geboren am 27. September 1965 in Hannover
deutsche Schauspielerin, Drehbuchschreiberin und Regisseurin
55. Geburtstag am 27. September 2020
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
»Ich glaube an die Macht solcher Momente«, sagt Maria Schrader über ihre erste Begegnung mit Zeruya Shalevs Roman »Liebesleben«. Eigentlich hatte sie das Angebot, die israelische Schriftstellerin auf ihrer ersten Lesereise durch Deutschland und die Schweiz zu begleiten, ablehnen wollen. Dann aber konnte sie sich – wie Millionen LeserInnen, unter ihnen Literaturpapst Reich-Ranicki – dem Sog von »Liebesleben« nicht entziehen und wurde, im doppelten Sinne, zu Shalevs deutscher Stimme. Seit ihrer ersten Begegnung im Jahr 2000 lasen die beiden Frauen »in so gut wie jeder deutschen Stadt« – die Autorin den hebräischen Originaltext, die Schauspielerin die deutsche Übersetzung. Und Maria Schrader wagte sich mit der Verfilmung des Romans an ihre erste eigenständige Regiearbeit.
Der Film erzählt, eingetaucht in das flirrende israelische Wüstenlicht, eine schier unerträgliche Liebesgeschichte: die junge Religionswissenschaftlerin Ja’ara verfällt einem Freund ihres Vaters, dem vom Leben und allen Gefühlen angeödeten Arie, der sie fasziniert, abstößt, demütigt. Was sich anhört, wie eine Altmännerphantasie – Liebe durch Unterwerfung – wird zur Geschichte einer Selbstfindung, der Befreiung der jungen Frau aus ihrer langweilig-glücklichen Ehe und einer dunklen Familienvergangenheit, die sie gefangen hält, ohne dass sie es weiß. Maria Schrader gelingt mit dem Film, für den sie zusammen mit Co-Autorin Laila Stieler auch das Drehbuch verfasste, ein seltener Wurf: Er entfernt sich in vielen Details sehr weit vom Roman und entwickelt doch eine ebensolche, ganz eigene Intensität. Zeruya Shalev – auch das ist selten – war begeistert von der Umsetzung ihres Buches.
»Liebesleben« kam Ende 2007 in die deutschen Kinos. Bis dahin war Maria Schrader vor allem als Schauspielerin, als »eines der interessantesten Gesichter des neuen deutschen Films« bekannt gewesen. Geboren 1965 in Hannover, wurde sie schon früh in ihrer Heimatstadt entdeckt. Als 15-Jährige stand sie am dortigen Schauspielhaus bereits auf der Bühne. Ihre Eltern – die Mutter Bildhauerin, der Vater Maler – unterstützten ihre künstlerischen Ambitionen auch noch, als sie mit 18, statt Abitur zu machen, eine Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien begann.
Nach verschiedenen Theaterengagements startete sie mit 23 Jahren ihre Filmkarriere – zunächst arbeitete sie v.a. mit Dani Levy, mit dem sie seit 1988 in Berlin lebte, Drehbücher schrieb und vor der Kamera stand. Für »I was on Mars« erhielt sie 1992 den Max-Ophüls-Preis als beste deutsche Nachwuchsdarstellerin, mit der Rolle der Fanny Fink in der Komödie »Keiner liebt mich« (1994) begann ihre Zusammenarbeit mit Doris Dörrie.
Nachdem sie zunächst schüchterne oder selbstbewusste, immer unkonventionelle, manchmal etwas verrückte junge Frauen spielte, wurde sie später durch einige große Rollen »die Jüdin vom Dienst«, wie sie selber in einem Interview sagte. Im Thriller »Meschugge« (1998) spielte sie die deutsch-amerikanische Jüdin Lena Katz. In Max Färberböcks »Aimée und Jaguar« übernahm sie die Rolle der Felice Schragenheim, die sich während des Krieges in Lilly Wust, Mutter von vier Kindern und Anhängerin der Nazis verliebt – Maria Schrader und Juliane Köhler erhielten für ihre leidenschaftliche Darstellung der historisch belegten Liebesgeschichte den Silbernen Bären bei der Berlinale 1999. In Margarethe von Trottas »Rosenstraße« spielte sie die Amerikanerin Hannah, die die Inhaftierung jüdischer Ehepartner aus sogenannten »Mischehen« in der Berliner Rosenstraße als Teil ihrer Familiengeschichte entdeckt.
Neben ihrer intensiven Filmarbeit (jedes Jahr dreht sie mindestens ein bis zwei Kino- oder Fernsehfilme) steht Maria Schrader auch weiterhin regelmäßig auf der Theaterbühne, zuletzt in Medea am Kölner Schauspielhaus (2008). Da nimmt sie zu den Proben auch schon mal ihre Tochter mit, die sie 1998 in ihrer Beziehung mit dem Regisseur Rainer Kaufmann zur Welt brachte und mit der sie normalerweise in Berlin lebt.
