Biographien Minna Planer, verh. Wagner
(verh. Wagner)
geboren am 5. September 1809 in Oederan, Erzgebirge
gestorben am 25. Januar 1866 in Dresden
deutsche Schauspielerin; erste Frau Richard Wagners
215. Geburtstag am 5. September 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Die aus ärmlichsten Verhältnissen stammende Minna Planer wurde mit 15 Jahren von einem angeblichen Herrn Baron unter hohlen Eheversprechungen zum Sexualverkehr verleitet, der zu einer Schwangerschaft führte. Ihrem Vater musste der “Fehltritt” verheimlicht werden, da er sie sonst aus dem Haus geworfen hätte. So verfiel Minnas Mutter darauf, das Kind als das Ihre auszugeben. Der Coup gelang. Die Geburt geschah heimlich, und Minnas Tochter Natalie glaubte bis fast an ihr Lebensende, die Schwester Minnas zu sein.
Als der junge Kapellmeister Richard Wagner sich in Minna verliebte, hatte sie gerade in Dresden eine Schauspiel-Ausbildung bei dem großen Emil Devrient absolviert und eine Stellung an der Magdeburger Bühne erhalten. Die Hochzeit fand 1836 statt.
Die Ehe war nicht glücklich. Minna verlor durch Richards politische Aktivitäten ihre Pensionsansprüche; aus der angesehenen Frau eines Königlichen Kapellmeisters wurde die eines steckbrieflich gesuchten Polittäters. Dies war ein tiefer Sturz für eine Frau, für die bürgerliche Anerkennung so wesentlich war. Am empfindlichsten aber traf sie Richards Treulosigkeit. Er war psychisch von ihr abhängig, doch immer bereit zu einer Trennung, wenn sich ein Ersatz gefunden hatte: Jessie Laussot, Mathilde Wesendonck, Cosima von Bülow ... Der Widerspruch zwischen seinen Liebesbeteuerungen und seinen aufflammenden Schwärmereien drohte sie zu zerreißen. Ihr Herzleiden verschlimmerte sich. Die letzten Jahre verbrachte sie fern von ihm in Dresden.
Wagner besuchte ihr Grab niemals. Auf dem Grabstein für seinen Hund Pohl jedoch, der zur selben Zeit starb wie Minna und dessen Ruhestätte er sorgfältig aussuchte, stand: “Seinem Pohl. Richard Wagner”. (Text von 1990)
Verfasserin: Eva Rieger
Zitate
Gott weiß es, Richard scheint es gar nicht erwarten zu können, mich unter die Erde zu bekommen.
(Minna Wagner, geb. Planer)
Die Orientalen betrachten mit Recht das Weib wie den Acker, in welchen sie den Samen streuen.
(Richard Wagner)
Aus einem Brief von Minna Planer, kurz nachdem Wagners Verhältnis mit Mathilde Wesendonck aufflog.
2.8.1858
Nur wenige Zeilen heut, da ich das Haus voller Besuch habe. Bülows wohnen hier, die anderen 3 Herren in unserer Nähe, doch habe ich sie von früh bis spät am Abend auf den Hals, deshalb fand ich noch keinen Moment, Ihnen ausführlich schreiben zu können. D. 15t Juli kam ich erst aus der Wasserheilanstalt zurück, was mir immer noch leid ist, allein der Besuch hatte sich angemeldet und da geht es doch ohne Hausfrau nicht, besonders wenn man einen Esel von Dienstmädchen hat. – Es schmerzt mich, daß Sie mir in Ihrem letzten Brief kund geben, als wäre ich allein die Ursache, daß ich mich von meinem Mann trennen wollte. Sie wissen nur zu gut, wenn Sie mich genau befragen, wie schwer mir jedesmal nur einen Tag Trennung von ihm wird, viel weniger nun auf das Ungewisse hin, ob und wann ich ihn wiedersehe. Es ist keine Kleinigkeit, wenn man 22 Jahre verheirathet ist und eine Trennung bevorsteht, ich wenigstens komme nicht so leicht darüber hinweg. Läge es an mir, so versichere ich Ihnen, geschehe es gewiß nicht. Ich bin, was den Punkt in Nachsicht für die Männer betrifft eben so aufgeklärt und habe schon manches nachgesehen und nicht bemerken wollen, so gut wie andere Frauen, ich bin ja 6 volle Jahre blind nebenher gelaufen. – Richards Ehre verträgt es jetzt einfach nicht, hier zu bleiben, da der Mann, ich weiß nicht wie, auch von dem Verhältniß erfahren hat. Als ich zurückkam, wurde ich so heftig von meinem Mann bestürmt und bedroht, daß ich mit jener Frau wieder umgehen sollte, ich gab auch nach, wollte diesen gewaltigen Sprung machen, das ist wirklich Alles mögliche, was eine Frau an meiner Stelle thun kann, allein der Mann und endlich dieses Weib selbst wollen es nicht, sie ist so, wurde mir von meinem Mann selbst zugeschrieen, wüthend, daß ich bleibe, nur R. allein soll hier hausen, was er aber nicht kann, so liebe Freundin, stehen die Sachen, nicht ich bin schuld.
R. hat zwei Herzen, er ist umstrickt von der anderern Seite und hängt aus Gewohnheit an mir, das ist Alles!
Mein Entschluß ist nun, da dieses Weib es nicht ertragen will, daß ich mit meinem Mann zusammen bleibe und er schwach genug ist, ihr den Willen zu thun, abwechselnd in Dresden bei den Tichatschecks, dann in Berlin, Weimar zu bleiben, bis mich entweder Richard oder der Liebe Gott abruft. (...)
Tichatschecks Hiersein machte mich froh, doch fürchte ich, daß es ihm nicht ganz behagte. Richard war doch sehr verstimmt und ich auch nicht minder, doch weiß ich sie eher zu verbergen. Ende oder auch etwas früher komme ich nach Dresden, vorher will ich mich erst ein bischen in einer Ecke der Welt verbergen und mich erholen, doch weiß ich nicht wo, (—-) (Wenn der) Besuch fort ist, den ich so lange wie möglich behalten möchte, muß ich mich mit dem Verkauf der Möbel und einpacken beschäftigen, was mich ebenfalls sehr schmerzt. Richard reist schon vorher fort, doch weiß ich nicht wohin, vielleicht nach Italien. Das ist meine nächste traurige Zukunft, die ich mir nie hätte träumen lassen. .... Ich hasse die Welt, daß die schwachen Menschen einander solche Qualen bereiten, wobei der Unschuldige mitleiden muß. –
Literatur & Quellen
Eichhorn, Ulrike. 2013. Liebes Mienel ... : der Kapellmeister Richard Wagner an seine Frau. Berlin. Epubli.
Herzfeld, Friedrich. 1939. Minna Planer und ihre Ehe mit Richard Wagner. Leipzig. Goldmann.
Rieger, Eva. 1982. “Szenen zweier Ehen: Minna, Cosima, Richard Wagner - Erlösung im Theater?” in: Umbach, Klaus. 1982, Hg. Wagner, Richard. Reinbek. Rowohlt/ Spiegel.
Rieger, Eva. 2003. Minna und Richard Wagner: Stationen einer Liebe. Düsseldorf. Artemis und Winkler.
Zehle, Sibylle. 2004. Minna Wagner: Eine Spurensuche. Hamburg. Hoffmann und Campe.
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