(geb. Zehe)
geboren am 3. August 1884 in Petersdorf bei Sagan (ehemaliges Schlesien)
gestorben am 5. Juni 1957 in Momella, Tansania
deutsch-britische Farmerin und erste professionelle Großwildjägerin Ostafrikas
140. Geburtstag am 3. August 2024
Biografie • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
„Am 5. Juni 1957 starb Margarete Trappe. … Bettlägerig geworden, hatte sie sich drei Tage lang gegen den Tod gewehrt. Während der ganzen drei Tage stand eine Elefantenherde vor dem Haus am Rande des Urwaldes. Der Leitbulle* war bis auf wenige Schritte an das Fenster ihres Sterbezimmers herangekommen. Dort verharrte er, bis Margarete gestorben war. Erst dann ging er zu den anderen zurück und führte die Herde in den Wald hinein. Margarete wurde auf der Trappe-Farm beerdigt. Am nächsten Morgen entdeckte Rolf zahllose Abdrücke riesiger Säulen rings um das Grab. Die Elefantenherde hatte in der Nacht einen letzten Besuch abgestattet. Der frisch aufgeworfene Hügel war unberührt geblieben.“(Hardy Krüger) (*Anm. der Redaktion: Es wird wohl eher eine Leitkuh gewesen sein; ElefantInnen sind matriarchalisch organisiert.)
Nicht erst in der Stunde ihres Todes wurde Margarete Trappe eine Legende. Bereits zu Lebzeiten war die mutige Pionierin in einer von Männern dominierten Welt im ostafrikanischen Tansania ein Mythos: Als „Jeyo“ (Mutter) und „Zauber-Heilerin“ für die einheimische Bevölkerung und vor allem als „weiße Jägerin“. Margarete war die erste Frau in Ostafrika, die professionell Großwild jagte und damit hauptberuflich ihr Geld verdiente. Sie veranstaltete die in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts so beliebten Safaris für ihre zahlenden Gäste in einzigartiger Weise. Dabei liebte Margarete die Natur- und Tierwelt Afrikas, besonders die Elefanten spielten eine bedeutende Rolle in ihrem außergewöhnlichen Leben. Der Mythos von Margarete Trappe – er hält bis heute in Ostafrika und über die Grenzen Ostafrikas hinaus an.
Alles begann auf einem Gutshof in Schlesien Anfang August 1884: Hier wurde Margarete Zehe als jüngstes von fünf Kindern geboren. Karl Zehe, der sich wohl einen zweiten Sohn erhofft hatte, lehrte seine Tochter Reiten, Schießen und die Natur und Tierwelt lieben und achten. Nicht gerade die typische Erziehung für ein Mädchen dieser Zeit.
Zehe vermittelte seiner Tochter außerdem eine tiefe Sehnsucht für den afrikanischen Kontinent, den sie gemeinsam bereisen wollten. Es war die Zeit der deutschen Ostafrika–Kolonisation: Zahlreiche Publikationen und Briefe von Verwandten und Freunden, die bereits ausgewandert waren, weckten den Wunsch, diese exotische Welt kennenzulernen. Zur gemeinsamen Reise kam es jedoch nicht mehr. Der unerwartete Tod des Vaters 1901 führte zum Verkauf des Gutes und Umzug mit Mutter und Schwestern in das nahegelegene kleinstädtische Sagan, eine Entwicklung, die Margaretes mutigen Wunsch, nach Afrika auszuwandern, noch verstärkte. War doch eines ihrer früheren Ziele - ein Studium der Tiermedizin – an den gesellschaftlichen Konventionen und zeitgenössischen rechtlichen Grundlagen gescheitert. Dies sollte ihr mit der Auswanderung nach Afrika nicht passieren. Margarete legte daher ihrem zukünftigen Ehemann, den sie in Sagan kennengelernt hatte, folgende Bedingung auf: Entweder er erkläre sich bereit, mit ihr nach Afrika auszuwandern oder sie heirate ihn nicht. Ulrich Trappe, Leutnant im „Reitenden Artillerie-Regiment“ in Sagan, war einverstanden. Nach anstrengenden Wochen auf See erreichte das Ehepaar Anfang des Jahres 1907 Dar es Salaam an der Küste Ostafrikas. Mit Ochsenkarren und zu Fuß zogen sie anschließend wochenlang durch das zu jener Zeit unerschlossene unwirtliche Landesinnere und fanden ungefähr 600 km von der Küste entfernt geeignetes Farmland - Ngongongare und Momella. Das Land lag in der paradiesähnlichen Gegend um Arusha am Fuße des Meru–Passes mit Blick auf den Kilimandscharo. Die Entbehrungen der vergangenen Monate hatten sich gelohnt: Margarete war in Afrika - ihr Lebenstraum war in Erfüllung gegangen. Einen Lebenstraum, den sie über jegliche Hindernisse hinweg und bis zu ihrem Tod leben sollte.
