Biographien Margarete Schweikert
(Margarete Schweikert, verh. Voigt)
geboren am 16. Februar 1887 in Karlsruhe
gestorben am 13. März 1957 in Karlsruhe
deutsche Komponistin, Geigerin, Musikpädagogin, Musikkritikerin und Konzertveranstalterin
65. Todestag am 13. März 2022
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Margarete Schweikert wurde am 16. Februar 1887 in Karlsruhe geboren. Sie blieb das einzige Kind ihrer Eltern Luise geb. Petry und Friedrich Schweikert. Der Vater, Angestellter einer Versicherung, gab Margarete ersten Violinunterricht. Die Großmutter und Tante Emilie führten das Juweliergeschäft Jakob Petry der mütterlichen Familie - die resoluten, tatkräftigen Frauen der Petrys sorgten für den Wohlstand der Familie. Theodor Munz, der vor der Jahrhundertwende sein eigenes Konservatorium gründete, erteilte Margarete ersten regulären Klavierunterricht. Mit zwölf Jahren schrieb sie ihr erstes Lied, mit vierzehn ging sie zugunsten einer gründlichen musikalischen Ausbildung von der Höheren Töchterschule ab. Ab dem Schuljahr 1898/99 besuchte Margarete als eine der ersten Schülerinnen das Munzsche Konservatorium in Karlsruhe. Bis 1905/06 erhielt sie dort eine breite musikalische Ausbildung in den Fächern Violine, Klavier, Komposition und vielleicht auch Gesang. 1906 wurde ihr 57. Psalm für Soli, Chor und Orchester am 14. Juli in einem Schülerkonzert des Munzschen Konservatoriums erstmals aufgeführt und im Februar 1907 in Anwesenheit von Großherzog Friedrich I. und Großherzogin Luise von Baden wiederholt. Am Badischen Konservatorium, dem Vorläufer der Badischen Hochschule für Musik, wurde Margarete Schweikert ab dem Schuljahr 1906/07 in den Fächern Violine und Musiktheorie und Komposition ausgebildet. Zum 21. Geburtstag im Jahr 1908 ließ sie sich von ihren Eltern statt der für junge Frauen üblichen Aussteuer eine wertvolle Geige schenken, mit der sie konzertieren konnte. Während ihrer Studienjahre begann Schweikert, in Karlsruhe als Geigerin aufzutreten. Gerne kombinierte sie dabei anspruchsvolle Geigenliteratur mit eigenen Liedern, oft übernahm sie den Klavierpart selbst: Die Entscheidung für die Spezialisierung als Liedkomponistin fiel also schon früh. Zum Wintersemester 1912/1913 setzte Schweikert ihre Studien in Stuttgart privat fort. Ihre Lehrer waren Carl Wendling im Fach Geige und Joseph Haas, ein Schüler Max Regers, im Fach Komposition; beide unterrichteten am dortigen Königlichen Konservatorium. Zu dieser Zeit erweiterte Margarete Schweikert ihren Aktionsradius als Geigerin und Komponistin auf ganz Süddeutschland.
Nicht überall stieß sie auf Wohlwollen: Immer wieder wurde ihr von Rezensenten bescheinigt, dass das Komponieren nicht in der Natur der Frau läge und dass ihr schöpferisches Ingenium allenfalls für Lieder ausreiche. 1912 wurde ihre erste Liedersammlung, die Sechs Lieder für eine Singstimme und Klavier gedruckt, 1913 das Singspiel für Kinder Der Froschkönig nach einem Text von Erika Ebert in Karlsruhe bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung uraufgeführt. Es hatte so viel Erfolg, dass es, versehen mit einer patriotischen Rahmenhandlung, in der Weihnachtszeit 1914/15 im Großherzoglichen Hoftheater Karlsruhe noch einige Male aufgeführt wurde.
Während des Ersten Weltkrieges durfte Margarete Schweikert “Männerarbeit” verrichten und den Geigenlehrer am Großherzoglich Badischen Lehrerinnen-Seminar Prinzessin-Wilhelm-Stift in Karlsruhe vertreten. In diese Zeit fielen ihre ersten musikjournalistischen Arbeiten, darunter 1917 die Besprechung der Uraufführung von Pfitzners Palestrina in München. Eine beglückende und fruchtbare Zusammenarbeit verband sie mit dem Münchner Pianisten August Schmid-Lindner, mit dem sie im ganzen süddeutschen Raum auftrat. Bedeutende Sängerinnen und Sänger setzten sich für ihre Lieder ein: Zu nennen sind hier etwa Hedy Iracema-Brügelmann, Hermann Conzelmann und Rudolf Ritter. Die Qualität der von Margarete Schweikert zusammengestellten Programme wurde immer wieder gerühmt, ihre 18 Hauskonzerte, die sie zwischen Juni 1922 und Mai 1926 organisierte, wurden manchmal sogar wiederholt. Die Programme belegen Schweikerts Engagement für zeitgenössische Komponisten – besonders setzte sie sich für Max Reger ein, dessen Werk sie durch Joseph Haas kennengelernt hatte.
