(Stella Maria Sarah Miles Franklin, Pseudonyme: Mr and Mrs Ogniblat L’Artsau, Brent of Bin Bin)
geboren am 14. Oktober 1879 in Monaro, NSW, Australien
gestorben am 19. September 1954 in Drummoyne, NSW, Australien
australische Schriftstellerin
70. Todestag am 19. September 2024
145. Geburtstag am 14. Oktober 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Die ersten zehn Jahre ihres Lebens verbrachte die spätere Schriftstellerin auf dem Anwesen ihrer Eltern John Maurice und Margaret Susannah Helena Franklin in Talbinga, NSW. Sie wurde erst zu Hause unterrichtet und besuchte später eine bush school. Da zu ihrer Zeit für Mädchen eine weiterführende Schule nicht als nötig erachtet wurde, verließ sie die Schule ohne Abschluss.
Sie war nicht nur eine begabte Reiterin, sondern auch eine talentierte Sängerin; ihre Stimme wurde jedoch durch eine falsche Ausbildung unwiderruflich verdorben. Über diese Tragödie schrieb sie später in ihrem Roman Cockatoos.
Bereits mit achtzehn Jahren schrieb sie ihren ersten und bis heute bekanntesten Roman My Brilliant (?) Career, der 1979 verfilmt wurde. Vom renommierten australischen Verlag Angus & Robertson abgelehnt, konnte er erst 1901 mit der Unterstützung des bekannten australischen Autors Henry Lawson in Edinburgh veröffentlich werden. Als Pseudonym nahm sie ihren zweiten Vornamen an, was ihr jedoch wenig nutzte, da Lawson in seinem Vorwort der Erstausgabe darauf hinwies, dass „ein Mädchen“ das Buch geschrieben habe. Zudem kürzte und bearbeitete er das Manuskript ohne ihre Zustimmung, außer-dem ließ der Verlag das wichtige ironische Fragezeichen im Titel bei der Veröffentlichung weg.
Der Roman beschreibt die Geschichte der rebellischen Sybylla Melvyn, die sich zwar in einen Mann verliebt, sich aber weigert, ihn zu heiraten, da sie Schriftstellerin werden will. Mit dem Roman, der das populäre romantische Genre parodierte, wollte Franklin auf die Situation von jungen australischen Frauen aufmerksam machen und beeinflusste damit auch zahlreiche junge Frauen.
Nachdem die Franklin-Familie 1903 nach Penrith am Fuße der Blue Mountains gezogen war, nahm die 30 Jahre älteren Rose Scott Miles Franklin unter ihre Fittiche. Sie führte sie in die Welt der Frauenrechtlerinnen ein. Durch sie lernte sie Aktivistinnen, Politikerinnen, Künstlerinnen und Schriftstellerinnen kennen. Diese Freundschaft war die erste in einer Reihe von lange andauernden Freundschaften, die Miles Franklin mit älteren alleinstehenden Frauen pflegte und die sie stark in ihrer lebenslangen Ablehnung der Ehe bestärkten. Sie hatte zwar mehrere Affären mit Männern, heiratete aber nie, da sie davon überzeugt war, dass die Kombination von Ehe und Karriere für Frauen unmöglich war.
1909 erschien Franklins zweiter Roman Some Everyday Folk and Dawn, in dem sie über die Frauenrechtsbewegung in einer kleinen australischen Stadt schreibt. In der Protagonistin Ada Grosvenor ist unschwer die feministische Politikerin Vida Goldstein zu erkennen, die sich als erste Frau im Britischen Empire für ein nationales Parlament zur Wahl aufstellen ließ. Australien führte bereits 1902 als erster moderner souveräner Staat das Frauenwahlrecht ein, im Bundesstaat Südaustralien erhielten Frauen sogar schon 1894 das aktive und passive Wahlrecht.
Das Netzwerk von Frauen, die politisch aktiv waren, reichte Anfang des 20. Jahrhunderts von Australien über die Vereinigten Staaten bis Großbritannien und überlebte noch lange nach Erreichung des Wahlrechts für Frauen. So reiste Miles Franklin 1906 in die USA und ging nach Chicago. Dort traf sie Alice Henry, eine australische Aktivistin, die ihr Land bereits ein Jahr zuvor verlassen hatte. Während der nächsten neun Jahre arbeitete Franklin an ihrer Seite für die National Women’s Trade Union League und arbeitete sich bis in die Redaktion der Zeitschrift Life and Labour hoch; 1913 wurde sie neben Alice Henry deren Mitherausgeberin. Neben ihrer politischen Arbeit schrieb Franklin in dieser Zeit weiterhin. Viele der dort entstandenen Manuskripte sind nach wie vor unveröffentlicht, aber ein in Chicago spielender Roman erschien nach ihrem Tod: On Dearborn Street, benannt nach der Straße, in dem sich das Hauptquartier der National Women’s Trade Union League befand.
