Biographien Mathilde Bonaparte
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(Prinzessin Mathilde Bonaparte )
geboren am 27. Mai 1820 in Triest
gestorben am 2. Januar 1904 in Paris
französische Salonière
120. Todestag am 2. Januar 2024
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Fast wäre sie eine große französische Kaiserin geworden – das Zeug dazu hätte sie gehabt. Aber die Verbannung aller Angehörigen Napoleons und eine unglückliche Ehe hielten sie lange von ihrem geliebten Paris fern. So war sie schon um die Dreißig, als sie jene Rolle einnahm, die sie dann über vierzig Jahre lang glänzend spielen sollte – anziehender, bereichernder Mittelpunkt des berühmtesten Pariser Salons ihrer Zeit.
Die junge Mathilde, eine Nichte Napoleons und über ihre Mutter verwandt mit den alten Dynastien Europas, war eine begehrte Partie. Sie heiratete schließlich einen steinreichen Russen, berüchtigt für seine Affären und seine Gewalttätigkeit. Sechs Jahre hielt Mathilde es mit ihm aus, war gern gesehener Gast am Zarenhof. Zar Nikolaus II. half ihr dann auch, sich von dem unangenehmen Gatten zu trennen und sich, ausgestattet mit einer großzügigen Abfindung, in Paris niederzulassen. Dort wurde 1848 Mathildes Vetter Louis Napoléon zum Präsidenten der Republik gewählt, vier Jahre später erklärte er sich zum Kaiser und seine Cousine zur „Kaiserlichen Hoheit“, die an seiner Seite höchste Repräsentationspflichten übernahm.
Mit der Eheschließung des Kaisers wurde Mathilde zwar von diesem Platz verdrängt, gewann aber mehr politischen Freiraum. Ihren Salon besuchten nun zunehmend Personen, die nicht durch ihre Abstammung, sondern durch ihre Ansichten und Arbeiten hervortraten – Alfred de Musset, Alexander Dumas Vater und Sohn, George Sand, Sainte-Beuve, Proust, später auch der junge Maupassant. Gounod widmete ihr eine Oper, Flaubert gab ihr seine neuesten Werke zu begutachten, die Brüder Goncourt verzeichneten in ihren Tagebüchern alle Unterhaltungen in ihrem Salon. Théophile Gautier verewigte sie in seinen „Sonetten an die Prinzessin“. Alle kamen um der anregenden Gespräche und des freien Geistes willen – und nicht zuletzt, weil sie sich von der Prinzessin Protektion erhofften, für Posten, Pensionen und Medaillen. Nur im Sommer, auf ihrem Landsitz, hatte sie Muße für ihre Malerei – vor allem Landschaftsaquarelle und Porträts, mit denen sie einigen Erfolg hatte.
1871, die Pariser Kommune hatte die Macht übernommen, musste sie wie alle Mitglieder der kaiserlichen Familie aus Frankreich fliehen. Doch ihr Besitz überstand die Revolution weitgehend unbeschadet, und der neue Präsident Thiers gestattete ihr die Rückkehr nach Paris. So blieb sie bis an die Schwelle des 20. Jahrhunderts eine kulturelle Institution und starb 83-jährig als eine der letzten Großen aus dem Hause Bonaparte.
(Text von 2003)
Verfasserin: Andrea Schweers
Literatur & Quellen
Bearne, Catherine Mary Charlton. 1910. Four Fascinating French Women: Adelaïde Filleul, comtesse de Flahaut, marquise de Souza. Clare de Kersaint, duchesse de Duras. Marie Caroline de Bourbon, duchesse de Berry. Princess Mathilde Bonaparte, countess Demidoff. London. Unwin.
des Cars, Jean. 1996 [1988]. La Princesse Mathilde. Paris. Perrin.
Kühn, Joachim. 1968 [1928]. Prinzessin Mathilde Bonaparte. Stuttgart. Koehler.
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