Schweikerts Mutter starb Anfang 1922, und Margarete fühlte sich verpflichtet, ihrem Vater den Haushalt zu führen. Am 8. September 1923 heiratet sie den Bankkaufmann Hermann Voigt, am 22. Juli 1924 wurde Tochter Christiane geboren. Hermann übernahm das Goldwarengeschäft der Familie Petry, Margarete Voigt-Schweikert trat weiter in Karlsruhe und der näheren Umgebung auf, doch hatte sie wenig Zeit, eine eigene schöpferische Tätigkeit zu verfolgen. 1933, im Jahr der Machtübergabe an die Nationalsozialisten, wurde Tochter Christiane neun Jahre alt, und Margarete Voigt-Schweikert wollte beruflich wieder durchstarten. Im Karlsruher Büro der Reichsmusikkammer erfuhr sie aber, dass sie als Doppelverdienerin keine Arbeitserlaubnis bekommen würde. Es blieben die Hauskonzerte und die Heimabende der Nationalsozialistischen Frauenschaft – wahrlich keine Herausforderungen für einen kreativen Geist, für den Konzertieren und Komponieren so eng verbunden war. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Margarete Voigt-Schweikert ihre Lehrtätigkeit wieder auf. Durch den Kontakt mit der Malerin und Dichterin Martha Kropp bei der GEDOK Karlsruhe ließ sie sich zu ihren vier letzten Liedern inspirieren. Die Komponistin und Kammermusikerin starb am 13. März 1957 in ihrer Heimatstadt.
(Text von 2017)
Verfasserin: Birgitta Schmid
Zitate
Ich hätte mir die Zunge lieber abgebissen, eh’ ich dem Richard Strauss erzählt hätte, daß ich auch komponiere. (Margarete Schweikert nach einem Besuch in der Villa des Komponisten)
Links
- Biographie Margarete Schweikert von Birgitta Schmid
- Wikipedia, Eintrag Margarete Schweikert
- Nachlass Margarete Schweikert, Badische Landesbibliothek Karlsruhe
- Musik und Gender, Eintrag Margarete Schweikert
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Literatur & Quellen
Werkausgaben
Margarete Schweikert: Klavierwerke. 2 Bände. Hg: Daniela Steinbach, Bissersheim 1993.
Margarete Schweikert: Novellette für Klavier. Hg: Jeannette La-Deur, Kassel 2012.
Margarete Schweikert: Serenade auf dem Meer für Sopran, Violine, Englischhorn und Klavier. Hg: Jeannette La-Deur, Kassel 2012.
Margarete Schweikert: Wolken-Lieder und Späte Lieder für Singstimme und Klavier. Hg: Jeannette La-Deur, Kassel 2014.
Margarete Schweikert: Lieder an ein Mädchen für Tenorstimme und Klavier op. 15. Hg: Jeannette La-Deur, Wilhelmshaven 2014.
Margarete Schweikert: Romanze für Violoncello (Violine/Viola) und Klavier. Hg: Jeannette La-Deur, Kassel 2015.
Margarete Schweikert: Im bitteren Menschenland op. 9 für eine Tenorstimme und Klavier. Hg.: Jeannette La-Deur, Wilhelmshaven 2015.
Margarete Schweikert: Frühlingslieder op. 12 für hohe Singstimme und Klavier. Hg.: Jeannette La-Deur, Wilhelmshaven 2015.
Diskografie
Margarete Schweikert: “Drei Intermezzi” und “Kurze Geschichte”. In: Faszination Frauenmusik. Daniela Steinbach spielt Klavierwerke von Luise Adolpha Le Beau, Ilse Fromm-Michaels, Augusta Holmès, Marianna Martinez u. a. Danae Discs
Margarete Schweikert: Scherzando g-Moll. In: Klaviermusik Karlsruher Komponistinnen. Sontraud Speidel, Klavier. Hoepfner Classics in der Antes Edition.
Margrete Schweikert: Lieder und Kammermusik. Mit Bernhard Berchtold (Tenor), Berit Barfred-Jensen (Sopran), Jeannette La-Deur (Klavier und künstlerische Projektleitung), Annelie Groth (Violine), Franziska Dürr (Viola), Ilona Steinheimer (Englischhorn). Salto Records International, SAL 7019
Margarete Schweikert: Im bitteren Menschenland. Lieder für Tenor und Klavier. Mit Bernhard Berchtold (Tenor) und Jeannette La-Deur (Klavier und künstlerische Projektleitung). Florian Noetzel Verlag “Ars Musica”, AM 7696
Literatur
Michael Gerhard Kaufmann: “Margarete Schweikert - Protagonistin Regerscher Musik in Karlsruhe.” In: Auf der Suche nach dem Werk: Max Reger - sein Schaffen - seine Sammlung. Hg: Susanne Popp und Susanne Shigihara, Karlsruhe 1998.
Michael Gerhard Kaufmann: „… Ich hätte mir die Zunge lieber abgebissen, eh’ ich dem Richard Strauss erzählt hätte, daß ich auch komponiere …“ Margarete Schweikert (1887–1957) in Karlsruhe. In: Georg Günther, Reiner Nägele (Hrsg.): Musik in Baden-Württemberg - Jahrbuch 2001, Band 8, Stuttgart und Weimar 2001.
Michael Gerhard Kaufmann: “Lieder an ein Mädchen – Margarete Schweikert (1887-1957) in Karlsruhe”. In: Martina Rebmann, Reiner Nägele (Hrsg.): Klangwelten : Lebenswelten. Komponistinnen in Südwestdeutschland, Karlsruhe und Stuttgart 2004.
Martina Rebmann: “Die Karlsruher Komponistin Margarete Schweikert (1887-1957)”. In: Vivavoce. Archivnachrichten des Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik, Frankfurt am Main, 78, 2001.
Almut Ochsmann: “Die Regerinterpretin Margarete Schweikert”. In: Mitteilungen des Max-Reger-Instituts 21, Karlsruhe 2012.
Birgitta Schmid: “Margarete Schweikert (1887 - 1957). Komponistin und Kammermusikerin”. In: Ann-Katrin Zimmermann (Hrsg.): Musik in Baden-Württemberg - Jahrbuch 2013, Band 20, München 2013.
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