(Margaret Hookham [Geburtsname], genannt »Peggy«; Margot Fonteyn de Arias [Ehename]; Dame Margot Fonteyn)
geboren am 18. Mai 1919 in Reigate/Surrey
gestorben am 21. Februar 1991 in Panama-City
englische Tänzerin
35. Todestag am 18. Mai 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Kaum eine andere Tänzerin kann auf eine so außergewöhnlich lange und erfolgreiche Karriere zurückblicken wie Margot Fonteyn, die als Primaballerina assoluta des britischen Nationalballetts dessen Stil entscheidend mitprägte. Geboren als Margaret »Peggy« Hookham ist sie, wie sie später in ihren Memoiren feststellt, eine glückliche Mischung ihrer impulsiven irisch-brasilianischen Mutter und ihres tüftlerischen englischen Vaters. Bereits mit vier fängt sie an zu tanzen und hat, bis sie im Alter von acht Jahren England verlässt, schon einige Prüfungen der Royal Academy of Dancing mit Auszeichnung absolviert.
1927 tritt ihr Vater eine Stelle in China an, ein mehrjähriges Reiseleben beginnt – Amerika, Singapur, Shanghai und immer wieder England. Als ihre Mutter die vierzehnjährige Peggy zur Tanzausbildung nach London zurückbringt, erscheint die Ballettschule des Sadler's Wells Theatre am erfolgversprechendsten. Dort verschafft die Förderung durch Ninette de Valois, Tänzerin, Choreographin und Direktorin der Schule, Fonteyn ein besonders hartes Training, an dessen eiserne Disziplin sie sich erst gewöhnen muss. Sie kann bald erste Bühnenerfahrung sammeln und wird zunehmend mit den Hauptpartien der großen klassischen Ballette betraut.
Frederick Ashton, der später für Fonteyn viele ihrer schönsten Rollen schuf, verzweifelte anfangs fast an dem »eigensinnigen Kind«: Fonteyn begriff mit ihrem scharfen Verstand zwar rasch die Choreographie, ihre Darstellung entsprach aber erst ganz den Intentionen des Choreographen, wenn sie sie tatsächlich verinnerlicht hatte. Das konnte zwei Jahre dauern. Diese Echtheit der Gefühle und das Aufgehen Fonteyns in der jeweiligen Rolle befähigten sie, noch als reife Frau die 16-jährige Aurora in Dornröschen oder die Julia aus Romeo und Julia glaubhaft zu verkörpern.
Fonteyn gehört zu den lyrischen Tänzerinnen, hochmusikalisch, mit vollendeter Harmonie ihrer Bewegungen – elegant, leicht und schwerelos, ganz gleich welche artistische Pose sie auf Spitze meistert. Sie besitzt eine sympathische Ausstrahlung, natürlichen Charme, Humor und für eine Primaballerina erstaunliche Bescheidenheit.
In den 1960er und 1970er Jahren werden sie und der junge russische Tänzer Nurejew zum Traumpaar: der wilde, temperamentvolle Tatar und die kühle, lyrische, englische Ballerina bestechen mit einer fast schlafwandlerischen Übereinstimmung ihrer Bewegungen und Bühnenpräsenz. Höhepunkte sind das extra für sie von Ashton choreographierte Ballett Marguerite and Armand (basierend auf dem Stoff der Kameliendame), Schwanensee und besonders Romeo und Julia.
Nurejew kam gerade zur rechten Zeit, denn in den 1950er Jahren hatte Fonteyn verletzungs- und krankheitsbedingt einige Krisen zu meistern und dachte zum ersten Mal an ein Ende ihrer Karriere. Beide beeinflussten sich gegenseitig: Fonteyns Tanz gewann an Aggressivität und Brillanz, Nurejew profitierte von ihrer enormen Erfahrung und Bühnensicherheit.
1937 lernt Fonteyn den aus einer alten panamaischen Politikerfamilie stammenden Jurastudenten Roberto Arias kennen und lieben. Das Paar verliert sich jedoch aus den Augen und erst 1953 – Arias ist inzwischen verheiratet und hat drei Kinder – treffen sie sich in New York wieder. Die alte Seelenverwandtschaft flammt erneut auf, und nach seiner Scheidung heiraten sie 1955 in Paris.
Vier Jahre später geraten beide in die Schlagzeilen, als Arias versucht, die seiner Meinung nach korrupte panamaische Regierung zu stürzen. Der Versuch misslingt und die eher zufällig anwesende Fonteyn verbringt eine Nacht im Gefängnis, ehe man sie nach Amerika abschiebt.
Arias kann bald wieder am politischen Leben Panamas teilnehmen, was ihm 1964 zum Verhängnis wird: nach einem Attentat bleibt er für den Rest seines Lebens gelähmt. Auch aus finanziellen Gründen übt Fonteyn weiterhin ihren Beruf aus und lebt erst nach ihrem Rücktritt mit 60 Jahren (!) sehr zurückgezogen bei ihrem Mann in Panama, wo sie 1991 an Krebs stirbt.