Die Anfangsjahre in der neuen Heimat waren geprägt durch den Aufbau der Farm. Sechs Monate lebte das Ehepaar im Zelt, danach in einer Hütte aus Bananenblättern. Vier Jahre später hatten sie ein festes Haus gebaut. Das Geld für den Aufbau der Farm hatte Margarete von ihrem Vater geerbt. Und ihre Arbeit zeigte schnell Erfolg: Die Trappes besaßen eine große Rinderzucht, verarbeiteten im großen Stile Milch zu Butter, ernteten und verkauften Obst, Gemüse und Blumen. Es kam aber auch immer wieder zu Rückschlägen durch die alltäglichen Herausforderungen in Afrika wie Viehdiebstähle, Seuchen und Krankheiten.
Bereits in diesen ersten Jahren erwarb sich Margarete ihren Ruf als „Jeyo“ (Mutter), „Zauber-Heilerin“ und „weiße Jägerin“. Neben der Farmarbeit und ihren drei Kindern (1909 Ursula, 1911 Ulrich, 1913 Rolf) beschäftigten sie das Wohlergehen und die medizinische Versorgung der Menschen und Tiere auf der Farm und im Umland. Bereits vor ihrer Auswanderung hatte Margarete von ihrem Schwager, einem Arzt, medizinisches Grundwissen und viel über wichtige Medikamente erfahren. Jetzt war sie fasziniert von den Kräutern, Ritualen und jahrhundertealten Heilmethoden der Massai, die sie beobachtete und lernte. Margarete ging leidenschaftlich gern auf die Jagd, war eine hervorragende Reiterin und Schützin und hatte keine Furcht vor großen Tieren. Angeblich stieg sie sogar im Laden nicht von ihrem geliebten Pferd Comet. „Noch heute gibt es (in Arusha) alte Leute, die zu berichten wissen, dass Frau Trappe selbst dann nicht vom Pferd stieg, wenn sie ihre Besorgungen machte. Sie ritt einfach in das Geschäft hinein, brachte das Pferd vor dem Ladentisch zum Stehen und gab ihre Bestellungen vom Sattel aus auf.“ (Hardy Krüger) Solche Begebenheiten erzählten sich die Menschen in Afrika gern an den Lagerfeuern und in den Farmhäusern. Margarete brachte der einheimischen Bevölkerung, die unter der deutschen Afrika-Kolonisation bereits viel Leid ertragen musste, große Achtung entgegen - eine Einstellung, die sehr ungewöhnlich für eine Weiße in der Kolonialzeit war. Trappe jagte nur nach bestimmten ethischen Grundsätzen wie „Niemals von einem Baum herab schießen, sondern jedem Tier eine Chance geben! Niemals an Wasserlöchern schießen, denn das Schöpfen im Pori ist eine heilige Handlung! Niemals ein weibliches Tier schießen, geschweige denn ein Muttertier! Niemals von einem verwundeten Tier ablassen, bis es von seinen Schmerzen erlöst ist!“
Der Ausbruch des I. Weltkrieges 1914 veränderte das Leben der Familie Trappe in Afrika ganz erheblich, denn die kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa wurden auch in Ostafrika ausgetragen. Ulrich Trappe wurde zu den kaiserlichen Schutztruppen eingezogen. Da Momella im Grenzgebiet lag, wollte Margarete ihre Herde mit über 1000 Kühen, Rindern und Zebuvieh vor den englischen Soldaten in Sicherheit bringen. Ihre drei kleinen Kinder musste sie unter der Obhut ihrer Schwester Tine zurücklassen, die bereits seit einiger Zeit mit auf der Farm lebte. Drei Monate begleitete Trappe anschließend die deutschen Schutztruppen