geboren am 14. September 1879 in Corning, New York
gestorben am 6. September 1966 in Tucson, Arizona
US-amerikanische Aktivistin für Geburtenkontrolle
145. Geburtstag am 14. September 2024
Biografie • Zitate • Weblinks • Literatur & Quellen
Biografie
Margaret Sanger, die führende Aktivistin für Geburtenkontrolle in den USA, war eine der wenigen feministischen Leitfiguren aus einer Arbeiterfamilie. Den Ausdruck “birth control” prägte sie selbst. Über 50 Jahre lang kämpfte sie nicht nur für die reproduktive Selbstbestimmung der Frauen, sondern – unerhört für die USA im frühen 20. Jahrhundert, besonders von einer Frau - auch für mehr Spaß am Sex, auf den auch die Frau ein Anrecht habe. In den Industrienationen ist dies Ziel heute erreicht, dank der Pille, für deren Entwicklung Sanger noch gegen Ende ihres Lebens, in den 50er und 60er Jahren, die nötigen Gelder beschaffte.
Margaret Higgins wurde als sechstes von elf Kindern einer Steinmetzfamilie in Corning im Staat New York geboren. An ihrem Vater bewunderte Margaret das unkonventionelle Denken und Handeln, aber sie litt darunter, daß das Schwimmen gegen den Strom auch Einbußen an Status und finanzieller Sicherheit nach sich zog. Ihre Mutter starb, ausgelaugt durch pausenlose Schwangerschaften und die Sorge für die riesige Kinderschar, mit 49 an Tuberkulose – während ihr Vater über achtzig wurde.
Margaret wurde Krankenschwester und lernte bald das Elend armer und unwissender Ehefrauen kennen, die keine Möglichkeit fanden, den meist früh tödlichen Folgen ihrer “ehelichen Pflichten” zu entkommen. Bürgerliche Frauen kannten Verhütungsmethoden und tauschten sich untereinander aus. Arme Frauen aber blieben oft unwissend und verzweifelten.
Margaret Higgins heiratete den Architekten William Sanger und gebar zwischen 1903 und 1910 drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter. In Greenwich Village kamen sie in Kontakt mit fortschrittlichen Kreisen und schlossen Freundschaft mit z.B. Emma Goldman und Mabel Dodge. Margaret verdiente sich Geld als Geburtshilfe-Krankenschwester und lernte in dem Armenviertel Lower East Side den absoluten Horror ungewollter Schwangerschaften aus nächster Nähe kennen. Die Frauen und ihre Männer flehten sie an, ihnen zu sagen, wie sie weitere Geburten verhindern könnten – Sanger wußte es nicht. Die Verbreitung von Wissen über Verhütungsmöglichkeiten und den Schutz vor Geschlechtskrankheiten war in den USA durch die infamen Comstock-Gesetze von 1873 als obszön verboten. Mochte G.B. Shaw spotten “Über die Comstockerei in den USA lacht die ganze Welt” – für die Betroffenen war es bitterer Ernst: Samstagabends sah Sanger lange Schlangen vor den Wohnungen der AbtreiberInnen; bald darauf sah sie die Frauen in ihrer Praxis wieder – diesmal als Opfer von Vergiftungen oder verpfuschten Operationen.
Sanger nahm den Kampf gegen dies Elend auf: Sie reiste nach Europa und sammelte in England, Frankreich und Holland Informationen über moderne Verhütungsmittel und –methoden (Pessare, Vaginalduschen, Kondome, Diaphragmen). Ganz wesentlich war ihr dabei, daß die Frau die Kontrolle über die Verhütung haben sollte, da nach Aussage der Frauen und nach ihrer eigenen Erfahrung den Männern in der Regel nicht zu trauen war. 1916 eröffnete Sanger die erste Klinik für Geburtenkontrolle, vor der wieder die Frauen Schlange standen. Diesmal allerdings bekamen sie handfeste Aufklärung. Schon nach neun Tagen wurde die Klinik von der Polizei geschlossen, aber die von Sanger initiierte Bewegung war nun nicht mehr aufzuhalten.
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
Vom verschiedenen Seiten hatte man mich auf Margaret Sangers Pionierarbeit in Amerika aufmerksam gemacht. Aber ich wünschte nicht, Näheres von ihr zu wissen, die ganze Sache widerstrebte mir. Darauf sandte man mir das Buch [Margaret Sanger, The Pivot of Civilisation, 1922], und aus Höflichkeit blätterte ich darin mit dem Endergebnis, daß ich es Seite für Seite las. Dem Buch ist nicht zu entrinnen. Es hat auf alle meine glühenden Einwendungen eine Antwort, die so überzeugend ist, daß ich zuletzt die Waffen strecken und mich beugen mußte.
Links
Margaret Sanger Papers Project (Archiv, englisch)
Literatur & Quellen
Dash, Joan. 1988. A Life of One's Own: Three Gifted Women and the Men they Married: Margaret Sanger, Edna St. Vincent Millay, Maria Goeppert-Mayer. New York. Paragon.
Notable American Women: The Modern Period. 1980. Hg. Barbara Sicherman, Carol Hurd Green, Irene Kantrov & Harriet Walker. Cambridge, MA; London.
Sanger, Margaret. 1929. Zwangs-Mutterschaft [=Motherhood in Bondage]. Aus d. Engl. von Rudolf Rutt. [Vorwort: Friedrich Wolf]. Stuttgart. Deutsche Verlags-Anstalt.
Sanger, Margaret. 2003. Her Life in Her Words. Hg. Miriam Reed. Vorwort: Margaret Sanger Lampe. Barricade Books.
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