Biographien Maria Theresia, gen. Maria von Österreich
Königin Marie Therese von Frankreich im französischen Lilien-Ornat, um 1660. Schloss Versailles.
geboren am 10. September 1638 in Madrid
gestorben am 30. Juli 1683 in Versailles
Königin von Frankreich
340. Todestag am 30. Juli 2023
Biografie • Literatur & Quellen
Biografie
Obwohl Königin von Frankreich, Gattin des nur fünf Tage älteren Ludwig XIV., ist sie als Persönlichkeit fast vergessen. Sie führte wohl auch nur ein Schattendasein an der Seite des Sonnenkönigs, der sein privates Interesse auf Maitressen richtete.
Lapidar schreibt Voltaire:
Die Hochzeit Ludwig XIV. wurde am 9. Juni 1660 gefeiert. Maria Theresia starb im Jahre 1683. Die Historiker haben sich abgemüht, irgendetwas über sie mitzuteilen.
Als erste Tochter Philipps IV. von Spanien brauchte sie in ihrer Ehe nur zwei Zwecken zu genügen. Einen erfüllte sie rasch:
Das einzig lebende Kind aus der Ehe Ludwigs XIV. war der Dauphin Ludwig (…)
(Voltaire).
Der andere war auf Langzeitwirkung geplant: Als wichtigste Ehebedingung war ihr Verzicht auf Erbansprüche ausgehandelt worden, dafür sollte Spanien eine Mitgift stellen. Die Zahlungen wurden jedoch nicht geleistet und zunächst auch nicht angefordert.
Als aber Philipp IV. starb, erhob Ludwig XIV. Ansprüche auf Gebiete, die er sich im sog. Devolutionskrieg (1665-68) durch Einfall in die spanischen Niederlande gewaltsam holen wollte. Auf den Feldzügen musste ihn die Königin begleiten. Im Frieden von Aachen erhielt er die Städte Lille und Dünkirchen zugesprochen. Damit hatte die Ehe Maria Theresias auch ihren politischen „Sinn“ erfüllt. Fortan führte sie ein Leben religiöser Übungen.
In den zahlreichen Biographien Ludwigs XIV. gibt Maria Theresia oft nur eine Notiz ab. Sie wird allgemein als langweilig geschildert, womit sie sozusagen selber an der mangelnden Zuneigung des Königs schuld sei. Gerechter ist Voltaire, indem er zumindest einer Ursache ihrer Unpräsenz auf den Grund geht:
Man hat erzählt, als eine Nonne sie gefragt habe ob sie nicht den jungen Leuten am Hofe ihres königlichen Vaters zu gefallen gesucht hätte, habe sie erwidert: ‚Nein – es waren keine Könige darunter.‘ Man nennt diese Nonne nicht: dieselbe wäre mehr als vorlaut gewesen. Die Infantinnen durften überhaupt mit keinem jungen Manne am Hofe reden (…)
Und Voltaire schließt mit einer Bemerkung, die von seinem Bemühen um historisches Denken zeugt:
Die meisten Geschichtsschreiber lassen die fürstlichen Personen Dinge sagen, die sie weder gesagt haben noch sagen durften.
(Text von 1987)
Verfasserin: Karsten Bartels
Literatur & Quellen
Craveri, Benedetta. 2005. Amanti e regine. Il potere delle donne. Adelphi. Aus dem Italienischen (La collana dei casi 63: Königinnen und Mätressen. Die Macht der Frauen – von Katharina de' Medici bis Marie Antoinette. Hanser, München 2008.
Gadda, Carlo Emilio. 1966. Frankreichs Ludwige. Aus dem Italienischen von Toni Kienlechner. München. Piper.
Hanken, Caroline. 1996. Vom König geküsst: Das Leben der großen Mätressen. Aus dem Niederländ. von Christiane Kuby. Berlin. Berlin Verlag.
Leitner, Thea. 1887. Habsburgs verkaufte Töchter, Wien: Carl Ueberreuter, München. Piper.
Mettra, Claude. 1969. Die Bourbonen. Aus dem Frz. von Harry Kahn. Lausanne. Editions Rencontre.
Sieburg, Friedrich. 1953. Kleine Geschichte Frankreichs. Frankfurt/M. Heinrich Scheffler.
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