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(Mélanie Hélène Domange, geb. Bonis)
geboren am 21. Januar 1858 in Paris
gestorben am 18. März 1937 in Sarcelles
französische Komponistin
165. Geburtstag am 21. Januar 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
1858 wird Mélanie Bonis in eine katholische Handwerkerfamilie geboren. Ihr musikalisches Talent wurde in der nicht besonders liebevollen familiären Umgebung kaum bemerkt. Dementsprechend erwarb sie erste musikalische Fertigkeiten völlig autodidaktisch.
Schließlich bekam Mélanie Klavierunterricht. Die Eltern hofften, dass sich ihre Chancen auf dem Heiratsmarkt dadurch erhöhen könnten. Mit 18 wurde sie so Schülerin von César Franck, der von ihrem Talent dermaßen begeistert war, dass er dringend empfahl, die Aufnahmeprüfung für das Konservatorium zu versuchen. Unter den kritischen, ja zweifelnden Augen des Elternhauses bestand sie – natürlich - und studierte dann sehr erfolgreich in einer Klasse mit Debussy. Sie errang mehrere Preise und arbeitete fleißig. Als sie sich schließlich in einen Kommilitonen verliebte, beendeten die Eltern Mélanies Ausbildung abrupt.
1883 wurde sie zur Heirat mit dem verwitweten und viel älteren Industriellen Albert Domange gedrängt, der fünf Söhne mit in die Ehe brachte. Die Pflichten einer Hausfrau und Stiefmutter verhinderten für die kommenden Jahre weitere Kompositionen.
In den 1890er-Jahren traf sie durch Zufall ihre Jugendliebe Amédée Hettich wieder, der Musikkritiker und Gesangslehrer geworden war und inzwischen eine wichtige Rolle im Pariser Musikleben spielte. Selbst auch verheiratet, unterstützte er sie energisch bei den Versuchen, wieder in der männlich geprägten Musikwelt Fuß zu fassen.
1899 brachte Mélanie heimlich Hettichs Tochter Madeleine zur Welt, die versteckt aufwachsen musste. Ihre Musik hatte sich in dieser Zeit verändert, wurde emotionaler und bildete verstärkt ihr Innenleben ab. Denn Mélanie kämpfte mit ihren religiösen Überzeugungen und konnte sich diese doppelte Sünde des Ehebruchs und der geheimen Geburt selbst nie verzeihen. Erst während des 1. Weltkrieges war es ihr endlich möglich, die Tochter zu sich nehmen.
Durch das geschlechtsneutrale Pseudonym Mel Bonis versuchte Mélanie ihre Karriere zu beschleunigen. Zwar gab es unterdessen einige professionelle Pianistinnen, das Kompositionshandwerk lag jedoch nach wie vor fest in Männerhand. Ab 1900 schrieb sie wieder mehr, und in den kommenden knapp 20 Jahren sollten ihre wichtigsten Werke entstehen. Ihre sinnliche, leidenschaftliche, aber nie überladene Musik kam sehr gut an und wurde von den berühmtesten Interpreten der Zeit gespielt. Die Form ist meist streng, jedoch wird diese Strenge überlagert von einer außerordentlich einfallsreichen Melodik und von exquisitem harmonischen Verständnis.
1918 starb Mélanies Ehemann, mit dem sie 35 Jahre nicht so unglücklich verheiratet war und 1932 verunglückte der jüngste Sohn. Das, ihre streng katholische, bürgerliche Erziehung und die Flucht in die Religiosität einerseits, der Drang zu komponieren, der „Fehltritt“ mit Hettich und ihre nicht zur Ruhe kommenden Schuldgefühle andererseits, ließen eine schwer depressive Frau zurück, die den Kampf zwischen Konvention und Ambition kaum mehr bewältigen konnte.
1937 stirbt Mélanie Bonis. Durch ihr recht hohes Alter waren ihre letzten Jahre geprägt von künstlerischer Isolation, denn den Weg hin zur neueren Musik ist sie nicht mitgegangen.
(Text von 2021)
Verfasserin: Anja Weinberger
Literatur & Quellen
Géliot, Christine: Mel Bonis, Kassel 2015
Weitere Frauenbiografien der Autorin finden Sie in diesem Buch:
Weinberger, Anja (2023): Frauengeschichten: Kulturgeschichten aus Kunst und Musik. 1. Auflage. Grieskirchen. Der Leiermann. ISBN 978-3-903388-41-3.
(Zum Buch)
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