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geboren am 15. Oktober 1957 in Bhubaneswar, Indien
indische Regisseurin
65. Geburtstag am 15. Oktober 2022
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Sie sei auf drei Kontinenten zu Hause, sagt Mira Nair, in Indien, wo sie aufwuchs, in New York, wo sie heute mit ihrem zweiten Ehemann und dem gemeinsamen Sohn lebt, und in Uganda, der Heimat ihres Mannes – „ich bin eine Schwiegertochter Afrikas“.
Die Vielfalt der Perspektiven hat auch das Werk der Filmemacherin geprägt: In ihren Filmen, die teils in Indien, teils in Amerika spielen, lässt sie soziale und kulturelle Gegensätze aufeinandertreffen und kombiniert präzise Charakterstudien mit einer opulenten, sinnlichen Bildsprache.
Ihre Kindheit verbrachte Mira Nair, jüngstes von drei Kindern einer Mittelschichtsfamilie, in einer ostindischen Kleinstadt. Sie studierte Soziologie und Theaterwissenschaft in Delhi, spielte in politischen Straßentheatergruppen mit und ging 1976 mit einem Stipendium für das Fach Theater nach Harvard – wo sie sich, enttäuscht vom konventionellen Inszenierungsstil, statt dessen für Dokumentarfilm einschrieb. Zurück in Indien, begann sie Anfang der 1980-er Jahre, auf eigene Faust Filme zu drehen.
Der Anfang war steinig. Nicht weil sie als Regisseurin eine Ausnahmeerscheinung gewesen wäre; die Schwierigkeit bestand eher darin, ein Publikum zu finden: Nairs erste vier Filme waren sozialkritische Dokumentationen – etwa über Stripperinnen in einem Nachtclub in Delhi (Indien Cabaret, 1985) oder über die Abtreibung ungeborener Mädchen (Children of a Desired Sex, 1987). In Indien stießen diese Themen und Nairs Art, sie zu beleuchten, auf wenig Begeisterung. Also machte sich Mira Nair, im Straßentheater erfahren, selbst auf die Suche nach einem Publikum. „Ich klemmte mir die Filmrollen unter den Arm und zeigte sie auf Versammlungen, bei Arbeiter-Frauengruppen, bei allen, die sie sehen wollten.“
Der Durchbruch kam mit ihrem ersten Spielfilm Salaam Bombay (1988), der Geschichte eines elfjährigen Jungen, der sich fern seines Heimatdorfes, in den Straßen von Bombay als Teeverkäufer durchschlägt. Nair und ihre Crew drehten halbdokumentarisch: nach Drehbuch, aber mit Straßenkindern, die zum Teil sich selbst spielten. Der Film wurde ein Überraschungserfolg: Er gewann in Deutschland die Goldene Kamera und den Publikumspreis in Cannes und wurde für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert.
Inzwischen hat sich Mira Nair als unabhängige Filmemacherin international etabliert. Monsoon Wedding (2001), die Geschichte einer Hochzeit in Pandschab, die Nair als realistisches Porträt des heutigen Indien anlegte und mit Elementen des Bollywood-Films aufmischte, wurde auf dem Filmfestival in Venedig mit dem Goldenen Löwen prämiert. Das Wichtigste sei ihr aber nicht der der Erfolg, betont Nair: „Ich kann nur Filme über Themen machen, für die ich brenne.“
(Text von 2006)
Verfasserin: Annette Lutz
Links
Mira Nair in der Internet Movie Database: www.imdb.com
Website von Mira Nairs eigener Filmproduktionsfirma: www.mirabaifilms.com (wird z.Z. überarbeitet, 2017-10-04)
Literatur & Quellen
Desai, Jigna. 2004. Beyond Bollywood: The Cultural Politics of South Asian Diasporic Film. New York. Routledge.
Foster, Gwendolyn Audrey. 1997. Women Filmmakers of the African and Asian Diaspora: Decolonizing the Gaze, Locating Subjectivity. Carbondale. Southern Illinois UP.
Lehmann, Dagmar. 1989. Salaam Bombay! Materialien zu einem Film von Mira Nair. Duisburg. Atlas-Film und AV.
Lahr, John. 2002. “Whirlwind: Mira Nair's Cinematic World View”, The New Yorker 2002.12.09, 100-109.
Muir, John Kenneth. 2006. Mercy in Her Eyes: The Films of Mira Nair. New York. Applause Theatre & Cinema Book Publishers.
Parmar, Pratibha. 1989. “Mira Nair: Filmmaking in the Streets of Bombay”. In: Spare Rib 198, S. 28 - 29.
Rajan, Gita. 2002. “Pliant and Compliant: Colonial Indian Art and Postcolonial Cinema”. In: Women (Oxford, GB), Bd. 13, Heft 1, S. 48 - 69
Sharma, Alpana. 2001. “Body Matters: The Politics of Provocation in Mira Nair's Films”. In: QRFV: Quarterly Review of Film and Video, Bd. 18, Heft 1, S. 91 – 103.
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