2020 übernimmt Schrader die Regie der Netflix-Miniserie Unorthodox, die auf der gleichnamigen Buchvorlage von Deborah Feldman basiert. Dafür bekommt sie den Emmy für Outstanding Directing for a Limited Series or Movie.
Verfasserin: Andrea Schweers
Zitate
Ich behaupte, dass man sich am Set beim gemeinsamen Spielen schneller und intensiver kennen lernt, als dies in anderen Beziehungen oder Berufen möglich ist. Es ist eine sehr persönliche Arbeit, besonders bei einem Film wie ›Väter‹.
(Maria Schrader, gefunden hier)
Es gehört Mut dazu, seine Bedürfnisse auszusprechen. Frauen halten lieber den Mund, außerdem haben sie einen hohen Anspruch an sich selbst.
(Maria Schrader, gefunden hier)
Links
Encke, Julia (2007): Doppel-Interview »Liebesleben«: »Es gibt archaische Sehnsüchte in uns«. Interview mit Maria Schrader und Zeruya Shalev. Mit Fotos und Video. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 07.10.2007, Nr. 40 / Seite 54. (Link aufrufen)
filmportal.de: Maria Schrader. Biografie, Filmografie, Bilder, Interview. DIF. (Link aufrufen)
Internet Movie Database: Maria Schrader. Filmografie, biografische Angaben, Fotos, Diskussion. (Link aufrufen)
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Schrader, Maria, 1965-. Medien von und über Maria Schrader. (Link aufrufen)
Krekeler, Elmar (2007): Kino: Maria Schrader lässt in »Liebesleben« nichts aus. In: Welt online, 7. November 2007. (Link aufrufen)
Maria Schrader und Dani Levy im Cinema-Interview. Über den Film »Meschugge« und die Beziehung Schrader-Levi, persönlich und berührend. (Link aufrufen)
Oehlen, Martin (2008): Es lebe Richard Yates! Über eine Veranstaltung auf der lit.Cologne 2008 mit Roger Willemsen, Maria Schrader und Joachim Król (siehe auch bei den Hörbüchern!). Kölner Stadt-Anzeiger. (Link aufrufen)
prisma.de: Maria Schrader. Biografie mit Links und Foto. (Link aufrufen)
ProSieben Online: Stardatenbank. Schrader Maria. Biografie, Filmografie (unvollständig). (Link aufrufen)
Schmetz, Jenny (2008): Die Schlacht der großen Gefühle. Theaterkritik zu »Das goldene Vlies«. In: Aachener Nachrichten vom 13.05.2008. (Link aufrufen)
WDR 2 (2008): Zwei am Sonntag - Maria Schrader. Audio-Beitrag »Mit Maria Schrader im Paternoster« (6:46 min), Fotos. Westdeutscher Rundfunk. (Link aufrufen)
Wind, Annika: Stärke durch Schwäche. Maria Schrader verfilmt »Liebesleben«. wortgestoeber.de. (Link aufrufen)
YouTube: Maria Schrader. Videos. (Link aufrufen)
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Literatur & Quellen
Abel, Kenneth (1999): Meschugge. Der Roman zum Film von Dani Levi und Maria Schrader. Mit einem Interview mit den Filmemachern von Michael Töteberg. Ins Deutsche übersetzt von Jürgen Bürger. Reinbek bei Hamburg. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag (rororo-Thriller; rororo, 43363). ISBN 3-499-43363-X. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Berger, Thomas (2002): Operation Rubikon. TV-Thriller (zweiteilig). 200 min. Mit Maria Schrader, Hilmar Thate, Martin Feifel und Jörg Schüttauf. Deutschland. Süddeutsche Zeitung. DVD-Video (2008). (Suchen bei Amazon)
Böhlich, Bernd (1997): Der Kindermord. Thriller. 90 min. Mit Maria Schrader und Jürgen Vogel. Deutschland. Best Entertainment. DVD-Video (2005). (Suchen bei Amazon)
Buch, Franziska (2001): Emil und die Detektive. Spielfim nach einem Buch von Erich Kästner. 85 min. Mit Tobias Retzlaff, Antje Sommavilla, Jürgen Vogel und Maria Schrader. Deutschland. Atlas Film. DVD-Video (2001). (Suchen bei Amazon)
Chevalier, Tracy (2004): Das Mädchen mit dem Perlenohrring. Bearbeitete Hörfassung, ca. 480 min. Gesprochen von Stefanie Stappenbeck und Maria Schrader. München. Ullstein. 5 Audio-CDs. ISBN 3-550-09111-7. (Suchen bei Amazon | Eurobuch)
