Biographien Marie Thérèse, Herzogin von Angoulême
(offizieller Titel "Madame Royale")
geboren am 19. Dezember 1778 in Versailles
gestorben am 19. Oktober 1851 in Frohsdorf/ Niederösterreich
Tochter der Marie Antoinette und Ludwigs XVI.
245. Geburtstag am 19. Dezember 2023
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Ludwig XVI. und Marie Antoinette werden im Januar bzw. Oktober 1793 durch das Fallbeil hingerichtet.
Zurück im dunklen Kerker des Temple bleiben, getrennt voneinander, die Kinder des Königspaares: der 1785 geborene Dauphin (Ludwig XVII.) und die 15jährige Madame Royale. Beide werden einem unglaublichen körperlichen und seelischen Terror ausgesetzt, dem Ludwig (vermutlich) am 8. Juni 1795 erliegt.
Marie Thérèses Fragen nach dem Schicksal der Mutter und des Bruders bleiben unbeantwortet, selbst die Bitte um weibliche Bewachung unerfüllt. Der Arrest wird noch verschärft. Rüde, oft betrunkene Wächter betreten jederzeit den Raum, beleidigen sie mit Zoten und unflätigen Anzüglichkeiten. Leibesvisitationen werden vorgenommen, worüber Madame Royale keine Einzelheiten preisgibt.
An ihrem 17. Geburtstag wird sie nach Wien ausgeliefert, dort aber kühl aufgenommen, stellt sie doch eine ständige Mahnung dar, dass das Haus Habsburg nichts unternommen hatte, um Marie Antoinette vor der Guillotine zu retten.
Erst 1799 kann Marie Thérèse nach Mitau reisen, um sich mit den rechtzeitig emigrierten Brüdern ihres Vaters, Ludwig XVIII. und dem späteren Karl X., zu treffen. Sie heiratet dessen Sohn, Louis Antoine von Bourbon, Herzog von Angoulême.
Zweimal kann Marie Thérèse nach Napoleons Sturz nach Frankreich zurückkehren. Die Vergangenheit lässt sie nicht los; sie wird als die “Waise des Temple” oder die “Tochter des Märtyrerkönigs” verehrt und rächt sich blutig an denen, die für den Tod ihres Vaters stimmten. Als Napoleon bei seiner Rückkehr von der Insel Elba erfuhr, daß Marie Thérèse 13 Tage lang mit königstreuen Truppen in Bordeaux Widerstand geleistet hatte, während alle Bourbonen schon aus Paris geflohen waren, äußerte er anerkennend: “Sie ist der einzige Mann in der Familie.”
Die Julirevolution von 1830 vertreibt die Bourbonen endgültig vom Thron. In Frohsdorf findet Marie Thérèse mit ihrem kleinen Hofstaat nach vielen Stationen das letzte Exil, das 40 Jahre ihres Lebens ausmacht.
Sie spendet die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke und kümmert sich liebevoll um die Kinder ihres ermordeten Schwagers (Herzog von Berry).
Dass die vornehme Dame, die mit einem ehrerbietigen Begleiter 1807 in Hildburghausen auftaucht und sich im nahen Schloß Eishausen vollkommen abkapselt (ein Schutzbrief des Herzogs von Sachsen–Hildburghausen verhindert polizeiliche Nachforschungen), die Madame Royale gewesen sein soll, wird bis heute von Forschern und Historikern vertreten. Viele glaubwürdige Indizien wurden zusammengetragen, aber Fakten und Beweise fehlen.
Im Volksmund werden die Geheimnisvollen Dunkelgräfin und Dunkelgraf genannt.
(Text aus dem Jahr 2000; dass “die vornehme Dame” aus dem Schloss Eishausen NICHT die Madame Royale war, ist inzwischen bewiesen, vgl. die FemBiografie von 2017 zu Sophia Botta. )
Verfasserin: Adelheid Steinfeldt
Zitate
So schroff, so kalt sie nach außen wirkte, so mitfühlend und hilfreich war sie im Verborgenen…. Sie hatte am eigenen Leib erfahren, was es hieß, zu hungern und zu frieren, und sie vergaß es ihr Lebtag nicht. (Thea Leitner)
Literatur & Quellen
Castelot, André. 1957. Madame Royale: Das abenteuerliche Leben der Tochter Marie Antoinettes. Aus d. Frz. von Albert von Streerbach. Wien; Berlin; Stuttgart. Paul Neff.
Leitner, Thea. 1994 [1989]. Habsburgs vergessene Kinder. München. Serie Piper.
Powers, Elizabeth. 1976. The Journal of Madame Royale. New York. Walker.
Rühle von Lilienstern, Helga. 1997. Dunkelgraf und Dunkelgräfin im Spiegel von Zeugen und Mitwissern. Hildburghausen. Frankenschwelle.
Sachsen–Altenburg, Friedrich-Ernst Prinz von. 1991. Das Rätsel der Madame Royale: Marie Thérèse Charlotte von Frankreich - Ein zweihundertjähriges Geheimnis im Licht neuerer Forschungen. Hildburghausen. Frankenschwelle, Hans–J. Salier.
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