geboren am 12. Januar 1965 in Berlin
deutsche Talkmasterin und Fernsehmoderatorin
60. Geburtstag am 12. Januar 2025
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Politische Talkshows waren lange Zeit eine männlich besetzte Domäne. In den letzten Jahren machten zunehmend auch Frauen in diesem Bereich von sich reden, und spätestens seit dem ersten Fernseh-Duell zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und seinem Herausforderer Edmund Stoiber im August 2002 sind die Moderatorinnen dieses Ereignisses in aller Munde: Sabine Christiansen (ARD) und Maybrit Illner (ZDF). Für ihre Moderation wurden beide im Oktober 2002 mit dem deutschen Fernsehpreis in der Sparte Beste Information ausgezeichnet.
Maybrit Illner wurde 1965 in Berlin (Ost) geboren. Über ihr Elternhaus sagt sie:
„Meine Mutter war Grundschullehrerin, mein Vater Energie-Ökonom. Beide gaben meinen zwei Geschwistern und mir das Gefühl, dass wir einerseits ihr ein und alles sind, sie neben uns Kindern aber auch noch den einen oder anderen eigenen Traum haben. So wird man geliebt und trotzdem schnell ins Leben geschickt.“
Über ihre Kindheit ist ansonsten nur bekannt, dass sie gerne Fußball an die Mauer spielte, was ihrer Mutter nicht sonderlich behagte, so dass sie sie in einen Chor gab. Maybrit ging in Berlin-Friedrichshain zur Schule. Als Tochter einer Lehrerin wird sie wie die meisten DDR-Kinder Mitglied der Pionierorganisation und später der Freien Deutschen Jugend (FDJ) gewesen sein.
Maybrit wollte entgegen dem Wunsch der Eltern nicht Ärztin oder Anwältin werden, sondern Sportjournalistin. Sie hatte das Glück, nach dem Abitur ein Volontariat in der Sportredaktion des Fernsehens der DDR machen zu können. Anschließend studierte sie von 1984 bis 1988 Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Während ihres Studiums erhielt sie eine von der UNESCO mitfinanzierte Zusatzausbildung für Sportjournalisten beim Leipziger Rundfunk, machte an den Wochenenden Reportagen und nahm Sprechunterricht.
Von 1986 bis zur politischen Wende in der DDR war Maybrit Illner Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Ihre Entscheidung kommentierte sie in einem Interview so:
“Ja, ich bin im Alter von 21 Jahren in die SED eingetreten – mit der Vorstellung, dass das, was ein Jahr zuvor unter Gorbatschow in der KPdSU passiert war, nun auch mit der SED geschehen würde. Ich wollte dabei sein, wenn der Sozialismus endlich die hehren Ideale, die er immer annotiert hatte, auch umsetzen würde, dank einer komplett reformierten Partei. Und es gab das eine oder andere Anzeichen, das diese Hoffnung nährte. Aber es stellte sich bald heraus, dass die Hoffnung eine Illusion war.”
Nach dem Studium arbeitete Illner bis 1989 in der Sportredaktion des Fernsehens der DDR. Dort konnte sie „handwerklich sehr schnell sehr viel lernen“, ohne die Schwierigkeiten, denen andere journalistische Bereiche in der DDR unterlagen, weil die politische Führung ansonsten keinen wirklich freien Journalismus zuließ.
Mit der Wende ergaben sich völlig neue Möglichkeiten der journalistischen Arbeit, und Illner wechselte in die Auslandsredaktion des Deutschen Fernsehfunks (DFF, Nachfolger des Fernsehens der DDR, wurde später aufgelöst). Sie moderierte das Reisejournal „Azur“ und später das tägliche Abendjournal. Anfang 1992 begann sie als Reporterin und politische Redakteurin des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB) zu arbeiten, und ab Mitte des Jahres 1992 moderierte sie mit Cherno Jobatey das „ZDF-morgenmagazin“. Sie war dort so erfolgreich, dass man ihr im Oktober 1998 die Leitung der Sendung übertrug.
Im Oktober 1999 brachte ihr die Moderation des neuen ZDF-Polittalks „Berlin Mitte“ den endgültigen Durchbruch. Einmal wöchentlich debattierte Illner mit vier prominenten Gesprächspartnern über aktuelle politische Probleme. Ihre geradlinige Art, Ausweichmanöver abzuwehren und das Gespräch zum Thema zurückzuführen, brachte ihr dabei viel Anerkennung ein.
