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geboren am 19. September 1931 in Budapest
ungarische Filmregisseurin
90. Geburtstag am 19. September 2021
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Biografie
„Wir alle sind geprägt von unserer Kindheit, unsere Vergangenheit. Als Erwachsene müssen wir uns dieser Vergangenheit stellen.„ So erklärt die ungarische Regisseurin Márta Mészáros das wichtigste Sujet ihrer Filme: die Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie, in der sich die Geschichte einer ganzen Generation widerspiegelt.
1931 in Budapest geboren, wandert Márta Mészáros 1935 mit ihren Eltern in die Sowjetunion aus. In einem Dorf in der kirgisischen Steppe wollen sie am Aufbau des Kommunismus mitarbeiten. Doch wegen seiner offenen Kritik am stalinistischen Staatsapparat fällt Mártas Vater, der Bildhauer László Mészáros, bald in Ungnade: 1938 wird er verhaftet, deportiert und nach einem Schauprozess hingerichtet. Kurz darauf stirbt auch Mártas Mutter. Das Kind kommt ins Waisenhaus.
Nach Kriegsende kehrt Márta nach Budapest zurück, wo sie bei einer Pflegemutter unterkommt. Sie beschließt, Filmregisseurin zu werden, doch die Budapester Akademie lehnt sie ab; Was will eine Frau beim Film? Aber Mártas Entschluss steht fest. Sie geht nach Moskau ans WGIK, die renommierte staatliche Filmhochschule. „Die Schule war sehr theoretisch ausgerichtet. Es war kein Geld da, um praktisch zu arbeiten“, erinnert sie sich. Um so energischer stürzt sich die junge Regisseurin nach Abschluss ihres Studiums in die Arbeit. Ab 1955 dreht sie Dokumentar-, später auch Spielfilme, insgesamt werden es an die hundert. „Das war meine eigentliche Ausbildung.“
Unmittelbar nach der Niederschlagung des Ungarnaufstands im November 1956 - einer Erfahrung, die ein ganzes Volk traumatisiert - kehrt Márta Mészáros in ihre Heimat zurück. Trotz politischer Zensur gelingt es ihr, sich weit über die Landesgrenzen hinaus einen Namen zu machen: als Regisseurin, die gesellschaftliche Probleme kritisch auf den Punkt bringt. Im Zentrum ihrer Filme stehen fast immer Frauen, die sich in einer lieblosen, in Konventionen und Ängsten erstarrten Umwelt behaupten müssen. In Mészáros’ ersten Spielfilm, Das Mädchen (1968), sucht eine Frau nach ihrer Mutter, die sie aus Furcht vor „Schande“ zur Adoption freigegeben hatte; in Adoption (1975) findet eine Arbeiterin, die ihren verheirateten Geliebten nicht zur Elternschaft überreden kann, Trost in der mütterlichen Freundschaft mit einem Mädchen.
Nach der Scheidung von Regisseur Miklós Jancsó, dem Vater ihrer drei Söhne, heiratet Márta Mészáros Ende der 70er Jahre den polnischen Schauspieler Jan Nowicki. Er ist der männliche Hauptdarsteller der meisten Mészáros-Filme, darunter auch der preisgekrönten Tagebuch-Tetralogie, in der sie ihre Familiengeschichte aufarbeitet: Tagebuch meiner Kindheit (1982), Tagebuch für meine Lieben (1986), Tagebuch für meine Eltern (1990) und Kisvilma - Land der Hoffnung (2000).
(Text von 2005)
Verfasserin: Annette Lutz
Links
Bittencourt, Ela. 01.03.2019 The films of Márta Mészáros: power, feminism and transindividuality. BFI.
Kürten, Jochen. 18.10.2017. Konrad-Wolf-Preis für Márta Mészáros. DW.
Podcast: 08.05.2017. Femmage an die ungarische Regisseurin Márta Mészáros. Feminismus und Film: Auf den Spuren von Regisseurinnen aus Mittel- und Osteuropa. Radio Dauerwelle.
Introducing Márta Mészáros. Autobiography, Film, and Politics. 06.05.2010. Women Filmmakers. University of Washington.
Márta Mészáros. wikipedia.de
Aurea Boralis. Film von Márta Mészáros. 104 min. (2017)
(Letzte Linkprüfung am 03.04.2019)
Literatur & Quellen
Horton, Andrew James. 2002. Ordinary Lives in Extraordinary Times – Márta Mészáros interviewed. In: Senses of Cinema, September 2002. [http://www.sensesofcinema.com/contents/02/22/meszaros.html] - 17.06.2005.
Lippert, Renate. 2016. Aufbruch - Regisseurinnen der 60er Jahre. Frauen und Film. Heft 68. Stroemfeld.
Lyon, Christopher & Susan Doll. Hg. 1986. The International Dictionary of Films and Filmmakers. Bd. 2: Directors / Filmmakers. London. St. James Press.
Martineau, Barbara Halpern. 1980. The Films of Marta Meszaros, or, The Importance of Being Banal. In: Film Quarterly 34:1 (1980), S. 21-26.
Portuges, Catherine. 1991. Retrospective Narratives in Hungarian Cinema: The 1980s Diary Trilogy of Marta Meszaros. In: The Velvet Light Trap Nr. 27, S. 63-72.
Portuges, Catherine. 1993. Screen Memories: The Hungarian Cinema of Márta Mészáros. Bloomington. Indiana UP.
Princz, Andrew. 1999. Her Story, A History. Marta Meszaros interviewed on Kisvilma -– Az utolso naplo. In: Central Europe Review, Vol 1, No 19 (1 November 1999).
Vidović, Patricia. Subjektive Historiographie. Die ungarische Filmemacherin Márta Mészáros und ihre »Tagebuch«-Trilogie (1982–1990). In: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History 12/2015, S. 176–187.
(Letzte Linkprüfung am 03.04.2019)
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