015): Im richtigen Moment. Meine Story. Mit einem Vorwort von Jasmin Tabatabai. 1. Aufl. Unter Mitarbeit von Kathrin Steinbichler. Hamburg. Edel Germany; Edel Books Edel Germany. ISBN 978-3-8419-0271-9.
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Marjan, Marie-Luise (Hg.) (2013): Kindheitsträume. Prominente erzählen ihren Lebenstraum.
Darin: Endlich Nummer eins! / Nadine Angerer.
Köln, Berlin. Lingen-Verl. ISBN 978-3-942453-24-0.
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Bildquellen
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