Biographien Marie-Jeanne Roland
(Marie-Jeanne (Manon) Roland de La Platière, geb. Phlipon, besser bekannt als Madame Roland)
geboren am 17. März 1754 in Paris
hingerichtet am 8. November 1793 in Paris
französische Schriftstellerin und Revolutionärin
270. Geburtstag am 17. März 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Den Ausbruch der Revolution erlebte Madame Roland in Lyon, und sie begeisterte sich sofort für das neue »Feuer der Freiheit«. Sie war eine entschiedene Gegnerin der Ständegesellschaft und des Zensuswahlrechts und meinte, nur die unreglementierte Entwicklung von Handel und Industrie könne die Wirtschaft zum Blühen bringen. Obwohl sie behauptete, sich immer im Hintergrund gehalten zu haben, und nicht, wie andere, das öffentliche Rederecht für Frauen forderte, galt sie als eine führende Vertreterin der Girondisten und geriet im vierten Jahr der Revolution in den tödlichen Machtkampf mit dem jakobinischen Flügel.
Mit 25 Jahren heiratete Marie-Jeanne Phlipon den über 20 Jahre älteren Roland. Sie war eine hochgebildete Frau, hatte die Antike ebenso studiert wie die Philosophie ihrer Zeit (besonders Rousseau) und war fasziniert von naturwissenschaftlichen und technischen Entdeckungen, z. B. der Ballonfahrt.
Anfang 1791 zog die Familie nach Paris. Madame Roland nahm regelmäßig an den Sitzungen der Nationalversammlung teil. Ihr Salon wurde zum Treffpunkt der jakobinischen Abgeordneten, darunter auch Robespierre. Im April 1792 wurde ihr Mann zum Innenminister berufen, aber man hielt sie für die entscheidende Kraft im Hintergrund.
Nachdem Robespierre im April 1793 die Girondisten des Verrats an der Revolution beschuldigt hatte, floh der Innenminister aus Paris. Seine Frau wurde zusammen mit den girondistischen Abgeordneten verhaftet und am 8. November öffentlich hingerichtet. In den fünf Monaten ihrer Gefangenschaft verfasste Madame Roland heimlich ihre Lebenserinnerungen. Sie gibt darin auch Einblicke in den Alltag eines Frauenlebens: die versuchte Vergewaltigung durch einen Lehrling ihres Vaters (sie war zehn), das »überraschende und unangenehme Erlebnis« der Hochzeitsnacht, die Probleme beim Stillen ihrer Tochter.
Verfasserin: Andrea Scbweers
Zitate
Die Frau Roland ... war ein Ungeheuer in jeder Hinsicht…, sie war Mutter, doch sie hatte die Natur vernachlässigt, indem sie sich über sie erheben wollte; der Wunsch, eine Gelehrte zu sein, brachte sie dazu, die Tugenden ihres Geschlechts zu vergessen, und dieses stets gefährliche Vergessen ließ sie schließlich auf dem Schafott enden, (aus Feuille du Salut Public, zur Exekution von Mme Roland)
Links
Gluesing, Mike (1793): Publikationen | Zeitungsartikel | 1793. Verurteilung und Hinrichtung der Madame Roland (Link aufrufen)
Musall, Bettina (2010): In Seide zum Schafott. SPIEGEL GESCHICHTE 1/2010. (Link aufrufen)
Links geprüft und korrigiert am 11. März 2019 (AN)
Literatur & Quellen
Werke
Roland, Manon; Noack, Rudolf (1988): Memoiren und Korrespondenzen. Mit zeitgenössischen Porträts. 1. Aufl. Leipzig. G. Kiepenheuer. (Bibliothek des 18. Jahrhunderts) ISBN 3-378-00207-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Roland de la Platière, Marie-Jeanne; Bitterli, Urs et al. (op. 1987): Memoiren aus dem Kerker. Eine Jugend im vorrevolutionären Frankreich. Zürich. Artemis-Verlag. ISBN 3-7608-0729-1. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Quellen Cornevin, Marianne (1989): La véritable Madame Roland. Paris. Pygmalion/Watelet. ISBN 2-85704-288-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Grubitzsch, Helga, Cyrus, Hannelore und Haarbusch, Elke (Hg.) (1985): Grenzgängerinnen. Revolutionäre Frauen im 18. und 19. Jahrhundert : weibliche Wirklichkeit und männliche Phantasien. Düsseldorf. Schwann. (Geschichtsdidaktik, 33) ISBN 3-590-18042-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Martin, Marie-Madeleine (1982): Das Genie der Frauen. (=Le Génie des femmes) Memmingen. Dietrich. ISBN 3-87164-105-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Michelet, Jules (1984): Die Frauen der Revolution. (=Les femmes de la révolution) Frankfurt am Main. Insel-Verl. (Insel-Taschenbuch, 726) ISBN 3-458-32426-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Weiterführende Literatur
Brandes, Helga (1991): Der Menschheit Hälfte blieb noch ohne Recht. Frauen und die Französische Revolution. Wiesbaden. Deutscher Universitäts-Verlag. ISBN 3-8244-4066-0. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Chaussinand-Nogaret, Guy (1988): Madame Roland. Stuttgart. Klett-Cotta. (Biographien zur Französischen Revolution) ISBN 3-608-93104-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Held, Jutta; Applewhite, Harriet Branson (1989): Frauen im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Amazonen, Mütter, Revolutionärinnen. Hamburg. Argument-Verlag. (Argument-Sonderband, 158) ISBN 3-88619-158-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Landgrebe, Christiane (2012): Im Namen der Freiheit. das dramatische Leben der Madame Roland zwischen Revolution und Romantik. 1. Aufl. Berlin. Ed. Karo, Rosalski. ISBN 978-3-937881-60-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Peine, Sibylle (1995): Ohne Furcht ins Weite hinaus. Biographien streitbarer Frauen. Solothurn. Benziger. ISBN 3-545-34136-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sartori, Eva Martin und Zimmerman, Dorothy Wynne (Hg.) (1991): French women writers. A bio-bibliographical source book. New York. Greenwood Press. ISBN 0-313-26548-8. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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