Nach Kriegsbeginn wurde Franklin in Amerika als Fremde angesehen. Sie war jedoch noch nicht bereit, nach Australien zurückzukehren, und so zog sie 1915 nach London. Mit der amerikanischen Abteilung des Scottish Women´s Hospitals for Foreign Service nahm sie an einem sechsmonatigen Kriegseinsatz in Mazedonien teil. Zurück in London, begann sie im gleichen Jahr als Sekretärin beim National Housing & Town Planning Council zu arbeiten, wo sie die australische Schriftstellerin Mary Fullerton kennenlernte, mit der sie eine enge Freundschaft verband und mit der sie sich regelmäßig literarisch austauschte.
Erst mit 44 Jahren, also im Jahre 1923, fuhr Miles Franklin zum ersten Mal wieder zurück nach Australien, wo sie ein halbes Jahr mit ihrer Familie und FreundInnen verbrachte. Sie hatte den Eindruck, das Land stagniere nach dem „wonderful lurch ahead in all progressive laws and women’s advancement“ zwanzig Jahre zuvor. Diese sowie ihre zweite Reise nach Australien 1927 sollten ihr als Inspiration für weitere Romane dienen. So begann sie ihren Roman-Zyklus über die Pionierzeit unter dem Pseudonym Brent of Bin Bin zu veröffentlichen.
Franklin kehrte 1924 wieder nach London zurück, wo sie weiterhin für den Council arbeitete und einen internationalen Kongress über Frauen und Wohnen organisierte.
Erst 1933 kehrte Franklin endgültig zurück nach Australien. Sie setzte sich aktiv für australische Literatur ein und unterstützte sowohl junge AutorInnen als auch Literaturzeitschriften.
Zwei bedeutende australische Literaturpreise wurden nach Miles Franklin benannt: der renommierte Miles Franklin Literary Award, der seit 1957 jährlich aus ihrem Nachlass für ein im Vorjahr erschienenes Buch über australisches Leben verliehen wird, und der 2013 ins Leben gerufene Stella Prize für australische Autorinnen, sowohl für Literatur als auch Sachbücher ().
Verfasserin: Doris Hermanns
Links
Miles Franklin in der Deutschen National Bibliothek
Literatur & Quellen
Werke von Miles Franklin
- My Brilliant Career, Blackwood, Edinburgh 1901
- Some Everyday Folk and Dawn, Blackwood, Edinburg, 1909
- The Net of Circumstance, by Mr and Mrs Ogniblat L´Artsau, Mills & Boon, London, 1915
- Up the Country, by Brent of Bin Bin, Blackwood, Edinburgh, 1928
- Ten Creek´s Run, by Brent of Bin Bin, Blackwood, Edinburgh, 1930
- Old Blastus of Bandicoot, Palmer, London, 1931
- Back to Bool Bool, by Brent of Bin Bin, Blackwood, Edinburgh, 1931
- Bring the Monkey, Endeavour Press, Sydney, 1933
- All That Swagger, The Bulletin, Sydney, 1936
- Pioneers on Parade, (with Dymphna Cusack), Angus & Robertson, Sydney, 1939
- Joseph Furphy, (with Kate Baker), Angus & Robertson, Sydney, 1940
- My Career Goes Bung, Georgian House, Melbourne, 1946
- Prelude to Waking, by Brent of Bin Bin, Angus & Robertson, Sydney, 1950
- Cockatoos, by Brent of Bin Bin, Angus & Robertson, Sydney, 1954
- Gentlemen at Gyang Gyang, by Brent of Bin Bin, Angus & Robertson, Sydney, 1956
- Laughter, Not For a Cage, Angus & Robertson, Sydney, 1956
- Childhood at Brindabella, Angus & Robertson, Sydney, 1963
- On Dearborn Street, University of Queensland Press, St Lucia, 1981
Literatur über Miles Franklin
- Barnard, Marjorie: Miles Franklin: The Story of a Famous Australian, 1967
- Coleman, Verna: Miles Franklin in America: Her Unknown (Brilliant) Career, Angus & Robertson, London, 1981
- Martin, Sylvia: Passionate Friends: Mary Fullerton, Mable Singleton, Miles Franklin, Onlywomen Press, London, 2001
- Miles Franklin: a Tribute, Bread and Cheese Club, Melbourne, 1955
- Modjeska, Drusilla: Exiles at Home: Australian Women Writers 1925-1945, Angus & Robertson, Sydney, 1981
- Pesman, Ros: Duty Free: Australian Women Abroad, Oxford University Press, Melbourne, 1996
- Roderick, Colin: Miles Franklin: Her Brilliant Career, Rigby, Adelaide, 1982
- Spende, Dale: The Penguin Anthology of Australian Women´s Writing, Penguin Books Australia, Ringwood, 1988
- Walker, Shirley (ed.): Who is She? Images of Woman in Australian Fiction, St. Martin´s Press, New York, 1983
Sollten Sie RechteinhaberIn eines Bildes und mit der Verwendung auf dieser Seite nicht einverstanden sein, setzen Sie sich bitte mit Fembio in Verbindung.