unter dem Befehl von Paul von Lettow-Vorbeck, unterstützte sie mit Fleisch und vor allem mit frischen Pferden, die sie frech am englischen Geheimdienst vorbei manövrierte. Eine Frau im Kriegsgebiet und dazu noch eine, die den britischen Soldaten die Stirn bot: Der Spitzname „Iron Lady“ machte schnell die Runde. Als Trappe endlich zu ihren Kindern nach Momella zurückkehren konnte, war ihre Farm zerstört, ihre Ersparnisse auf der Bank von der britischen Regierung beschlagnahmt. Da Margarete kein Geld mehr hatte, begann sie jetzt mit ihrer Jagdleidenschaft Geld zu verdienen. Sie jagte und verkaufte Tiere nach Auftrag. Auch als Wilddiebin hielt sie aber an den ethischen Grundsätzen ihrer Jagd fest. Die britischen Besatzer bekamen schließlich Wind von der Sache. Sie nutzten Margaretes Fähigkeiten und ihr Wissen und stellten sie für ein festes Gehalt als Wildhüterin an. Damit waren ihre Geldsorgen vorerst behoben. Nach Ende des I. Weltkrieges verlor Deutschland die afrikanischen Kolonien. 1920 wurde Margarete Trappe enteignet und musste nach dreizehn Jahren harter Arbeit ihre geliebten Farmen und Afrika verlassen.
Fünf Jahre dauerte das Exil in Deutschland, dann kehrten Margarete und ihr Mann mit Hilfe britischer Pässe nach Afrika zurück. Ngongongare war verloren, aber Momella konnte zurückerworben und wieder aufgebaut werden. 1926 wurde Tochter Rosi geboren. Um ihren Tag der Geburt rankt sich eine besondere Legende, die nachhaltig Margaretes Beziehung zu Elefanten prägen sollte: Während der Geburt im Zelt hielt sich eine Elefantenherde ganz in der Nähe auf. Beim ersten Laut der neugeborenen Rosi hoben die Elefanten ihre Rüssel und stimmten trompetend in das Geschrei des Babys mit ein. Von nun an durften sich die Elefanten auf Momella ungehindert aufhalten und alles abfressen, was sie finden konnten. Doch auch die Geburt der Tochter konnte die Entfremdung des Ehepaares durch die ständigen finanziellen Probleme, die häufigen langen Trennungen und den Krieg und seine Folgen nicht aufhalten: 1928 wurde die Ehe der Trappes geschieden. Eine geschiedene Frau - in Europa zu dieser Zeit noch ein Stigma mit gesellschaftlichen Folgen – war in Afrika das Geringste aller Probleme und bedeutete für Margarete einen nächsten und finanziell notwendigen Schritt auf ihrem beruflichen Weg. Um ihre Farm zu finanzieren und ihre Familie durchzubringen, leitete Margarete jetzt vor allem Safaris für jagdbegeisterte Europäer und berühmte Persönlichkeiten. Das Besondere an ihren Safaris war, dass sie ihre ethischen Grundsätze der Jagd an ihre Kunden weitergab: Margarete verpflichtete ihre zahlenden Gäste, die Tiere erst respektvoll zu beoachten und geduldig abzuwarten und nicht einfach hinaus in den Busch zu gehen und wahllos irgendein Tier abzuschießen. Dies war der Zeitpunkt, als sie die erste professionelle Vollzeit-Großwildjägerin wurde – auch wenn es weitere bedeutende Frauen und Jägerinnen in Afrika gegeben hatte: Sie war die erste Frau ihrer Zeit, die sich als „white huntress“ ihr Geld verdiente, eine Familie ernährte und ein großes Anwesen unterhielt.
