Biographien Margaret Morse Nice
geboren am 6. Dezember 1883 in Amherst, Massachusetts
gestorben am 26. Juni 1974 in Chicago
US-amerikanische Ornithologin
50. Todestag am 26. Juni 2024
Biografie • Zitate • Literatur & Quellen
Biografie
Margaret Morse war das mittlere von sieben Kindern, bei denen sich Jungen und Mädchen immer exakt abwechselten, wie sie in ihren Erinnerungen Research is a Passion with me (1970) mitteilt. Beide Eltern waren AkademikerInnen; der Vater lehrte Geschichte am Amherst College. Schon als Kinder interessierten sich Margaret und ihr Lieblingsbruder Harold leidenschaftlich für die Natur, besonders für die vielfältige einheimische Vogelwelt. Harold starb, als Margaret 13 Jahre alt war:
Dieser Verlust warf mich auf mich selbst zurück, und ich wandte mich den Vögeln zu mit einer Intensität, der jahrelang nichts gleichkam.
Margaret besuchte das Mount Holyoke College; anschließend war sie zwei Jahre lang Forschungsassistentin an der Clark Universität in Worcester, Massachusetts, wo sie Leonard Blaine Nice kennenlernte und heiratete. Seine Karriere als Mediziner diktierte im folgenden ihre Umzüge bzw. Wohnorte: Von Cambridge zog die Familie nach Norman in Oklahoma, wo Blaine 1913 die Leitung der Physiologie übernahm. 1927 ging es nach Columbus an die Ohio State Universität und 1936 an die Universität von Chicago.
Margaret gebar zwischen 1910 und 1918 vier Töchter. Die “passionierte Naturforscherin” verzweifelte manchmal an der endlosen, geistlosen Hausarbeit:
Obwohl unsere Mahlzeiten einfach waren und die Wäsche immer außer Haus gegeben wurde, und obwohl ich täglich etwa eine Stunde für meine Forschung hatte, wurde mein Leben so vollgestopft mit bloßen Sachen, dass mein freier Geist daran erstickte. ... Ich fand, es wäre besser, ein Vogel zu sein. Vögel sind einmal pro Jahr sehr mit ihren Jungen beschäftigt, aber das dauert bei vielen nur ein paar Wochen, und dann sind die Jungen erwachsen und fort. Und was das beste ist: Sie verlassen ihre Häuser für immer und gehen den Rest des Jahres auf Tour. Kein Wunder, daß sie glücklich sind.
In den 1920-er Jahren schaffte sich die Familie ein Auto an, und Margaret Nice löste ihr Problem, indem sie die ganze Familie für die ornithologische Feldarbeit begeisterte. Die ersten ihrer über 250 Forschungsarbeiten entstanden, wurden publiziert und brachten ihr sofort die Anerkennung der Fachwelt.
In Ohio kaufte die Familie sich ein Haus am Olentangy River; das umgebende Marschland war die Heimat unzähliger Vogelarten. Hier begann Nice, einzelne Vögel zu kennzeichnen und ihren Lebensweg zu verfolgen und wurde bald zur Autorität für das Verhalten von Vögeln. Sie dokumentierte das Territorialverhalten kleiner Vögel, ihr Balz-, Paarungs- und Dominanzverhalten. Ihr zweibändiges Werk Studies in the Life History of the Song Sparrow [Das Leben der Singspatzen] etablierte sie als führende OrnithologIn der USA.
Nice war sehr sprachbegabt; sie übersetzte die wichtigsten Forschungsarbeiten ihrer europäischen KollegInnen und führte eine rege Korrespondenz mit ihnen.
1938 wurde sie zur Präsidentin der Wilson Ornithological Society ernannt und war somit die erste Frau an der Spitze einer großen amerikanischen ornithologischen Gesellschaft.
Verfasserin: Luise F. Pusch
Zitate
Ich empfand Mitleid mit allen, die nicht zelten gehen konnten, um die Vögel von Oklahoma zu studieren. Und dann fiel mir ein, dass - so seltsam das auch klingen mag - außer uns kaum jemand auch nur den Wunsch dazu verspürte.
Meine Armeehosen waren mein ganzer Stolz; ich war erstaunt, mit welcher Leichtigkeit ich von Fels zu Fels springen konnte. Um diese Zeit fingen die Frauen in Amerika an, bei Ausflügen in die freie Natur Männerkleidung zu tragen.
Literatur & Quellen
Conway, Jill Ker. Hg. 1992. Written by Herself: Autobiographies of American Women: An Anthology. New York. Vintage Books.
Nice, Margaret Morse. 1970. Research is a Passion With Me. Toronto. Consolidated Amethyst Publications.
Notable American Women: The Modern Period. 1980. Hg. Barbara Sicherman, Carol Hurd Green, Irene Kantrov & Harriet Walker. Cambridge, MA; London. The Belknap Press of Harvard UP.
Rossiter, Margaret W. 1982. Women Scientists in America: Struggles and Strategies to 1940. Baltimore; London. Johns Hopkins UP.
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