Text von 1999
Verfasserin: Adriane von Hoop
Zitate
Ich war überrascht über den starken Eindruck, den ihre Darbietung auf mich machte. Ich musste einfach weinen [...], und dies ist ein merkwürdiges Erlebnis für eine professionelle Tänzerin, die Schwanensee schon Hunderte Male gesehen und selber getanzt hat.
(Natalia Makarova, Tänzerin des Kirov-Balletts)
Meine Tage glichen Zusammensetzspielen aus Proben, Besuchen, Interviews, Fotoaufnahmen, Besprechungen an der Royal Academy of Dancing, Empfängen und Diners ... Mitte März reiste ich für ein verlängertes Wochenende nach Panama; am Dienstag flog ich wieder ab, um rechtzeitig zur Aufführung von Un-dine am Donnerstag zurück zu sein. In der folgenden-Woche tanzte ich Undine am Dienstag, verbrachte den Mittwoch zusammen mit Tito in Paris und tanzte Freitag in London Dornröschen ...
(Margot Fonteyn in ihrer Autobiographie)
Links
Anderson, Jack: Margot Fonteyn Dead at 71; Ballerina Redefined Her Art. New York Times, February 22, 1991.
Online verfügbar unter http://www.nytimes.com/1991/02/22/obituaries/margot-fonteyn-dead-at-71-ballerina-redefined-her-art.html?pagewanted=all, zuletzt geprüft am 03.05.2019.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6hoPwL38d.
Dörrzapf, Anke (2006): Die Tänzerin und der Playboy. In: P.M. Biographie, 1/2006.
Online verfügbar unter http://www.plan17.de/autoren/doerrzapf/leseproben/die-t-auml-nzerin-und-der-playboy/, zuletzt geprüft am 03.05.2019.
WebCite®-Archivfassung: http://www.webcitation.org/6h3rM3DOF.
Getty Images: Margot Fonteyn Bilder Und Fotos.
Online verfügbar unter www.gettyimages.de/fotos/margot-fonteyn, zuletzt geprüft am 03.05.2019.
Internet Movie Database: Margot Fonteyn.
Online verfügbar unter http://www.imdb.com/name/nm0284839/?ref_=fn_al_nm_1, zuletzt geprüft am 03.05.2019.
Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: Margot Fonteyn. Publikationen.
Online verfügbar unter https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118534270, zuletzt geprüft am 03.05.2019.
National Portrait Gallery: Margot Fonteyn (1919-1991), Ballet dancer ; Dame Margot Fonteyn ; Sitter in 46 portraits.
Online verfügbar unter http://www.npg.org.uk/collections/search/person/mp05291/dame-margot-fonteyn, zuletzt geprüft am 03.05.2019.
Royal Academy of Dance: Margot Fonteyn Collection.
Online verfügbar unter https://www.royalacademyofdance.org/margot-fonteyn-collection/, zuletzt geprüft am 03.05.2019.
Rudolf Nureyev Foundation: Nureyev meets Margot Fonteyn.
Online verfügbar unter http://www.nureyev.org/rudolf-nureyev-biography-margot-fonteyn/, zuletzt geprüft am 03.05.2019.
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Online verfügbar unter http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/margot-fonteyn-ballaballerina-1979668.html, zuletzt geprüft am 03.05.2019.
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Literatur & Quellen
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Claid, Emilyn (2006): Yes? No! Maybe… Seductive Ambiguity in Dance. Online-Ausg. Florence. Taylor and Francis. (EBL-Schweitzer) ISBN 978-0-203-96950-2. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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Fonteyn, Margot (1976): Die zertanzten Schuhe. Geschichte meines Lebens. (=Autobiography) Übersetzt von Rolf Soellner. Im Text ungekürzte Ausg., 3. Aufl., 18. - 23. Tsd. München. Dt. Taschenbuch-Verl.; Deutscher Taschenbuch-Verlag. 1983 (dtv, 1721) ISBN 3-423-01721-X. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Fonteyn, Margot (1984): Pavlova. Impressions. London. Weidenfeld and Nicolson. ISBN 0-297-78454-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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Franchi, Cristina (Hg.) (2004): Margot Fonteyn. Prima ballerina assoluta of the Royal Ballet. London. Oberon Books. ISBN 1-84002-460-7. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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Moritz, Reiner E. (2014): A history of dance on screen. DVD. Halle (Saale). Arthaus Musik. ISBN 978-3-86923-156-3. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
Sebba, Anne (1983): Margot Fonteyn. London. MacRae. (Blackbird series) ISBN 0-86203-118-4. (Amazon-Suche | Eurobuch-Suche | WorldCat-Suche)
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