Dem Vergessen entrissen – eine Hommage an Richard Yates. Live-Mitschnitt von der Lit.Cologne 2008 (2008). Mit Joachim Król, Maria Schrader und Roger Willemsen. Aus dem am. Englisch von Hans Wolf und Anette Grube. Hamburg. Random House Audio; Edel Distribution GmbH Vertrieb. Audio-CD. ISBN 978-3-86604-930-7. (Suchen bei Amazon | Eurobuch)
Dörrie, Doris (1994): Keiner liebt mich. Spielfilm nach einer Kurzgeschichte von Doris Dörrie. 100 min. Mit Maria Schrader, Pierre Sanoussi-Bliss und Michael von Au. Deutschland. Eurovideo. DVD-Video (2001). (Suchen bei Amazon)
Dörrie, Doris (1998): Bin ich schön? Spielfilm. 111 min. Mit Franka Potente, Joachim Król, Maria Schrader, Iris Berben, Heike Makatsch und Uwe Ochsenknecht. Deutschland. Highlight. DVD-Video (2006). (Suchen bei Amazon)
Färberböck, Max (1999): Aimée & Jaguar. Eine Liebe größer als der Tod. Spielfilm nach einem Buch von Erica Fischer. 181 min. Mit Maria Schrader, Juliane Köhler und Heike Makatsch. Deutschland. Universum Film. DVD-Video (2000). (Suchen bei Amazon)
Flicker, Florian (1993): Halbe Welt. Science-Fiction-Spielfilm. 83 min. Mit Rainer Egger, Dani Levy, Mercedes Echerer und Maria Schrader. Österreich. Hoanzl Vertrieb. DVD-Video (1992). (Suchen bei Amazon)
Geissendörfer, Hans W. (2005): Schneeland. Spielfilm. 136 min. Mit Julia Jentsch, Thomas Kretschmann, Maria Schrader und Ulrich Mühe. Deutschland. Arthaus. DVD-Video (2005). (Suchen bei Amazon)
Kafka, Katze, Kakerlake & Co. Tiere im Text (2008). Mit Maria Schrader, Richy Müller und Gustav P. Wöhler. Köln. Random House Audio. Audio-CD. ISBN 978-3-86604-977-2. (Suchen bei Amazon | Eurobuch)
Kraume, Lars (2001): Viktor Vogel – Commercial Man. Spielfilm. 104 min. Mit Alexander Scheer, Götz George, Chulpan Khamatova und Maria Schrader. Deutschland. Columbia TriStar Home Entertainment. DVD-Video (2001). (Suchen bei Amazon)
Lenssen, Claudia (1997): Blaue Augen, blauer Fleck. Kino im Wandel von der Diva zum Girlie. Zarah Leander, Elizabeth Taylor, Rita Tushingham, Angelica Domröse, Lori Petty, Maria Schrader. Ausstellungs-Begleitbuch. Herausgegeben vom Filmmuseum Potsdam. Berlin. Parthas. ISBN 3-932529-15-4. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Levy, Dani (1996): Stille Nacht. Spielfilm. 87 min. Mit Maria Schrader, Jürgen Vogel und Mark Schlichter. Deutschland, Schweiz. Eurovideo. DVD-Video (2002). (Suchen bei Amazon)
Levy, Dani (2002): Väter. Spielfilm. 99 min. Mit Maria Schrader, Sebastian Blomberg und Ezra Valentin. Deutschland. Warner Home Video. DVD-Video (2003). (Suchen bei Amazon)
Maria Schrader liest Tatiana de Rosnay, Sarahs Schlüssel. Roman. (=Elle s'appelait Sarah) (2007). Textbearbeitung: Hannelene Limpach. Deutsch von Angelika Kaps. Steinbach sprechende Bücher. Schwäbisch Hall. Steinbach. 5 Audio-CDs. ISBN 978-3-88698-267-7. (Suchen bei Amazon | Eurobuch)
Schrader, Maria (2007): Liebesleben. Spielfilm nach dem Buch von Zeruyah Shalev. 109 min. Mit Neta Garty und Rade Serbedzija. Deutschland, Israel. Warner Home Video. DVD-Video (2008). (Suchen bei Amazon)
Schrader, Maria; Shalev, Zeruya (2007): Liebesleben. Der Film. Berlin. Berliner Taschenbuch-Verlag (BvT, 0451). ISBN 978-3-8333-0451-4. (Suchen bei Amazon | Eurobuch | WorldCat)
Timm, Uwe (2008): Halbschatten. Gesprochen von Matthias Brandt und Maria Schrader. Köln. Random House Audio. 6 Audio-CDs. ISBN 978-3-86604-935-2. (Suchen bei Amazon | Eurobuch)
Trotta, Margarethe von (2003): Rosenstraße. Spielfilm. 130 min. Mit Katja Riemann, Maria Schrader und Jürgen Vogel. Deutschland, Niederlande. Concorde Home Entertainment. DVD-Video (2004). (Suchen bei Amazon)
Bildquellen
DasErste.de Der Hörverlag Deutsche Welle kino-news.de players.de Salzburg.com Westdeutscher Rundfunk
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