Biographien Mathilde „Quappi” Beckmann
© Stiftung Deutsches Historisches Museum
(Mathilde Beckmann, geb. von Kaulbach, genannt Quappi)
geboren am 05. Februar 1904 in München
gestorben am 30. März 1986 Jacksonville FL
deutsche Geigerin und Sängerin; Ehefrau und Nachlassverwalterin von Max Beckmann
120. Geburtstag am 5. Februar 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Stets modisch gekleidet und sehr lebendig, strahlt Quappi uns aus Max Beckmanns zahlreichen intensiven Portraits entgegen. (Die Freundin Marie-Louise von Motesiczky machte aus Kaulbach „Kaulquapp“, woraus schließlich „Quappi“ wurde.)
Ihren ersten Geigenunterricht erhielt Mathilde von Kaulbach (übrigens eine Nichte der Malerin Antonie Kaulbach) im Alter von vier Jahren von ihrer Mutter. Nach zwei Jahren Gesangsausbildung in München setzte sie ihr Studium in Wien fort. Im Hause der Familie von Motesiczky lernte sie 1923 den 20 Jahre älteren Max Beckmann kennen. „Von Anfang an“, schreibt sie, „waren wir uns sehr nahe - so als ob wir uns schon seit eh und je gekannt hätten.“
Als ihr die Dresdner Staatsoper 1925 ein Engagement anbot, lehnte sie im Hinblick auf ihre baldige Eheschließung ab. Sie folgte Beckmann nach Frankfurt und übernahm es, seine alltäglichen Lebenswege zu ebnen. Das Geigespielen allerdings behielt sie im häuslichen Rahmen bei.
Nach Kriegsende begleitete sie Beckmann, der einen Ruf an die Washington University erhalten hatte, nach St. Louis. Während der Überfahrt nach Amerika wurde Quappi gebeten, gemeinsam mit Thomas Mann einen literarisch-musikalischen Abend zu gestalten, was Max Beckmann untersagte, da er „keine Lust habe, ...durch Quappi zu glänzen“.
Quappi hielt nun an mehreren amerikanischen Universitäten Beckmanns Vorlesungen und übersetzte seine Vorträge ins Englische. Lange Zeit fungierte sie als Dolmetscherin in seinem Unterricht.
Weiterhin spielte sie fast täglich Geige zusammen mit Zunia Henry, die an der Universität Klavier unterrichtete und sie überredete, mit ihr zu konzertieren. Bald danach stellte Beckmann sie unvermittelt vor die Alternative, Karriere zu machen oder bei ihm zu bleiben.
Quappi in ihrem Tagebuch: „Tiger [Max Beckmann] braucht viel Kraft… Sollte nie wieder öffentlich spielen.“ Und über das Konzert: „Viel Erfolg. Zunia war ausgezeichnet, und es ist eine Freude, mit ihr zu spielen.“ Trotzdem trat sie nie wieder öffentlich auf.
Nach Beckmanns Tod blieb sie in New York, verwaltete seinen künstlerischen Nachlass, gab seine Tagebücher heraus und schrieb ihre Erinnerungen Mein Leben mit Max Beckmann, in denen sie sich selbst in erschütternder Weise zugunsten ihres Mannes zurücknimmt.
(Text von 1995)
Verfasserin: Hiltraud Hochstein
Links
Handschriften an Beckmann, Mathilde Q. (1904-1986) und sonstige Nennungen von Beckmann Mathilde Q. (1904-1986). Detailinformationen: Kalliope-Verbund. Online verfügbar: http://kalliope-verbund.info/de/eac?eac.id=118508202 (zuletzt geprüft am 29.03.2021)
Boehm von, Gero. 09.09.1983. Er hat mich sehr verwöhnt. Mathilde „Quappi“ Beckmann. Seit 30 Jahren hütet sie am Broadway die Bilder ihres Mannes. Die Zeit Nr. 37, 1983 (aktualisiert am 21.11.2012). Online verfügbar: https://www.zeit.de/1983/37/er-hat-mich-sehr-verwoehnt/komplettansicht. Zugriff nur mit Anmeldung (zuletzt geprüft am 29.03.2021)
Mathilde „Quappi“ Beckmann. Gestorben. 14.04.1986. Der Spiegel 16/1986. PDF-Datei.
Online verfügbar: http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/13518078 (zuletzt geprüft am 29.03.2021)
Mathilde Quappi Beckmann, 1904–1986. Tate Gallery, UK. Online verfügbar: www.https://www.tate.org.uk (zuletzt überprüft am 29.03.2021)
Mathilde „Quappi” Beckmann. In: Künste im Exil. Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek. Frankfurt am Main. (zuletzt geprüft am 29.03.2021)
Brief Mathilde Q. Beckmanns an ihre Schwester Hedda Schoonderbeek, 5. April 1950. Bayrische Staatsgemäldesammlungen, Fotoabteilung, Max Beckmann Archiv. (zuletzt geprüft am 29.03.2021)
Kleine Geschichte der Kaulbach-Villa. Historisches Kolleg, München.
Online verfügbar: http://www.historischeskolleg.de/organisation/geschichte-der-kaulbach-villa.html (zuletzt geprüft am 29.03.2021)
Literatur & Quellen
Beckmann, Max. 1949. Letters to a woman painter. College Art Journal 9, S. 39-43. Übs. Mathilde Q. Beckmann.
Beckmann, Max. 1955. Tagebücher 1940-1950. Zusammengestellt von Mathilde Q. Beckmann. Hg. Erhard Göpel. München. Langen/Müller.
Beckmann Mathilde Q. Zu dem Triptychon „Argonauten“ von Max Beckmann. In: Kestner Gesellschaft Hannover (Hg.), Ausstellungskatalog Paul Klee und Max Beckmann, 17. Januar bis 21. Februar 1954.
Beckmann Mathilde Q. Erwiderungen zu: Curt Valentin, Besprechung zu: Gallery New York, Max Beckmann, 17. Januar bis 20. Februar 1954. In: Art News 52, Februar 1954 und Art News 53, März 1954.
Beckmann, Mathilde Q. 1980. Mein Leben mit Max Beckmann. München, Zürich. Piper.
Gallwitz, Klaus (Hg.), Golz, Barbara. 1993. Briefe - Max Beckmann. München, Zürich. Piper.
Herbertz, Eva-Maria. 2010. Leben in seinem Schatten. Frauen berühmter Künstler. München. Allitera Verlag.
Lehmann, Evelyn. Riemer, Elke. 1978. Die Kaulbachs. Eine Künstlerfamilie aus Arolsen. Arolsen. Waldeckscher Geschichtsverein Arolsen.
Museum Wiesbaden (Hg.), Zieglgänsberger, Roman. 2012. Katalog zur Ausstellung: Quappi und Max Beckmann. „O mein Liebling ich werde so bös zu dir sein”. 1. Dezember 2012 - 7. April 2013. Wiesbaden. Selbstverlag Museum Wiesbaden.
Ohlsen, Nils [Ausstellung und Katalog] 1999. Max Beckmann sieht Quappi : ... was werde ich für schöne Portraits von Dir machen. Kunsthalle in Emden, Stiftung Henri und Eske Nannen, 10. Juli bis 12. September 1999. Emden. Kunsthalle.
Reimertz, Stephan. 2003. Max Beckmann: Biographie. München. Luchterhand.
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