(Mary (Jane) Ward)
geboren am 23. Januar 1585 in Old Mulwith bei Ripon
gestorben am 30. Januar 1645 in Hewarth
englische Ordensgründerin und Bildungsreformerin
375. Todestag am 30. Januar 2020
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Sie ist das erste von sechs Kindern eines Ehepaars aus dem Landadel. Die Familie hält am katholischen Glauben fest und sieht sich darum Schikanen und Verfolgungen von seiten der anglikanischen Staatskirche ausgesetzt.
Dies und die Strenge der Eltern prägen Mary (ihr Taufname war Jane, bei der Firmung nimmt sie den Namen Mary an) unauslöschlich; sie entschließt sich zum Klosterleben. Da die Abteien in England aber aufgelöst sind, reist sie 1606 nach Frankreich und wird Laienschwester in St. Omer.
Unzufrieden mit ihren Aufgaben, gründet sie vom Geld ihres Erbteils ein eigenes Klarissenkloster in Gravelines. Doch 1609 kehrt Mary, abermals in ihren Hoffnungen enttäuscht, in die Heimat zurück, gewinnt einige Gefährtinnen für ihre Pläne und ruft in St. Omer ein neuartiges Institut für Mädchenbildung ins Leben. In einer Vision erfährt sie, dass die Miglieder des neuen Ordens wie die Jesuiten leben sollen, also ohne Klausur, mit einer nur dem Papst unterstellten Oberin und unermüdlich lehrend. Mary ist nämlich überzeugt, dass eine für alle Schichten erschwingliche Frauenbildung ermöglicht werden muss.
In halb Europa entstehen Schulen und Niederlassungen der “Englischen Fräulein”, doch die Bestätigung der Ordensregel durch Rom lässt auf sich warten. Der Erfolg ruft Neider auf den Plan; manchen Klerikern paßt es nicht, dass Frauen sich eine von Männern unabhängige Verwaltung “anmaßen”.
Insgesamt dreimal pilgert Mary zu Fuß nach Rom und legt dabei rund 15.000 Kilometer zurück, um sich beim Papst Gehör zu verschaffen. Dennoch vernichtet Urban VIII. durch eine Bulle 1631 beinahe ihr Lebenswerk. In München wird Mary als Ketzerin eingekerkert, dann aber freigelassen. Von Spitzeln bewacht, lebt sie mit Unterbrechungen fortan in Rom. Trotz des päpstlichen Verbots überdauern die bahnbrechenden Ideen Wards und viele ihrer Institute aber alle Verfolgungen.
Enttäuscht und von einem Steinleiden ausgezehrt, stirbt die Gründerin 60jährig bei einem Besuch in der alten Heimat. Erst 1978 approbiert der Vatikan ihre Ordensregel.
Verfasserin: Anna Eunike Röhrig
Literatur & Quellen
Conrad, Anne. 1986. “Ordensfrauen ohne Klausur? Die katholische Frauenbewegung an der Wende zum 17. Jahrhundert”, Feministische Studien 1/1986: 31-45.
Egenter, Richard. 1936. Wagnis in Christo: Maria Ward und die Idee der christlichen Selbständigkeit. Regensburg. Habbel.
Gagern, Elisabeth von. 1949. Nur Frauen: Die Ordensidee Maria Wards. München. Filser.
Köhler, Mathilde. 1984. Maria Ward: Ein Frauenschicksal des 17. Jahrhunderts. München. Kösel.
Nigg, Walter. 2009 [1983]. Mary Ward: Eine Frau gibt nicht auf. Zürich. Römerhof.
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