Im September 2005 moderierte Illner gemeinsam mit Peter Kloeppel, Sabine Christiansen und Thomas Kausch das TV-Duell zwischen Angela Merkel und Gerhard Schröder.
Im März 2007 wurde „Berlin Mitte“ zum Polittalk „Maybrit Illner“ und die Sendezeit auf eine Stunde verlängert – ein längst überfälliger Schritt. Gleichzeitig wurden Studio und Sendekonzept verändert, um mehr Diskussionen und die Einbeziehung des Publikums zu ermöglichen.
„Maybrit Illner hat außerordentlich hohe Kompetenz- und Sympathiewerte. Sie ist Gesicht, Herz und Hirn dieser Sendung. Fast alle Zuschauer kennen und schätzen die Moderatorin Maybrit Illner, nachweisbar weniger können etwas mit dem Namen 'Berlin Mitte’ anfangen. Insofern passen wir den Titel der Sendung nun den Realitäten an.“ (ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender)
Maybrit Illner ist bei aller Bekanntheit eine sympathische, spontane und schlagfertige Frau, die es versteht, ihr Privatleben aus den Schlagzeilen herauszuhalten. Sie nutzt ihre Möglichkeiten, um sich für humanitäre Anliegen einzusetzen, ohne sich dabei in den Vordergrund zu spielen. Ungerechtfertigte Kritik und bösartige Anwürfe weiß sie mit Witz abzuwehren, und man merkt an der Art, wie sie ihre Sendungen führt, dass sie ihr Handwerk von Grund auf gelernt hat – und das ist leider nicht so selbstverständlich, wie es die Zuschauer eigentlich erwarten dürften.
Im November 2007 gab Maybrit Illner bekannt, dass sie und ihr Mann Michael Illner, Autor und Grimmepreisträger, sich nach 19 Jahren Ehe getrennt hätten. Sie haben keine Kinder. Ihr neuer Lebenspartner René Obermann, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom AG.
(Biografie und Veröffentlichungen ergänzt. Februar 2009)
Engagement (u. a.)
Botschafterin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK)
Journalisten-Initiative „Spenden für den Irak“
Gesicht zeigen! (Zusammenarbeit mit der regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen, RAA Strausberg)
Auszeichnungen
2000 Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus (mit Gabi Bauer und Sandra Maischberger)
2001 Mitteldeutscher Medienpreis Hans Klein
2002 Medienpreis “Bambi”
2002 Deutscher Fernsehpreis “Beste Informationssendung/Beste Moderation Information” für das TV-Duell (gemeinsam mit Sabine Christiansen)
2002 Goldener Gong (mit Redaktionsleiter Volker Wilms)
2003 Bayerischer Fernsehpreis “Blauer Panther”
2004 Deutscher Fernsehpreis “Beste Informationssendung/Beste Moderation Information” für “Berlin Mitte”
2005 TV-Journalistin des Jahres, „Goldener Prometheus“ für die beste politische Talkshow im Wahljahr 2005
2006 Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik
2007 Bambi
2009 Goldene Kamera (Kategorie »Beste Information«)
Zitate von Maybrit Illner
„Mit der Wende kam auch meine berufliche Wende. Plötzlich interessierten mich keine Bestenlisten mehr, sondern dieser jungfräuliche politische Journalismus der Nachwende-DDR. Im DFF konnte man dann so ziemlich alles machen. Es gab ein Machtvakuum, keinen zensierten Parteijournalismus mehr, keine Angst, dass sich irgend jemand düpiert fühlen könnte und gleich zum Intendanten rennen würde. Das war eine sehr dichte, wundervolle Zeit in dem “Land der runden Tische”. Und dank der Erfahrungen aus der Sportredaktion war ich in Sachen Bericht und Moderation kein Frischling mehr. (...) Daneben hatte ich viel “Stubendienst” gemacht - sprich Moderationen und Gespräche im Studio, durfte sozusagen das Rahmenprogramm für die packenden Live-Reportagen meiner männlichen Kollegen gestalten. Das war keine schlechte Schule.“
„Ich komme aus dem Osten. Das ist meine Heimat, und das wird sie auch immer bleiben. Aber ich habe eine kleine Abneigung gegen selbst ernannte Berufsanwälte des Ostens.“
