(Haydée Mercedes Sosa; La negra)
geboren am 9. Juli 1935 in San Miguel de Tucumán
gestorben am 4. Oktober 2009 in Buenos Aires
argentinische Folksängerin
15. Todestag am 4. Oktober 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Im Herbst 2003 gab Mercedes Sosa während ihrer Deutschlandtournee Acústico auch eine Vorstellung in Frankfurt: Zu diesem Konzert schienen sich alle LateinamerikanerInnen der Umgebung, alt und jung, zusammengefunden zu haben, um ihrem Idol einen begeisterten Empfang zu bereiten. Das Publikum kannte die Lieder in- und auswendig, sang mit und forderte in Zwischenrufen bestimmte Songs. Als Sosa, die sich sichtlich von einer Krankheit noch nicht vollständig erholt hatte und daher auf einem Stuhl sitzend sang, zu dem sie auch hingeführt wurde, bei einem der letzten Lieder aufstand und tanzte, gab es im Saal kein Halten mehr. Man spürte, wie diese Menschen Sosa verehren und von ihren Liedern ins Innere getroffen wurden.
Zeit ihres Lebens hat sie sich für die Unterdrückten, Ausgebeuteten eingesetzt. Dabei fühlte sie sich nach eigener Aussage nicht als Protestsängerin (ein Ausdruck, den sie nicht mag), sondern wollte einfach und ehrlich die Wirklichkeit beschreiben. Sehr sorgfältig wählte sie die Texte aus, wobei sie lateinamerikanische DichterInnen wie z.B. Atahualpa Yupanqui, Pablo Neruda oder [url=https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/violeta-parra]Violeta Parra[/url] bevorzugte; sie hat aber auch Brecht gesungen.
Sosa wirkte deshalb so überzeugend, weil sie die Zustände aus ihren Liedern kannte. Sie ist in kleinen Verhältnissen aufgewachsen, hat sich hochgearbeitet und zusammen mit ihrem damaligen Ehemann Oscar Matus sowie anderen argentinischen MusikerInnen Anfang der 1960er Jahre die Bewegung Nuevo Cancionero Argentino ins Leben gerufen. Musikalisch in der Tradition von Volksweisen schildern die Texte soziale Missstände und verlangen gerechtere Lebensbedingungen für die campesinos.
Als in Argentinien die Militärs herrschten, wurde Sosa immer mehr zu einer Bedrohung: Ihre Lieder durften nicht mehr im Radio gespielt werden, sie selbst bekam schließlich Auftrittsverbot und wurde so ins Exil gezwungen. Von Paris und später Madrid aus unternahm Sosa zwar Konzertreisen in die ganze Welt, beschäftigte sich mit neuen Musikstilen – die Trennung von ihrer Heimat setzte ihr jedoch sehr zu.
Kurz vor dem Ende der Militärjunta kehrte Sosa nach Argentinien zurück und konnte vor einer überwältigenden Menge mehrere Konzerte geben. Bis zuletzt verstand sich Sosa als Künstlerin, die nationenübergreifend durch ihre Musik Brücken baut und sich mit ihren Liedern für eine bessere Welt einsetzt.
Text von 2004, aktualisiert 2014
Verfasserin: Adriane von Hoop
Zitate
Worauf es ankommt, ist ohnehin, was man singt und wie man es singt. So einen Preis bekommt man, man freut sich gebührend, stellt ihn ins Regal – und Chau. Was wirklich zählt, ist nur der Applaus des Publikums, die Liebe des Publikums. Wenn die endet, ist alles zu Ende.
(Mercedes Sosa 2003 im Interview)
Links
Berlekamp, Hinnerk (2003): Die argentinische Sängerin Mercedes Sosa über die Revolutionärin Evita, Vertreibung und Heimkehr, die Beatles und die Rätsel des Tangos: Irgendwann singe ich John Lennons Imagine. Berliner Zeitung, 25.10.2003.
Online verfügbar unter http://www.berliner-zeitung.de/archiv/die-argentinische-saengerin-mercedes-sosa-ueber-die-revolutionaerin-evita—vertreibung-und-heimkehr—die-beatles-und-die-raetsel-des-tangos-irgendwann-singe-ich-john-lennons-imagine,10810590,10124710.html, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6SI1hwEss.
Horn, Reinhold (2004): Danke an das Leben. Engagierte und emanzipierte Legende: Mercedes Sosa. Jazzzeitung 2004/03.
Online verfügbar unter http://www.jazzzeitung.de/jazz/2004/03/portrait-sosa.shtml, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6SI1kOEO8.
Internet Movie Database: Mercedes Sosa. Filme.
Online verfügbar unter http://www.imdb.com/name/nm0815302/, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Mercedes Sosa. Noten und Tonträger.
Online verfügbar unter http://d-nb.info/gnd/119022249, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
Ohmytracks.com: Mercedes Sosa. Mercedes Sosa in unzähligen Videos/Tondokumenten online erleben.
Online verfügbar unter http://ohmytracks.com/#/tracks/search/Mercedes Sosa, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
Schmidt, Volker (2009): Mercedes Sosa: Die Stimme Südamerikas ist verstummt. Zeit online, 5. Oktober 2009.
Online verfügbar unter http://www.zeit.de/kultur/musik/2009-10/mercedes-sosa/komplettansicht, zuletzt geprüft am 05.07.2020.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6SI1m8uxm.
Literatur & Quellen
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Sosa, Mercedes (1988): Mi canto latinoamericano. Noten und Texte. Darmstadt. Tropical Music; Termidor. ISBN 3-924777-01-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Quellen
Braceli, Rodolfo Eduardo (2003): Mercedes Sosa. La negra. 1. ed. Buenos Aires. Editorial Sudamericana. ISBN 9500723484. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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Stacy, Lee; Henderson, Lol (1999): Encyclopedia of Music in the 20th Century. 1. publ. London. Dearborn; Taylor and Francis. ISBN 1-57958-079-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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