Biographien Marie-Jeanne Bécu, Gräfin du Barry
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(Gräfin Du Barry)
geboren am 19. August 1743 in Vaucouleurs, Lothringen
hingerichtet am 8. Dezember 1793 in Paris
französische Mätresse
230. Todestag am 8. Dezember 2023
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Marie-Jeanne Bécu, uneheliche Tochter einer Näherin aus Lothringen und eines Franziskanermönchs, war achtzehn Jahre alt und eine reizende Schönheit mit blonden Ringellocken, als sie eine Stelle in einem eleganten Pariser Modehaus antrat. Zu ihrer Kundschaft gehörte auch ein gewisser Graf Du Barry, der große Pläne mit ihr hatte: Er wollte sie dem König von Frankreich als Mätresse vermitteln. Eine eilig arrangierte Eheschließung mit seinem eigenen Bruder und eine neue Geburtsurkunde machten sie hoffähig. In kürzester Zeit eroberte die frischgebackene Gräfin den 57jährigen König durch ihren Charme, ihre Schönheit und erfrischende Direktheit. Sie bezog Wohnräume genau über dem Schlafzimmer des Königs, bekam ein eigenes kleines Schloss in der Nähe von Versailles, mehrere Pariser Wohnsitze, direkte Einnahmen aus Renten und Abgaben – und einen der schönsten und wertvollsten Juwelenschätze ihrer Zeit.
Als Ludwig XV. 1770 seinen Enkel mit der Österreicherin Marie-Antoinette verheiratete, feierte Madame Du Barry ihren größten Triumph: Gegen den Widerstand des Hofes nahm sie an der Seite des Königs an den Hochzeitsfestlichkeiten teil. Im Gegensatz zu ihrer berühmten Vorgängerin Madame Pompadour hatte sie über persönliche Intrigen hinaus wenig politischen Einfluss gewonnen. So ging 1774 mit dem Tod des Königs auch ihr Stern unter. Auf seinem Sterbebett ordnete Ludwig an, sie in ein Kloster zu verbannen. Erst zwei Jahre später durfte sie wieder in ihr Schloss zurückkehren.
Bei Ausbruch der Revolution wurde sie sofort öffentlich angegriffen. Nachdem Unbekannte ihren gesamten Schmuck gestohlen hatten, ließ sie, in Verkennung der Zeitumstände, eine lange Liste der vermissten Stücke im In- und Ausland verbreiten und reiste im Zuge der Suchaktion mehrere Male nach England. Dort erreichte sie die Nachricht von der Hinrichtung Ludwigs XVI. Ganz in Schwarz gehüllt nahm sie gemeinsam mit anderen adligen Emigrierten an einer Trauermesse teil. In der Hoffnung, ihren Besitz wiederzuerlangen, kehrte sie wenig später nach Frankreich zurück, wurde im September 1793 verhaftet, vor ein Revolutionstribunal gestellt und im Dezember hingerichtet.
Ihr sagenhafter Aufstieg vom Landmädchen zur königlichen Geliebten – später vielfach verarbeiteter Stoff für Film und Operette – machte sie in den Augen der Revolutionäre zu einer der meistgehassten RepräsentantInnen des alten Regimes. Die Anklage warf ihr vor: Unterstützung der Konterrevolution, Kontakte zu den Emigrierten und Verschwendung öffentlichen Eigentums.
(Text von 1992)
Verfasserin: Andrea Schweers
Zitate
Ich selbst nannte den König “La France”. Er hatte die Gewohnheit, sich nach dem Essen selbst den Kaffee zu kochen. Als das Wasser einmal zu sieden begann und sich über die Kanne ergoss, rief ich ihm zu: “He, La France, dein Kaffee geht dir durch!” Man hat sich bei Hof darüber aufgehalten, aber der König und ich haben herzlich gelacht.
Ich habe Angst vor dem Alter und glaube, dass ich lieber tot sein möchte als hässlich.
(aus den geheimen Papieren der Gräfin Dubarry).
Literatur & Quellen
Frischauer, Paul. Hg. 1990. Die geheimen Papiere der Gräfin Dubarry. Frankfurt/M. Insel TB 1262.
Hanken, Caroline.1996. Vom König geküsst: Das Leben der grossen Mätressen. Aus dem Niederländ. von Christiane Kuby. Berlin. Berlin-Verl.
Laski, Philip. M. 1969. The Trial and Execution of Madame Du Barry. London. Constable.
Stoeckl, Agnes B. de. 1966. Mistress of Versailles: The Life of Madame Du Barry. London. Murray.
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