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geboren am 26. November 1919 in Reetz, Pommern
gestorben am 21. Mai 1983 in Berlin
deutsche Politikerin
105. Geburtstag am 26. November 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
In einem autobiographischen Aufsatz beschreibt die Sozialdemokratin Marie Schlei ihren Lebensweg als geprägt durch die Armut, in der sie bis nach Kriegsende lebte. Diese Erfahrung hat sie sensibel gemacht für soziale Ungerechtigkeit, die Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Klasse oder Rasse zu spüren bekommen. Ihr Vater starb, als sie sechzehn war, ihre Mutter auf der Flucht vor der Roten Armee.
Mit ihrem Sohn ging Schlei 1945 nach Berlin, wo sie ab 1947 als Lehrerin arbeitete und ihre Familie allein durchbrachte – ihr Mann war 1944 im Krieg umgekommen. In Berlin sah sie die Chance, das Bildungswesen zu reformieren, und wurde 1957 Rektorin einer Grundschule. 1964 wurde sie Schulrätin und setzte sich energisch dafür ein, dass Mädchen und Jungen die gleichen Bildungschancen erhielten. 1969 ging sie als sozialdemokratische Abgeordnete nach Bonn.
Von 1969 bis 1974 war sie Mitglied des Bundestagsausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit, arbeitete im Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung und im Petitionsausschuss. 1973 wurde sie in den Fraktionsvorstand gewählt. 1974 wurde sie unter Helmut Schmidt Parlamentarische Staatssekretärin und vertrat ihn kraft ihres Amtes in den verschiedensten Gremien.
In ihrer Schilderung wird immer wieder deutlich, wie sehr Marie Schlei Bürokratie und „Duckmäusertum“ zuwider waren. Als sie 1976 Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit wurde, kam es schnell zu Differenzen zwischen ihr und dem Kanzler; die CDU/CSU-Opposition kritisierte ihren Einsatz gegen industrielle Großprojekte. Wegen ihrer unkonventionellen Art der Amtsführung wurde sie 1978 als Ministerin entlassen.
1980 wird sie als erste Frau zur Stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt, muss aber 1981 wegen ihrer Krebserkrankung alle Ämter und ihren Sitz in Bonn aufgeben. Marie Schlei starb 1983 im Alter von 64 Jahren.
(Text von 1988)
Verfasserin: Beate Schräpel
Zitate
Bei unseren im Godesberger Programm genannten Grundwerten Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität fehlte mir persönlich der Grundwert Gleichheit, den ich nicht als Aufforderung zur Gleichmacherei, sondern als strenge Beachtung von Würde und Gleichwertigkeit des Menschen ansehe.
Marie Schlei
Literatur & Quellen
Blasinski, Marianne. 1994. Marie Schlei: Vom Arbeiterkind zur Ministerin. Ein biographischer Roman. Sternberg.
Schlei, Marie. 1984. “Verdient die Nachtigall Lob, wenn sie singt?”, in: Huber, Antje. Hg. 1984. Frauen in der Politik - Die Sozialdemokratinnen: “Verdient die Nachtigall Lob, wenn sie singt?” Stuttgart; Herford. Seewald. S. 89-107.
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