Der Ausbruch des II. Weltkrieges im September 1939 hatte ebenso wie der I. Weltkrieg gravierende Folgen für Margarete und ihre Familie. Die Kinder, die alle nicht über einen englischen Pass verfügten, und Margaretes Schwester Tine wurden bald in verschiedenen Camps interniert, schließlich auch Margarete selbst - der englische Pass hatte als Schutz nicht mehr ausgereicht. Im Februar 1943 konnte Margarete nach Momella zurückkehren. Mit sechzig Jahren begann sie zum dritten Mal ihre heruntergekommene Farm wiederaufzubauen. Ihr Hausrat und das Vieh waren zwangsversteigert worden, Geld war wiederum keines mehr vorhanden. Doch damit nicht genug: Nach Kriegsende sollte die gesamte Familie Trappe aus dem Land gewiesen werden. Einflussreiche englische Freunde konnten diesen erneuten Schicksalsschlag jedoch abwenden.
Margarete Trappe hatte inzwischen kein Interesse mehr daran, Großwildsafaris zu führen oder selbst zu jagen. Sie setzte sich stattdessen noch mehr für den Schutz der Natur und der Wildtiere in Tansania ein. Aufgrund ihrer profunden Kenntnisse auf diesem Gebiet nahm sie jetzt Aufträge für Foto- und Filmsafaris zahlender Gäste an. Margaretes Sohn Rolf und seine Frau Halinka unterstützten sie fortan bei der Leitung der Farm. So lebte Margarete Trappe ihren Traum von Afrika, bis sie am 5. Juni 1957 im Alter von 73 Jahren in ihrem geliebten Land starb.
Die Farm Momella wurde in den 60er Jahren als Schauplatz des Filmes „Hatari“ mit Hardy Krüger und John Wayne in den Hauptrollen berühmt. Krüger kaufte die Farm von Rolf Trappe und wandelte sie in ein Busch-Hotel um. Heute ist das Gebiet Teil des Arusha Nationalparks. Einige Gebäude der Farm werden mittlerweile wieder als Hotel betrieben. Die Kinder und Enkel Margaretes lebten und leben teilweise in ihrer Tradition der „white hunter“ in Ostafrika fort und halten die Erinnerung an sie am Leben.
Das Leben von Margarete Trappe wurde 2007 vom ZDF verfilmt.
Verfasserin: Claudia Diekmann
Links
- http://www.hatarilodge.de/en/margarete-trappe.php vom 20.06.2014
- www.afrikaroman.de/buch/special07/momella.php vom 20.06.2014
- http://www.welt.de/kultur/article702739/Grenzenlose-Freiheit-am-Fuss-des-Kilimandscharo.html vom 05.07.2014
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Literatur & Quellen
Ackermann, Rolf: Die weiße Jägerin. München 2005. (Romanbiografie)
Capstick, Fiona Claire: Between Two Fires. The African Saga of Margarete Trappe. Johannesburg 2011.
Krüger, Hardy: Eine Farm in Afrika. Köln 2003.
Von Lettow-Vorbeck, Gerd: Am Fuße des Meru. Das Leben von Margarete Trappe, Afrikas großer Jägerin. Hamburg 1957.
DVD: Hatari! Paramount Pictures, 1961. Momella. Eine Farm in Afrika. ZDF, 2007.
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