(Margarethe (Grete) Trakl, verh. Langen)
geboren am 8. August 1892 in Salzburg
gestorben am 21. November 1917 in Berlin
österreichische Pianistin; Schwester von Georg Trakl
105. Todestag am 21. November 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Das kurze, tragische Leben der Margarethe Trakl ist schnell erzählt. Aus wohlhabender Kaufmannsfamilie stammend, musikalisch hochbegabt, wird sie mit 17 Jahren nach Wien geschickt und geht kurz darauf nach Berlin, um sich zur Konzertpianistin ausbilden zu lassen. Sie heiratet 1912 einen um Jahrzehnte älteren Mann, von dem sie bald geschieden ist. Während einer heiteren Abendgesellschaft geht sie in ein Nebenzimmer und erschießt sich.
Margarethe Trakl ist uns als “Mönchin”, “Jünglingin”, “Fremdlingin” und “Schwester” aus dem dichterischen Werk ihres fünf Jahre älteren Bruders Georg bekannt. Schon in der Kindheit erfaßt die Geschwister eine starke gegenseitige Zuneigung. Sie sehen einander so ähnlich, als ob sie eine einzige Person in zwei Gestalten wären. Ist der Bruder scheu und empfindlich, so ist die Schwester heftig und unbezähmbar; sie sind ein androgynes Wesen, das an den Mythos vom Kugelmenschen in Platons Gastmahl erinnert:
...Nachdem nun die Gestalt entzweigeschnitten war, sehnte sich jedes nach seiner anderen Hälfte, und so kamen sie zusammen, umfaßten sich mit den Armen und schlangen sich ineinander, und über dem Begehren zusammenzuwachsen starben sie aus Hunger ...
Die Geschwisterliebe umschattet beider Leben. Georg hat als Apotheker Zugang zu Drogen; sie nehmen Rauschgift, sicher auch um ihre Gefühle der Verzweiflung und Schuld zu betäuben. Margarethe wird süchtig. Zwei Entziehungskuren bewirken nichts. Ihre Drogensucht wird zur Tragödie der Geschwister.
1914 wird Georg eingezogen. Überwältigt von den Greueln des Krieges, nimmt er sich 27jährig das Leben durch eine Überdosis Kokain. “Furchtbar ist der Tod meines Bruders, Gott gebe mir bald die Erlösung, auf die ich harre”, schreibt Margarethe an einen Freund. Sie überlebt den Bruder um drei Jahre.
(Text von 1991)
Verfasserin: Sibylle Duda
Zitate
O das Wohnen in der Stille des dämmernden Gartens,
Da die Augen der Schwester sich rund und dunkel im Bruder aufgetan,
Der Purpur ihrer zerbrochenen Münder
In der Kühle des Abends hinschmolz.
Herzzerreißende Stunde.(Georg Trakl)
Weh der steinernen Augen der Schwester, da beim Mahle ihr Wahnsinn auf die nächtige Stirne des Bruders trat.
(Georg Trakl)
Sie ist das schönste Mädchen und die größte Künstlerin.
(Georg Trakl)
Links
Literatur & Quellen
Basil, Otto. 1965. Georg Trakl in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg. rororo monographie 106.
Chiu, Charles S. 1994. Frauen im Schatten. Wien. J und V.
Erinnerungen an Georg Trakl: Zeugnisse und Briefe. 1966. 3., erw. Aufl. Salzburg. Otto Müller.
Grieser, Dietmar. 1989. “Geliebter Dämon: Georg und Margarethe Trakl”, in ders. 1989. Eine Liebe in Wien. St. Pölten; Wien. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus. S. 178-86.
Schünemann, Peter. 1988. Autorenbücher. Georg Trakl. München. Beck.
Trakl, Georg. 1987. 2 Bde. Historisch-kritische Ausgabe. Hgg. Walter Killy und Hans Szklenar. 2. erg. u. erw. Auflage. Dichtungen und Briefe. Salzburg. Otto Müller.
Trakl, Georg. o.J. 12. Aufl. Die Dichtungen. Salzburg. Otto Müller.
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