Biographien Margareta Morgenstern
(geb. Gosebruch von Liechtenstern)
geboren am 29. März 1879 in Berlin
gestorben am 21. August 1968 in Breitbrunn am Ammersee
deutsche Anthroposophin, Ehefrau und Nachlasspflegerin von Christian Morgenstern
145. Geburtstag am 29. März 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Margareta Morgenstern war die Tochter des Zimmermanns und späteren Architekten Friedrich Theodor Albrecht Gosebruch und seiner Frau Lida (geb. Jacobi). Der Vater starb aber bereits 1887 und die Mutter heiratete danach den Generalleutnant Friedrich von Liechtenstern. Margareta bekam die standesgemäße Bildung höherer Töchter. Sie war sehr musikalisch und eine begeisterte Konzert- und Opernbesucherin; außerdem spielte sie gern Klavier. Als der General 1906 starb, war Margareta 27 Jahre und noch unverheiratet.
Im Sommer 1908 weilte sie mit einer Freundin in Bad Dreikirchen. Hier lernte sie den Dichter Christian Morgenstern (1871-1914) kennen, der den Südtiroler Höhenort zur Linderung seiner Tuberkulose aufgesucht hatte. Das von der Mutter ererbte Lungenleiden beherrschte sein Leben. Bereits mit 22 Jahren musste er sein Studium abbrechen und danach folgten immer wieder Kur- und Sanatoriumsaufenthalte. Die beiden unternahmen zusammen Spaziergänge, spielten Schach und führten lange Gespräche. Es entwickelte sich eine innige Geistesfreundschaft. Nachdem Margareta zu ihrer Mutter nach Freiburg abgereist war, entspann sich ein reger Briefwechsel. Morgenstern hatte die Liebe wohl heftig ergriffen, denn in einem Brief vom 31. August 1908 redete er Margareta bereits mit „Geliebtes, geliebtestes Herz“ an. Fast täglich schrieb er ihr und widmete ihr natürlich auch Gedichte. Als Margareta im Oktober erkrankte und in einem Krankenhaus lag, reiste Christian sofort dorthin, um ihr nahe zu sein. Hier lernte er auch ihre Mutter kennen, die jedoch von dem nichtstandesgemäßen Umgang ihrer Tochter nicht begeistert war - schließlich war sie eine Generalswitwentochter. Auch Margaretas Bruder Hans, der Leutnant war, sah seine Offizierslaufbahn in Gefahr. In ihren Augen war der „brotlose“ Dichter Morgenstern eine gesellschaftliche Unmöglichkeit, der Margareta keinen angemessenen Lebensstandard bieten konnte. Schließlich setzte sich die willensstarke Margareta gegen ihre Familie durch und nach der Verlobung noch 1908 heirateten die beiden am 7. März 1910. Ihre Mutter und sein Vater („ich bedaure geradezu Deine Verirrung“) blieben der Trauung jedoch fern.
Margareta, die sich früher schon mit Anthroposophie beschäftigt hatte, machte Christian bereits unmittelbar nach dem ersten Kennenlernen mit der von Rudolf Steiner (1861–1925) begründeten, spirituellen und esoterischen Weltanschauung bekannt. Gemeinsam studierte man dessen Schriften und – wenn möglich – folgte man Steiners Vortragsreisen, u.a. nach Düsseldorf, Koblenz, Kristiania, Budapest, Kassel und München. Hier lernte man Steiner auch persönlich kennen und fortan verband eine enge Freundschaft das Dreigestirn.
1911 ließen sich Christian und Margareta Morgenstern in Arosa (Südtirol) nieder; der Patient brauchte dünnere Höhenluft. Obwohl sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechterte, war Morgenstern weiterhin aktiv; so sichtete er seine Manuskripte für eine geplante Gesamtausgabe. Neben der Fürsorge und der Pflege des Schwerkranken war ihm seine Frau hierbei eine große Stütze. Anfang 1914 wollte sich Morgenstern in das Sanatorium Arco (Südtirol) begeben, doch wegen seines aussichtslosen Gesundheitszustandes verweigerte man die Aufnahme. Nach einer kurzen Unterbringung in der Lungenheilanstalt in Gries bei Bozen starb Christian Morgenstern am 31. März 1914 in Meran-Untermais.
Nach seinem Tod widmete sich Margarete Morgenstern dem literarischen Nachlass ihres Mannes, der infolge seiner häufigen Aufenthaltswechsel zunächst noch über viele Stellen verstreut und erst nach Jahren zugänglich war. Alle erreichbaren Dokumente und Manuskripte hat sie gesammelt, geordnet und verwaltet. Auf der Grundlage dieses Materials brachte sie immer wieder Bände mit seinen Gedichten, Aphorismen und Briefen heraus, wobei ihr der gemeinsame Freund und Anthroposoph Michael Bauer (1871-1929) behilflich war. Dabei strebte sie keine „wissenschaftliche Gesamtausgabe“ an; die von ihr redigierten Bändchen waren eher Liebhaberausgaben. Ab 1919 lebte Margareta Morgenstern mit Bauer in einem neu errichteten Haus in Breitbrunn oberhalb des Ammersees zusammen. Das Haus wurde ein spirituelles Zentrum, in dem man häufig Gäste empfing. Die von Bauer begonnene Morgenstern-Biografie hat sie schließlich (zusammen mit dem Pfarrer und Schriftsteller Rudolf Meyer (1896-1985)) vollendet und 1933 herausgebracht.
Margarete Morgenstern hat ein hohes Alter erreicht, in dem sie weiterhin gesellschaftliche Kontakte pflegte. In ihrem Zusammenleben mit zwei bedeutenden Männern hat sie sich zumeist zurückgenommen; doch war sie stets eine gleichberechtigte und anregende Partnerin – ein damals typisches und heute nur noch selten gewürdigtes Frauenschicksal. Mit ihrem nimmermüden und selbstlosen Engagement hat sie großen Anteil daran, dass Christian Morgenstern heute zu den anerkannten Dichtern des beginnenden 20. Jahrhunderts gehört.
(Text von 2021)
Verfasserin: Manfred Orlick
Zitate
An Margareta
Ich habe nicht gewußt, daß so viel Liebe
in einem Menschen sein kann – und zu mir.
Zwar – ich bin ungerecht. Und doch – es hat
mich nimmermehr zuvor so überwältigt.So will ich sagen: Wissen um die Liebe,
das tat ich stets, und war auch wohl ihr Gast,
so wie ein Gast von Heim und Herdglut weiß.
Durch dich erst aber glaub' ich an die Liebe.Selbst (und das ist das schwerste) an die meine;
an meine Fähigkeit zu jener letzten
Ver-einigung des ewig sonst Ent-zweiten.Nun nicht mehr Gast nur wandl' ich durch die Zeiten, –
nun sitz ich selbst am Herd und atme Frieden,
und glaub an alle Liebe – durch die deine.
Christian Morgenstern
Links
- - http://biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=482
- - https://www.a-tempo.de/article.php?i=201403&c=8
Literatur & Quellen
- Johannes Lenz: Margareta Morgenstern – Die Lebensgefährtin – Eine biografische Skizze. Stuttgart 2014
- Michael Bauer (vollendet von Margareta Morgenstern unter Mitarbeit von Rudolf Meyer): Christian Morgensterns Leben und Werk. München 1945
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