„Im politischen Journalismus hat sich in den letzten Jahren für die Frauen wirklich was getan. Jahrelang waren Journalistinnen fast nur auf Herzgeschichten abonniert. Mittlerweile berichten sie von der Börse, leiten investigative Magazine, führen durch politische Gesprächssendungen. Das konnten sie vorher unter Garantie auch schon, jetzt dürfen sie zeigen, dass sie es können.“
„Ich bin eine Kino-Tante, lese gern und viel, esse gern und zu viel, feiere gern und zu lange, spiele Badminton, fahre Fahrrad… Reicht das? Mein Mann sagt, ich hätte zwei zentrale Eigenschaften: Ich sei sehr neugierig und vergnügungssüchtig.“
Zitate über Maybrit Illner
„Maybrit Illner hat frischen Wind in den oft trockenen Polit-Talk des deutschen Fernsehens gebracht. Sie ist kompetent und stets hochkonzentriert beim Thema. Sie versteht es, unbefangen zu fragen und nachzufragen. Sie bleibt dabei stets freundlich, aber ohne falsche Ehrfurcht.“ (Bambi-Jury 2002)
„Talk-Sendungen, wohin das Auge des Zuschauers fällt – bei kaum einem Genre der Fernsehprogramme aber stehen Quantität und Qualität des Gebotenen in so krassem Gegensatz wie gerade hier. Wer das wirkliche Gespräch und damit Informationsgewinn sucht, findet dies in Berlin Mitte, der Donnerstags-Runde des ZDF. Maybrit Illner bringt, kundig und stets gut vorbereitet, mit wohltuender Sachlichkeit ihre Gäste ins Gespräch, nicht ins Geschrei. Gelassene Freundlichkeit und notwendige Autorität machen die Moderatorin zudem zu einer Ausnahmeerscheinung einer Programmsparte, in der Mittelmaß eher die Regel als die Ausnahme ist.“ (Begründung der Jury zur Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises 2003 an Maybrit Illner)
Verfasserin: Almut Nitzsche
Literatur & Quellen
Veröffentlichungen
Illner, Maybrit (Hg.) (2005): Frauen an der Macht. 21 einflussreiche Frauen berichten aus der Wirklichkeit. Kreuzlingen , München. Hugendubel. (Diederichs) ISBN 3-7205-2649-6. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Illner, Maybrit (2007): Langenscheidt, Politiker-Deutsch, Deutsch-Politiker. Politiker verstehen – leicht gemacht. Unter tatkräftiger Mitarbeit von Dirk Krömer und Hermann Müller. Berlin, München, Wien, Zürich, New York. Langenscheidt. ISBN 978-3-468-73190-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Illner, Maybrit (2008): Langenscheidt, Politiker-Deutsch, Deutsch-Politiker. Politiker verstehen – leicht gemacht. Audio-CD. Gesprochen von Maybrit Illner und Raimund Krone. Berlin, München. Langenscheidt. ISBN 978-3-468-73191-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Illner, Maybrit und Brodersen, Ingke (Hg.) (2003): Ente auf Sendung. Von Medien und ihren Machern. Mit Illustrationen von Frank Ehrler. München. cbj. 2008. ISBN 978-3-570-21926-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Illner, Maybrit und Schumacher, Hajo (Hg.) (2009): Schmierfinken. Was Politiker wirklich von Journalisten halten. München. Heyne. ISBN 978-3-453-62037-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Koudelka, Josef; Petersen, Barbara (2005): Respekt. Reporter ohne Grenzen. Mit Beiträgen von Dieter Bachmann, Barbara Lauterbach, Leonie Baumann, Helga Dressel, Cyrielle LeMoigne, Christina Werner, Katrin Evers, Vincent Kohlbecher, Hina Jilani und Maybrit Illner. Berlin. Taz-Verlag. (Fotos für die Pressefreiheit, 2005) ISBN 3-937683-01-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Schröder-Köpf, Doris (Hg.) (2001): Der Kanzler wohnt im Swimmingpool oder wie Politik gemacht wird. Illustriert von Aljoscha Blau. Frankfurt/Main , New York. Campus-Verl. ISBN 3-593-36802-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Quellen
Ingke Brodersen / Maybrit Illner (Hrsg.) : Ente auf Sendung. Von Medien und ihren Machern (2003)
Aviva. Onlinemagazin für Frauen
Chrismon. Das evangelische Onlinemagazin
Freitag. Die Ost-West-Wochenzeitung
Gesicht zeigen! Aktion weltoffenes Deutschland
und andere
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