geboren am 15. Dezember 1913 in New York
gestorben am 12. Februar 1980 in New York
US-amerikanische Schriftstellerin
110. Geburtstag am 15. Dezember 2023
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Muriel Rukeyser inspirierte mit ihren leidenschaftlichen, lebensbejahenden Gedichten und dem mutigen, jahrelangen Einsatz für soziale Gerechtigkeit viele LeserInnen und SchriftstellerInnen unserer Zeit. Zwei wichtige Anthologien der US-amerikanischen Frauenbewegung haben Zeilen aus ihren Werken als Titel: No More Masks! (1973 hg. von Ellen Bass und Florence Howe) und The World Split Open (1974, hg. von Louise Bernikow). In ihrer 50jährigen Laufbahn veröffentlichte die enorm produktive Frau 16 Gedichtbände, drei Biographien, zwei Romane, einen Essayband, Übersetzungen und sechs Kinderbücher. Rukeyser sah ihre Aufgabe darin, sich selbst und andere durch das dichterische Ringen um Kommunikation zu verwandeln und dadurch neue Wirklichkeiten zu ermöglichen.
Muriel Rukeyser war die erste Tochter einer sehr reichen jüdisch-amerikanischen Familie und erlebte eine priviligierte, geschützte Kindheit. Sie studiert zwei Jahre am Vassar College, hört aber auf, als ihr Vater während der Weltwirtschaftskrise bankrott macht, und beginnt zu schreiben. Wegen ihrer Reportagen und Gedichte über sozialpolitische Themen wird Rukeyser mit den proletarischen SchriftstellerInnen der 1930er Jahre assoziiert. Sie schreibt über die Ungerechtigkeit gegen Schwarze im Süden (im Prozeß der “Scottsboro Boys”), über Lungenkrankheit unter Bergbauarbeitern in West Virginia und über den spanischen Bürgerkrieg.
1947 gebiert sie einen Sohn und zieht ihn allein auf. Während der nächsten 15 Jahre veröffentlicht Rukeyser wenig, unterrichtet aber weiter, zum Beispiel am Sarah Lawrence College für Frauen. Hier muss sie sich gegen konservative MoralistInnen behaupten, die in der “ledigen Mutter” und politischen Radikalen ein bedenkliches Vorbild für ihre Töchter sehen.
In den letzten 15 Jahren ihres Lebens wird Rukeyser wieder voll aktiv, literarisch und politisch. 1972 unternimmt sie zusammen mit der Dichterin Denise Levertov eine inoffizielle Friedensmission nach Hanoi. Mit 60 fährt sie dann als Präsidentin des amerikanischen PEN-Zentrums nach Südkorea, um sich für den zum Tode verurteilten dissidenten Dichter Kim-Chi Ha einzusetzen.
Rukeysers Gedichte hatten von Anfang an oft frauenzentrierte Themen, kritisierten das Stumm–Machen (Silencing) der Frau in der Gesellschaft, feierten ihre Stärke und durchbrachen Tabus - so schrieb sie unsentimentale Gedichte über Schwangerschaft und Geburt, über Menstruation und die sexuellen Gefühle älterer Frauen. Sie besang Liebesbeziehungen mit Männern und mit Frauen, und nennt im Gedicht “Käthe Kollwitz” Androgynie als wichtiges Element künstlerischer Produktivität.
(Text von 2000 zum 20. Todestag)
Verfasserin: Joey Horsley
Zitate
Was würde passieren, wenn eine Frau die Wahrheit über ihr Leben erzählte? Die Welt würde aufreißen.
(Muriel Rukeyser)
Muriel Rukeyser gab mir eine Ahnung, Verheißung davon, was Kunst bedeuten könnte ... Sie ging durch die Furcht und durch den Hass hindurch, kam auf der anderen Seite heraus und in die Hoffnung hinein. Ich habe mir ihr Leben zum Vorbild genommen.…Von ihr lernte ich, dass Kunst - Dichtung, Fiktion, Story - kein Produkt ist, sondern das Leben selbst.
Literatur & Quellen
Herzog, Anne F. & Janet E. Kaufman. 1999. How Shall We Tell Each Other of the Poet? The Life and Writing of Muriel Rukeyser. New York. St. Martin's Press.
Kaufman, Janet. 1994. “Muriel Rukeyser (1913-1980)”. Jewish American Writers: A Bio-bibliographical and Critical Sourcebook. Hg. Ann R. Shapiro. Westport, CT Greenwood. S. 358-67.
Kertesz, Louise. 1980. The Poetic Vision of Muriel Rukeyser. Vorwort von Kenneth Rexroth. Baton Rouge. Louisiana State UP.
Levi, Jan Heller. Hg. 1994. A Muriel Rukeyser Reader. New York etc. Norton.
Rukeyser, Muriel. 1979. The Collected Poems of Muriel Rukeyser. New York. McGraw-Hill.
Rukeyser, Muriel. 1992. Out of Silence: Selected Poems. Hg. u. Einltg. Kate Daniels. Evanston, IL. Triquarterly Books.
Turner, Alberta. 1986. “Muriel Rukeyser”, Dictionary of Literary Biography. Vol. 48. American Poets, 1880-1945, second series. Ann Arbor, MI. Gale. S. 369-75.
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